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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mich aufbewahrt und mich vor ihrem Tod eingeweiht.«
    »Liegen sie hier?«
    »Ja, ich habe sie in das Gewölbe gelegt, denn ich wollte sie immer bei mir haben. Jeden Tag ging ich hinab in das Gewölbe und zündete die Kerzen an. Die Totenfeier soll nie aufhören. Das Licht muß leuchten, denn es weist ihnen den Weg, und es zeigt ihnen gleichzeitig, das sie von mir nicht vergessen sind.«
    Bisher hatte ich durch das zuckende Kerzenlicht nicht allzuviel erkennen können. Wohl ein paar Umrisse, aber nichts Genaues. Deshalb ging ich auf die helle Insel zu.
    Loraine Harper rührte sich nicht. Ich rechnete von ihrer Seite mit keiner Gefahr, und Fuller hatte ich auf elegante Art und Weise ausgeschaltet.
    Über die Lichtinsel hinweg schauten wir uns an. Melusine war eine hübsche junge Frau, fast ein Mädchen noch. Nur die Augen störten den Gesamteindruck. Vielleicht trug sie tagsüber eine dunkle Brille wie viele Blinde.
    Ich sah die Toten, ich sah einen zerbrochenen Sarg, aus dem die Leiche herausgerollt war. Der Zustand beider Toten war schlimm.
    Sie befanden sich in einem hochgradigen Verwesungsstadium und sonderten einen ekligen Geruch ab, der kaum von dem des Kerzenlichts kompensiert werden konnte.
    Knochen, altes Fleisch, Stoffreste, aber keine Gesichtsorgane mehr, das alles präsentierte sich meinen Blicken, und auch ich merkte, wie mein Magen nicht mitmachen wollte.
    »Ich sehe deine Eltern, Melusine. Du weißt, was mit ihnen passiert ist?«
    »Ich habe sie nie gesehen.«
    »Nun, sie sind verwest wie alle Toten. Du hättest sie lieber begraben sollen.«
    Melusine ließ sich Zeit mit der Antwort. »Begraben?« echote sie dann. »In der feuchten Erde verstecken? Nein, das wollte ich nicht. Das hätte ich nie gekonnt. Was ist schon ein Körper, frage ich dich? Ist er denn überhaupt wichtig? Nein, würde ich sagen, er ist nicht wichtig. Nur der Geist zählt, und ich weiß genau, daß der Geist nicht zerstört werden kann, auch der meiner Eltern nicht. Ihre Seelen, ihre Geister haben den Weg gefunden, ich weiß, daß sie nach Avalon hineingekommen sind. Die Insel hat sie aufgenommen, sie ist einfach wunderbar. Sie gibt den Toten eine Chance, und viele sagen, daß sie die Toten wieder ins Leben zurückschickt. Avalon kann heilen, Avalon wird mich heilen. Ich stamme von dort, ich bin nur vergessen worden, aber ich werde wieder in meine alte Heimat zurückkehren.«
    »Wie willst du das machen?« fragte ich.
    »Durch dich!« lautete ihre schlichte Antwort. »Nicht grundlos habe ich dich so lange gesucht. Du, John Sinclair, wirst mir den Weg nach Avalon zeigen.«
    Erst wollte ich lachen. Als ich ihr ernstes Gesicht sah, verbiß ich es.
    »Aber wie kann ich das schaffen, Melusine? Es tut mir leid, ich weiß keine Möglichkeit. Ich kenne die Insel nicht einmal. Ich könnte dir nicht sagen, wie ich dorthin käme.«
    »Doch, du mußt es wissen, denn du allein hast die Chance, mich nach Avalon führen zu können.«
    »Sag es mir!«
    Ich wartete gespannt auf ihre Antwort, weil ich ahnte, daß sich hier etwas Großes anbahnte. Ein gewaltiges Abenteuer, das Dimensionen sprengen würde.
    »Nein, John Sinclair, noch nicht. Die Zeit ist einfach nicht reif, wenn du verstehst.«
    »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Nur wir beide, John, nur wir beide können es schaffen. Sonst niemand. Du darfst niemanden einweihen. Wir beide müssen uns darauf konzentrieren. Fremde würden stören.«
    »Meinst du damit Loraine und Brian?«
    »Ja.«
    Fuller lachte hinter mir scharf auf. »Hör zu, du undankbares Luder. Ich bin es gewesen, der dich zum Haus gebracht hat, als dich dein Pferd abwarf. Ohne mich hättest du dich verlaufen, Süße. Undankbarkeit ist der Welt Lohn, das habe ich bei dir wiederentdeckt. So eine verdammte Scheiße, Süße.«
    »Halten Sie den Mund, Fuller!«
    »Aber es ist so gewesen. Du kannst die Kleine fragen, Bulle. Los, frag sie doch.«
    Ich fragte sie nicht, denn ich glaubte ihm auch so. Dafür wandte ich mich an die Blinde. »Wie hast du dir den weiteren Weg mit mir gemeinsam vorgestellt. Kannst du mir das sagen?«
    Sie nickte mir langsam zu. »Ja, das kann ich dir genau sagen. Wir beide werden dieses Haus verlassen müssen. Hier finden wir nicht den Weg zum Ziel.«
    »Gut. Und wohin sollen wir gehen?«
    »Das werde ich dir später sagen. Du wirst schon erleben, wie wir das Tor nach Avalon öffnen. Ich habe genug Zeit gehabt, mir alles genau zu überlegen, und ich weiß sehr gut, daß es der einzige richtige Weg für uns

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