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0620 - Reise durch den Zeitstrom

Titel: 0620 - Reise durch den Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einem Kollegen vermißt habe."
    Goshmo-Khan stand geduckt da, die Hände hielt er wie ein Boxer in Kampfstellung. Er war eine groteske Erscheinung. Von Gestalt nur 1,62 Meter groß, besaß er die Schulterbreite und den muskulösen Körper eines Zwei-Meter-Riesen. Die kohlschwarzen, glänzenden Haare waren zu bis an die Schultern reichende Zöpfe geflochten. Diese Zöpfe und ein bis zum Nabel reichender Hängeschnurrbart, an dessen Enden noch zwei in Gold gefaßte Howalgonium-Kristalle hingen, wollten einfach nicht in das Bild passen, das man sich von einem nüchternen Wissenschaftler machte.
    „Es ist ein ganz neuer Zug an Ihnen, daß Sie eine Aussprache wünschen", sagte Goshmo-Khan zynisch. „Bisher sind Sie immer allen Fragen geschickt ausgewichen. Aber jetzt müssen Sie Farbe bekennen."
    Kol Mimo bewunderte den Wissenschaftler aus Waringers Team. Obwohl er nicht minder als die anderen unter der PV-Seuche zu leiden hatte, war ihm nicht entgangen, daß etwas an dem Zeitreise-Unternehmen nicht stimmen konnte.
    „Entspannen Sie sich jetzt wieder, Goshmo-Khan", sagte Kol Mimo. „Sie stehen da, als wollten Sie sich mit mir prügeln.
    Sparen Sie Ihre Kräfte besser für wichtigere Dinge auf. Sehen Sie auf den Bildschirm. Im Raum um Terra treiben Tausende von führungslosen Schiffen..."
    „Sie wollen mir schon wieder ausweichen", rief Goshmo-Khan.
    Aber es klang lange nicht mehr so aggressiv wie vorhin, was Kol Mimo zeigte, daß die Wirkung des Psychopharmakons nachließ.
    Es würde ihm nicht schwer fallen, den Hyperdim-Biologen von seinen grüblerischen Gedanken abzulenken. Kol Mimo paßte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß sich jemand zu intensiv mit der Problematik der bevorstehenden Zeitreise beschäftigte.
    „Haben Sie sich noch nicht gefragt, wieso keines der führungslosen Schiffe in den Anziehungsbereich der Erde gerät und abstürzt?" sagte Kol Mimo.
    Goshmo-Khan lachte abfällig. Er schien bereits wieder vergessen zu haben, warum er Kol Mimo zur Rede stellen wollte.
    „Was soll daran schon absonderlich sein?" sagte Goshmo-Khan spöttisch. „Natürlich haben auch auf den Schiffen die Roboter die Kontrolle übernommen und sie in sichere Kreisbahnen gebracht.
    Von den Mannschaften wäre bestimmt niemand mehr dazu in der Lage."
    „Da haben Sie nur allzu recht", meinte Kol Mimo bitter. „Auch auf den Raumschiffen hat die Stille des Todes eingesetzt."
    Er starrte auf den Bildschirm. In der Bildmitte war die Erde als faustgroße Kugel zu sehen, und ringsum sie waren Tausende vors Schiffen der Solaren Flotte. Nur war keine Bewegung in diesen Schiffen, sie schwebten ruhig und majestätisch Hülle an Hülle, Ultrariesen neben leichten Kreuzern, Aufklärer neben Bergungs- und Kampfschiffen.
    Wenn Kol Mimo es nicht wüßte, er hätte nie geahnt, daß an Bord dieser Schiffe Millionen von Menschen lebten; denn kein einziger individueller Funkspruch wurde zwischen ihnen gewechselt, nur die Funkimpulse der Robotereinheiten geisterten zwischen ihnen umher.
    Die Menschen auf den Schiffen hatten sich nichts mehr zu sagen. Sie warteten still und ergeben auf den Tod, der langsam aber unaufhaltsam kam.
    Es war ein gigantischer Raumschiff-Friedhof, ein Friedhof, obwohl die Toten noch lebten. Paradox? Nein, keineswegs.
    Klinisch gesehen, lebten die vielen Milliarden Menschen im Solsystem noch, aber psychisch waren sie so gut wie tot.
    Die Situation auf den Planeten war die gleiche wie auf den Schiffen, nur die Umgebung, in der die Menschen auf den Tod warteten, war anders.
    Kol Mimo mußte diese Gedanken abschütteln. Er wollte sich nicht bei jedem seiner Schritte sagen müssen, daß das Leben einer ganzen Galaxis davon abhing, daß er keinen Fehler machte. Unter dem Druck der Verantwortung konnte es nur allzu leicht passieren, daß er nervös wurde und dann eine falsche Entscheidung traf.
     
    *
     
    Die Zeit verstrich nur langsam.
    Kol Mimo vertrieb sie sich hauptsächlich damit, daß er von der Bordpositronik die Positionsdaten anforderte. Da Mentro Kosum noch nicht ansprechbar war, war Kol Mimo auf sich selbst gestellt.
    Das Anflugmanöver des Autopiloten lief noch immer. Obwohl der Flottentender bereits auf zweitausend Kilometer an die Erde herangekommen war, wurden immer wieder Korrekturen vorgenommen die ihn in eine stabilere Umlaufbahn bringen sollten.
    Einmal befand sich auf ihrem Kurs eine entgegenkommende Raumstation, dann wieder war ihre Geschwindigkeit zu gering, so daß die Anziehungskraft der Erde auf den

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