0620 - Reise durch den Zeitstrom
Körperkräfte besaß, obwohl er aussah wie ein wandelnder Leichnam, hob Saedelaere aus dem Sitz und schleppte ihn zum Hypersender.
„Tasten Sie den Code ein, Alaska", verlangte Kol Mimo.
„Wie Sie meinen, Mimo", sagte Saedelaere und ließ seine schlanken Finger kraftlos über die Tastatur wandern.
Kol Mimo blickte mit seinen großen, schwarzen Augen zum Panoramabildschirm, wo die Wachplattform in einer Vergrößerung zu sehen war. In einer Ecke leuchteten Zahlenreihen auf, die ständigen Veränderungen unterworfen waren. Sie zeigten nicht nur die physikalische Beschaffenheit der abgebildeten Wachplattform an, sondern deren absolute und ihre relative Geschwindigkeit zum Flottentender.
TERMIT-1083 flog mit halber Lichtgeschwindigkeit in das Solsystem ein, die Wachplattform hatte sich dieser Geschwindigkeit angepaßt und kam nun näher. Sie war nur noch 100000 Kilometer entfernt.
„Zum letzten Mal - identifizieren Sie sich!" drang die unpersönliche Stimme aus dem Lautsprecher.
„Haben Sie den Code eingegeben?" fragte Kol Mimo ungeduldig.
Saedelaere nickte schwach.
„Ja - aber ich frage mich..."
Kol Mimo hörte ihm nicht zu. Er nahm einige Schaltungen am Hypersender vor und hielt dann den Atem an, als die Kontrollen anzeigten, daß die von Saedelaere programmierten Codesymbole gesendet wurden.
Die Antwort der Wachplattform ließ nicht lange auf sich warten.
„Sie dürfen passieren!"
Kol Mimo entspannte sich. Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie sich die Robotstation zurückzog. Jetzt waren keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten. Da sie von der Wachstation als „nicht feindlich" klassifiziert worden waren und die Einflugerlaubnis erhalten hatten, würden auch alle anderen Robotstationen keine Schwierigkeiten machen. Vorausgesetzt natürlich, daß es stimmte, was Saedelaere behauptete.
Aber an Saedelaeres Worten war kaum zu zweifeln. Es stimmte, daß die Menschheit des Solsystems in ihren letzten Zügen lag. Kol Mimo konnte das mit Hilfe seiner Fähigkeit als Hyperpuls-Orter, die er durch seinen Paradim-Unfall erhalten hatte, zumindest aus einer Perspektive beurteilen.
Er war in der Lage, fünfdimensionale Impulse, Funksprüche und verschiedengeartete Schwingungen ohne technische Hilfsmittel zu empfangen und geistig zu verarbeiten. Als er zuletzt vor etwa drei Wochen im Solsystem war, da war das Radiospektrum der elektro-magnetischen Wellen noch angefüllt mit individuellen Funknachrichten, Radio- und Fernsehsendungen. Jetzt empfing er kaum mehr als jene verschlüsselten Funkimpulse, die die einzelnen Robotstationen miteinander wechselten.
Wenn man die Lebensfähigkeit eines hochzivilisierten Volkes an ihrem Funkvolumen messen wollte, dann war die Menschheit bereits so gut wie tot.
Dabei hatte Kol Mimo einen Weg gefunden, um die PAD-Seuche, die ja für diese tragische Entwicklung verantwortlich war, zu bekämpfen.
Kam er nun mit seiner rettenden Idee zu spät?
2.
Nach dem Studium der Flugaufzeichnungen der MARCO POLO war Kol Mimo zu der Überzeugung gekommen, daß die Ereignisse im Parallel-Universum und die PAD-Seuche in engem Zusammenhang standen, ja, daß die Paraabstrakt-Verseuchung eine unmittelbare Folgeerscheinung der Odyssee durch das Parallel-Universum war.
Dieses Wissen, das andere Forscher in ähnlicher Weise besaßen, genügte jedoch nicht allein zur Lösung des Problems.
Kol Mimo war beim Studium der Flugaufzeichnungen der MARCO POLO auf einige Punkte gestoßen, die ihn den gesamten Komplex von einer gänzlich neuen Perspektive sehen ließ.
Er erkannte, daß man das Problem nur durch ein willkürlich herbeigeführtes Zeitparadoxon lösen konnte. Dabei kam ihm sein Wissen um verbotene Experimente der sogenannten „Wissenschaftler" zugute, die auf dem Planeten Alchimist einen Nullzeit-Deformator gebaut hatten.
Um diese Zeitmaschine zur Erde schaffen zu können, benötigte Kol Mimo jedoch einen Flottentender. Und den Flottentender konnte er sich nur mit Hilfe von einflußreichen Verbündeten beschaffen.
Kol Mimo gewann schließlich Alaska Saedelaere, den Wissenschaftler Goshmo-Khan und den Emotionauten Mentro Kosum für seinen Plan.
Er erklärte ihnen, daß er mit Hilfe der Zeitmaschine in die Vergangenheit zurückkehren wolle und zwar in eine Zeit, die kurz vor dem Start der MARCO POLO zu dem verhängnisvollen Experiment mit den „Nug-Schwarzschild-Reaktoren" lag. Er gab an, Perry Rhodan von der bevorstehenden Katastrophe unterrichten zu wollen, ihm die Erlebnisse im
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