0623 - Odyssee des Grauens
können?«
»Vor allem, damit ich zu ihnen kann. Ich muß ihnen helfen! Ohne mich sind sie doch total aufgeschmissen!«
Ted nickte und verkniff sich ein Lächeln. Aufs erste Anhören klang Fooly nun doch wieder gewohnt großspurig. Aber er hatte seine Qualitäten… und vielleicht war er ja wirklich in der Lage, etwas auszurichten.
»Ich halte es für bodenlosen Leichtsinn, einfach so in die Hölle zu marschieren, nur weil ein Dämon anbietet, ein Tor zu öffnen«, brummte er. »Ein Mann wie Zamorra sollte wissen, daß er sich auf das Wort eines Dämons nicht verlassen kann, daß es eine Falle sein muß. Hat er sich denn nicht vorher irgendwie abgesichert?«
»Keine Ahnung«, krächzte Fooly.
Ted sah den alten Diener an.
»Ich kann mir nicht vorstellen, daß Monsieur Zamorra jemals etwas unvorbereitet getan hat«, sagte der steif. »Aber wenn Sie mir die Bemerkung erlauben: Wir wissen doch alle, daß immer irgend etwas Unvorhergesehenes geschehen kann.«
Der Mann, der einmal der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN gewesen war, nickte. Niemand wußte das besser als er…
»Gerade deshalb hätte ich mich auf ein solches Risiko niemals eingelassen«, sagte er. »Ganz egal, ob es darum geht, Stygia das sechste Amulett wieder abzunehmen, oder Lucifuge Rofocale einen neuen Kühlschrank zu liefern… ich hätte abgewartet, bis Stygia sich wieder mal auf der Erde zeigt, um sie dann hier zu attackieren. In der Hölle hat sie doch Heimspiel! Zamorra muß närrisch geworden sein.«
Fooly schwieg. Erwartungsvoll sah er Ted aus seinen großen, runden Augen an.
»Ich schaue mir die Stelle erst einmal genau an, an der das Weltentor gewesen ist«, sagte Ted. »Vorher kann ich keine Versprechungen machen. Wenn ich vor Ort bin, sehen wir weiter.«
»Du willst ja nur in Mostaches Kneipe ein großes Bier trinken«, maulte Fooly. »Das kannst du hier aber auch bekommen. Wir vom Château Montagne sind sehr gastfreundlich, mußt du wissen.«
Unwillkürlich schmunzelte Ted. Wir vom Château Montagne - wie das aus Foolys Drachenmaul klang…
Aber das mit dem großen Bier bei Mostache war nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht hatte ja auch der Wirt oder einer seiner anderen Gäste eine wichtige Beobachtung machen können. Immerhin sollte der Vorgang sich ja unmittelbar vor seinem Lokal abgespielt haben.
Er erhob sich. »Fahren wir hinunter.«
»Fahren?« Fooly schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, oder hast du dein Auto aus Rom mitgebracht?«
Natürlich hatte Ted Ewigk das nicht getan. Er war mittels der Regenbogenblumen hergekommen, die sowohl im Keller seiner Villa als auch im Keller des Châteaus wuchsen und den Transport von einem Ort zum anderen nur durch Geisteskraft und ohne jeden Zeitverlust ermöglichten.
»Wir sind momentan ohne Fahrzeug«, gestand Raffael Bois. »Mademoiselle Nicoles Cadillac steht noch unten im Dorf, und mit Monsieur Zamorras Auto ist Mademoiselle Eva seit gestern unterwegs. Seltsam - wo sie nur bleibt? Sie wollte nur ein wenig einkaufen. Eigentlich hätte sie schon gestern abend wieder zurückkehren müssen.«
»Vielleicht hat sie ein nettes Mädchen gefunden, und sie haben die Nacht gemeinsam genossen«, lästerte Fooly respektlos. »Ihr Menschen seid doch immer so von euren geschlechtlichen Trieben durchdrungen…«
»Bei Drachen ist das wohl nicht der Fall?« konterte Raffael.
»Nicht bei Jungdrachen«, versetzte Fooly. »Und deren einer bin ich schließlich in höchstselbsteigener Persönlichkeit. Also, Herr Ted, du wirst entweder zu Fuß gehen oder mit mir fliegen müssen. Setz dich einfach auf meinen Rücken, halte dich gut fest, und schahawupp! -schon sind wir unterwegs…«
Ted seufzte.
»Ich gehe zu Fuß«, entschied er sich.
Aus Sicherheitsgründen…
***
Mit dem Kapitän zu reden, blieb Zamorra und Nicole verwehrt. Ahmed ibn Sadr wehrte sich vehement, sie zur Kapitänskajüte zu führen, und als Zamorra beschloß, diese selbst zu suchen, stellte der Araber sich ihm energisch in den Weg. »Der Kapitän darf von niemandem gestört werden!« erklärte er.
»Aber vielleicht ist es in seinem eigenen Interesse, die neuen Mitreisenden so schnell wie möglich kennenzulernen.«
»Wenn er es für richtig hält, wird er sich mit euch unterhalten. Bis dahin werde ich nicht zulassen, daß ihr ihn in seiner Ruhe stört.«
»Vielleicht gibt es ihn gar nicht«, vermutete Nicole.
»Jetzt fängst du auch schon damit an? Reicht es nicht, daß Ramirez ständig behauptet, niemand könne
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