0622 - Gehirn in Fesseln
darum, daß mindestens zwei Dutzend seiner Leute und die ausgestiegene Besatzung des Gleiters jedes seiner Wörter hörten.
„Was allein zählt, du Barbar, ist, daß wir niemals erfahren werden, was eigentlich wirklich passiert ist. Und zwar von dem Augenblick an, da dieser Mann den Planeten Terra betreten hat."
Rhodan warf Atlan einen ablehnenden Blick zu und sagte in das Mikrophon des Armbandgerätes: „Wir gehen, nachdem wir uns zurückgezogen haben, wie besprochen vor. Sämtliche Wissenschaftler werden verhaftet. Der gesamte Komplex der Industrie und der Nullzeit-Deformator werden erbarmungslos vernichtet. Macht diese Anlage hier dem Erdboden gleich!"
Atlan schrie mit kalkweißem Gesicht: „Das ist alles, was dir einfällt?"
„So ist es. Ich kann mich nicht erinnern, daß der Großadministrator dir verantwortlich wäre. Ich habe angeordnet, daß du diesen Mann ungehindert hierher kommen lassen sollst.
Dich kümmern meine Befehle nicht!"
Atlan zuckte zurück.
Er steht noch immer unter dem Schock. Sein Verstand scheint ernsthaft gelitten zu haben! sagte der Logiksektor.
„Ich bin immerhin Chef der USO und am Wohlergehen der Menschheit ebenso interessiert wie du!" sagte Atlan leise. „Ich jedenfalls bin der Überzeugung, daß du einen gewaltigen Fehler gemacht hast. Nimm zur Kenntnis, daß ich diesen außerordentlich merkwürdigen Zug deines Charakters bis heute nicht kennengelernt habe. Nur der Umstand, daß du durch den Schock des detonierenden Nullzeit-Deformators teilweise nicht mehr Herr deiner selbst bist, kann verhindern, daß ich mich mit dir ernsthaft streite."
Rhodan starrte ihn an, als sähe er ihn zum erstenmal. Dann räusperte er sich und erwiderte leise: „Ich glaube nicht, daß ich unrecht habe. Niemand hat dich um Hilfe gebeten. Außerdem hast du gegen meine Anordnungen verstoßen. Nimm deine Landungstruppen und verlasse Alchimist.
Ich brauche dich nicht mehr."
„Du bist verrückt!" stellte Atlan fest, dann hob er die Schultern und versuchte, seinen rasenden Zorn zu beherrschen. Er kämpfte minutenlang mit sich, während er wie durch einen dicken Schleier hörte, wie Rhodan seine Befehle gab.
Dann betätigte auch der Arkonide seinen Minikom und befahl seinen Leuten und den Schiffsführern genau das, was Rhodan eben gesagt hatte.
Atlan zweifelte nicht daran, daß Rhodan sämtliche Wissenschaftler verhaften ließ.
Selbstverständlich würden die Schiffsgeschütze diesen Teil des Planeten mit allem, was sich an der Oberfläche befand, vernichten. Rhodan ging in seiner - nur zum Teil berechtigten - Wut darüber hinweg, daß sich vielleicht in den Unterlagen und Archiven der Wissenschaftler wertvolle Hinweise auf die Geschichte der letzten Wochen und Monate befinden würden. In seinem Zorn zerstörte er auch die einmalige Chance, die Wahrheit über alles zu erfahren.
Atlan sagte laut: „Meine Schiffe, meine Leute und ich werden sich zurückziehen.
In einer Stunde gibt es von uns keinerlei Spuren mehr."
Rhodan beachtete ihn kaum, als er antwortete: „Das ist genau das, was ich mir wünsche!"
Sie gaben sich nicht einmal die Hände, als Atlan davonging. Sie sahen sich nicht einmal mehr an. Es schien, als ob aus zwei Freunden unversöhnliche Feinde geworden wären.
Selbstverständlich hat Markhor de Lapal von mir Unterstützung und Schonung erwartet!
Er mußte wissen, daß ich ihn verfolgte; meiner neuen Rolle gemäß blieb mir keine andere Wahl!
Aus diesem Grund - weil er sich durch die Umpflanzung des Hirnes und des Verstandes sicher fühlte - hat er auch auf jede Deckung verzichtet und ist so offen gelandet, daß ihn Atlan um ein Haar hätte betäuben können. Nur mein schnelles Eingreifen verhinderte eine Katastrophe gigantischen Ausmaßes!
Sein letzter Blick galt meinem Gesicht. Ich lächelte. Ich bin der echte Rhodan... mit einem einzigen Fehler. Oder einem Vorteil: Ich besitze ein Gehirn, das mich zu Androiden-Rhodan macht, zu Andro-Rhodan!
Die Zerstörung der Anlagen hier muß sein! Ich muß möglichst viele Spuren verwischen und eindeutige Zeichen setzen!
Atlan hat sich von mir zurückgezogen! Richtig so!
Auf diese Weise habe ich einen unbequemen Beobachter weniger. Trotzdem brauche ich nicht zu befürchten, daß er seine Verpflichtungen der Menschheit gegenüber nicht voll erfüllen wird!
Ich konnte es mir und allen anderen nicht gestatten, daß Markhor de Lapal weiterlebte!
Er hat seine Schuldigkeit getan!
Es war richtig, und es war vor allem für mich wichtig,
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