0621 - Die Zeitkorrektur
Personen - wissen, daß wir es nicht nur mit ES zu tun haben, sondern auch und besonders mit Anti-ES. Meiner Meinung nach hätte ES mit seinen skurrilen Einfällen schon gereicht, um uns immer wieder einmal mit Aufregung zu segnen.
Aber generell hatte sich ES doch immer als Helfer der Menschheit erwiesen. Anti-ES dagegen will der Menschheit schaden. Denkst du etwa, es würde seine finsteren Vorsätze aufgeben?"
Perry Rhodan schüttelte den Kopf.
„Ich weiß es nicht. Wir wurden geprüft und haben die Prüfung bestanden. Nach unseren Berechnungen, auch denen, die Nathan nachträglich für uns angestellt hat, spielen ES und Anti-ES auf höherer Ebene eine Art kosmisches Trivideoschach. Sie müssen dabei gewisse Regeln einhalten, weil keiner in der Lage ist, den anderen gewaltsam zu bekämpfen."
„Richtig", sagte Bull. „Aber in einem Schachspiel folgt auf jeden Zug ein Gegenzug. Wir haben den letzten Kampf im Sinne von ES entschieden. Ist es da nicht nur logisch, daß nunmehr wieder Anti-ES am Zuge ist?"
„Zumindest klingt es logisch", gab Rhodan zu. „Aber ich glaube nicht, daß wir vor Anfang Juni mit Schwierigkeiten solcher Art zu rechnen haben."
„Wie kommst du auf Anfang Juni?" erkundigte sich Reginald Bull.
„Bis Ende Mai war die Relativ-Zukunft durch die PAD-Seuche belegt", antwortete der Großadministrator. „Wir haben die damit verbundenen Geschehnisse durch unser Zeitparadoxon gelöscht, und nach den Regeln kann diese Zeitspanne nicht erneut besetzt werden, weder von ES noch von Anti-ES. Danach allerdings ist theoretisch alles möglich."
„In welcher Richtung?"
Rhodan zuckte die Schultern. Sein Blick schien in weite Fernen zu schweifen.
„Woher, mein Freund, soll ich das wissen? Es gibt mehr Fragen als Antworten, und das wird wohl auch immer so bleiben.
Vielleicht ist das ganz gut so. Die Erfahrungen im Paralleluniversum haben mir erneut bewiesen, daß unser Wissen im Vergleich zu den Rätseln des Kosmos so winzig ist wie ein Wassertropfen im Vergleich zu einem Ozean. Wahrscheinlich ist unser Versuch, immer größere kosmische Räume zu erforschen, uns immer weiter auszubreiten, vergleichbar mit dem ersten Betasten der Umgebung durch einen Säugling. Wenn wir erwachsen sind, wenden wir uns vielleicht der Erforschung des Sinnes unserer eigenen Existenz zu."
„Und ES und Anti-ES? Sie müßten doch sehr viel mehr wissen als wir. Müßte ihnen nicht klar sein, daß die solare Menschheit eine nebensächliche Begleiterscheinung in der Evolution des Kosmos ist? Und wenn ihnen das klar ist, warum will dann ES uns prüfend fördern und Anti-ES uns prüfend ausschalten?"
Perry Rhodan runzelte die Stirn. Nach einer Weile sagte er leise: „Vielleicht wird uns eines dieser beiden rätselhaften Wesen eines Tages diese Fragen beantworten, Bully. Bis dahin können wir nur immer wieder versuchen, aus jeder Situation das Beste zu machen."
*
Irgendwo im Nichts befinden sich zwei körperlose Wesenheiten.
Kein Mensch könnte sie sehen, hören oder fühlen, wenn sie es nicht wollten: Nur sie selber wissen, daß es sie gibt.
Keine der beiden Wesenheiten ist auf eine bestimmte Dimension abgestimmt, auch nicht auf die Dimension der Zeit.
Für sie gibt es Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur theoretisch.
Dennoch sind sie unfrei.
Eine der Wesenheiten belauert die andere - mit Sinnen, die für Menschen unbegreiflich sind.
Denn beide Seiten verfolgen entgegengesetzte Ziele.
Eine der beiden körperlos ins Nichts eingebetteten Wesenheiten ist ES.
Es wäre vermessen zu sagen, ES verfolgte nur das Ziel, die Menschheit aus der Dämmerung der Halbwissenheit zum Licht des Wissens zu führen. Das würde völlige Uneigennützigkeit voraussetzen. Dieses Ziel ist vielmehr nur das Nebenprodukt der schrittweisen Verwirklichung einer Absicht, die für Menschen nicht erkennbar ist - noch nicht.
Die zweite körperlose Wesenheit ist Anti-ES.
Anti-ES ist der Gegenspieler von ES. Es verfolgt ebenfalls Ziele, die für Menschen noch nicht erkennbar sind, und ein Nebenprodukt dieser Tätigkeit besteht darin, daß Anti-ES versucht, die Absichten von ES zu durchkreuzen und die Menschheit in eine Sackgasse der Evolution zu führen, an deren Ende das Ende steht.
Diese beiden Antagonisten wurden schon vor vielen tausend Jahren erkannt und definiert. In ostasiatischen Schriftkulturen werden sie als Yang und Yin bezeichnet, als die beiden Grundprinzipien des Daseins, die alles durchdringen. Danach ist Yang männlich,
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