0620 - Die Götzenhöhle
Belzik.
Ein Wohnwagen, vor den eine Zugmaschine gespannt worden war.
»Das ist er doch – oder?«
»Natürlich ist er das.«
Beide Araber lachten, denn damit hatten sie nicht gerechnet. »Wieso ein Wohnwagen?«
»Wieso nicht?«
»Das ist keine Antwort, verdammt!«
»Ich mußte damit reisen.« Eine andere Erklärung gab Boris Belzik den beiden nicht. Er zerrte die provisorisch reparierte Tür auf und ließ die beiden Araber in das Dunkel des Wagens treten.
Auch hier nahmen sie ihre Masken nicht ab, weil sie einfach zu mißtrauisch waren.
»Soll hier die berühmte Waffe sein?« fragte Rotmaske.
»Ich habe sie dabei.«
»Dann zeig sie uns.«
»Langsam, ich möchte erst Licht machen, damit ihr sie auch genau erkennen könnt.«
»Beeil dich, Russe, wir haben nicht viel Zeit!«
Belzik erwiderte nichts. Er dachte nur daran, daß sie bald sehr viel Zeit haben würden.
Er zündete den Docht eine Öllampe an und drehte an einer Schraube das Licht höher. Es gab einen ungewöhnlichen Schein ab.
Eine Mischung aus rot und schwarz. Sehr ruhig verteilte es sich innerhalb des Wagens und leuchtete auch gegen die zweite Tür, die inmitten einer Holzwand zu sehen war. Sie wiederum trennte den Wagen in zwei Hälften.
Belzik deutete mit dem Zeigefinger auf die Tür. »Dahinter befindet sich die Waffe.«
»Ist sie groß?«
»Ja.«
Rotmaske schüttelte den Kopf. »Mir kommt es vor, als würden wir hier ein Märchen erleben.« Plötzlich hielt auch er eine Waffe in der Hand und drückte das kalte Metall der Mündung gegen die Stirn des Russen. »Ich weiß nicht, aber ich werde den Eindruck einfach nicht los, daß du uns hier verarschen willst.«
Der Bärtige breitete die Arme aus. »Was wollt ihr, zum Henker? Ich bin allein, ihr seid zu zweit. Es muß euch doch ein Leichtes sein, mich zu überwältigen. Oder fürchtet ihr euch vor einem Menschen, wie ich es bin? Ich trage nicht einmal eine Pistole bei mir, ich habe euch vertraut. Was hier abläuft, ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit. Ihr werdet eure Waffe bekommen.«
»Das will ich auch meinen.«
»Darf ich die zweite Tür öffnen?«
»Mach schon.«
Boris Belzik drehte sich um. Er gab noch einige Erklärungen.
»Wenn die Tür offen ist, werde ich zur Seite treten, damit ihr euch die Waffe anschauen könnt. Belassen wir es dabei?«
»Ja.«
»Ich gebe euch die Erklärungen später. Schaut das Gebilde einmal an.«
»Gebilde?«
»Ja, es ist etwas Besonderes.«
»Halte uns nur nicht für dumm!« blaffte Rotmaske.
Belzik kümmerte sich nicht um die Männer. Er schloß die Tür auf und zog sie zu sich heran. In diesen Momenten sprach keiner der drei Männer ein Wort. Jeder spürte die Spannung, die wie ein Netz über ihnen lag und sie nicht loslassen wollte.
Die Araber traten näher. Lächelnd ließ Belzik sie passieren. Er wußte, daß ihnen keine Chance blieb.
Rotmaske sah es zuerst. Er stöhnte auf und riß sogar den Stoff von seinem Gesicht weg. »Das ist nicht möglich!« keuchte er. »Das kann doch nicht die Waffe sein – ein Skelett?« schrie er.
»Nicht nur das«, erklärte Belzik gelassen. »Vergiß nicht die Blasen vor meinem Freund…«
***
Keiner der beiden Araber schaffte es, einen Kommentar abzugeben.
Die Männer blieben stumm. Was sie sahen, war einfach unglaublich.
Hinter der Tür befand sich ein mächtiges Skelett, dessen Knochen gelblichgolden schimmerten und dessen Rücken von einem schwarzen Umhang oder einer dunklen Kutte bedeckt wurde.
Das Licht aus dem größten Teil des Wagens fuhr flackernd über die unheimliche Gestalt und drang auch in die Augenhöhlen, die wie Schächte wirkten.
Gleichzeitig fing es sich an der dünnen Außenhaut der schwebenden und leicht zitternden Blasen, die eine ovale Form angenommen hatten. Nicht alle warteten auf der Stelle. Die Blasen im Hintergrund trieben lautlos wie Nebelwolken an der schrecklichen Knochengestalt entlang.
Beide Araber drehten sich nicht um, als sie mit dem Russen sprachen. »Wieso ist das eine Waffe?« fragte Schwarzmaske. »Was willst du uns da erzählen?«
»Die Wahrheit.«
»Verflucht, es ist…«
»Die Waffe, die alles schlägt, Freunde. Ich würde vorschlagen, daß ihr sie euch anseht.«
»Das Skelett?«
»Nein, die Blasen.«
Instinktiv spürten die Araber, daß es gefährlich sein konnte, wenn sie sich näherten. Sie waren Vollprofis, besaßen eine Nase für Gefahren, wollten nicht, aber der hinter ihnen stehende Russe hatte seinen Helfern längst einen gedanklichen
Weitere Kostenlose Bücher