0621 - Weckt die Toten auf!
erst mal jemand um das Opfer kümmern. Ich… ach, verdammt, Zamorra, ich kann es einfach nicht. Ich bin fix und fertig. Ich will so etwas doch gar nicht erleben. Warum passiert es mir trotzdem immer wieder?«
Er räusperte sich.
»Ich fürchte, das ist eine der Fragen, auf die es keine Antwort gibt.«
***
Stunden später fanden sie wieder zusammen. Das dunkelhäutige Mädchen war inzwischen in ein Krankenhaus gebracht worden. Kommissar da Caveneiro brütete darüber, wie er die ganze Sache seinem Vorgesetzten und der Staatsanwaltschaft beibringen sollte.
»Wir werden Ihnen dabei helfen«, versprach Zamorra. »Sicher darf nicht alles, was in Ihrém Bericht stehen wird, der Wahrheit entsprechen. Aber wir sollten uns bemühen, so nahe wie möglich dran zu bleiben. Und was Ihren speziellen Freund da Canaira angeht - vielleicht sollten Sie von dem einfach die Finger lassen, bis Sie besseres Material in die Hand bekommen. Ob Pablo Escanderon vom Gericht als glaubwürdig akzeptiert wird, dürfte nämlich eine ganz andere Sache sein.«
Da Caveneiro nickte. »Wer glaubt schon einem kleinen Taschendieb?« sagte er bitter.
»Falls es Ihnen hilft«, sagte Zamorra, »darf ich Ihnen versichern, daß Sie es bei diesem Fall mit einem Gegner zu tun hatten, wie Sie ihn vermutlich nie zuvor hatten und wohl auch künftig nie wieder erleben dürften. Ich erinnere mich jetzt wieder an das Sigill, dieses Beschwörungsmuster auf dem Körper der Toten. Es gehört dem Oberboss der Hölle - der Nummer Zwei gleich hinter LUZIFER selbst: Lucifuge Rofocale! Er steckte höchstpersönlich hinter der Erwecker-Sekte.«
»Ich weiß nicht, ob mir dieses Wissen etwas nützt«, sagte der Kommissar müde.
»Sie haben dem Bösesten aller Bösen getrotzt«, sagte Zamorra. »Das ist vielleicht mehr, als gegen Korruption und menschliche Verbrecher anzukämpfen.«
»Was werden Sie jetzt tun?« fragte da Caveneiro.
»Das, was Sie auch endlich tun sollten - ausschlafen«, sagte Zamorra. »Danach grübeln wir zusammen darüber nach, wie wir Sie aus der Schußlinie bringen und die Akten dieses Falles schließen können, ohne schlafende Hunde zu wecken. Und dann… werden wir wieder fort sein.«
Er sah Nicole und Eva an.
»Wolltet ihr euch nicht in den Karneval stürzen? Der Festzug dürfte noch bis zum kommenden Abend dauern, bis zum Feuerwerk…«
Aber beide schüttelten den Kopf.
»Erst mal ausruhen… Dann sehen wir weiter«, sagte Eva schließlich. »Du hast recht, Zamorra. Diese Schau läuft uns nicht weg. Die gibt's nächstes Jahr wieder - und jedes Jahr. Den Karneval in Rio wird es noch geben, wenn wir alle längst nicht mehr leben.«
Es klang seltsam, fand Zamorra.
Aber in diesem Moment dachte er sich noch nichts dabei.
»Wir werden noch genug mitbekommen«, versprach er. Das Feuerwerk am kommenden Abend würden sie sich jedenfalls nicht entgehen lassen. Und Nicole mußte ja ihr ›Kostüm‹ auch noch erproben…
Und das wollte er erleben!
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 619 »Das Para-Mädchen«
[2] Siehe Professor Zamorra Nr. 620 »Teris Jagd«
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