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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Warum?«
    Amos zuckte mit den Schultern. Es fehlte nur noch, dachte Zamorra, daß er jetzt seinen längst abgedroschenen Spruch vom Schwund brachte, mit dem man immer rechnen müsse.
    »Nicole hatte also recht«, sagte Zamorra dumpf. »Die Seiten hast du nie wirklich gewechselt. Du bist immer noch der Teufel. Aber jetzt hat du es endlich geschafft. Du wolltest mich doch immer tot sehen.«
    Asmodis schwieg.
    »Ich habe manchmal auch an dir gezweifelt, wie Nicole und die anderen«, preßte Zamorra hervor. »Aber bei mir überwog immer mein Glauben an dich. Ich hatte Unrecht.«
    Auch jetzt gab Asmodis keine Antwort.
    Er wandte sich ab und entfernte sich einige Meter, als könne er Zamorras Anklage damit unhörbar werden lassen.
    Aber Zamorra sprach ohnehin nicht weiter. Was sollte er noch sagen?
    Asmodis ließ ihn im Stich! Ausgerechnet jener, dem er vertraut hatte, wurde zum Verräter!
    Das also war es gewesen, weshalb Asmodis ihn regelrecht in dieses Abenteuer hineingedrängt hatte! Deshalb hatte alles so wunderschön einfach funktioniert, über Fricor bis hierher in die Fänge der alten Hexe! Alle Ungereimtheiten fanden mit dem Verrat des Asmodis ihre Erklärung.
    Sie mußten es untereinander abgesprochen und sich köstlich über Zamorras Naivität amüsiert haben, mit der er vorgeprescht war Er hätte doch auf seinen Glücksdrachen hören und ihn mitnehmen sollen zu der ersten Besprechung mit Asmodis bei Mostache, und er hätte Fooly auch später im Château nicht einfach wegschicken sollen. Der Drache hätte den Verrat sicher rechtzeitig durchschaut. Für Gemeinheiten dieser Art hatte Fooly einen besonderen Blick.
    Doch jetzt war es zu spät. Zamorra war seinem vermeintlichen Freund und den anderen Intriganten blind in die Falle getappt.
    Und die Dornen waren jetzt nur noch ein paar Zentimeter von seinem Körper entfernt, berührten bereits hier und da den Stoff seiner Kleidung!
    Gleich mußte der erste Schmerz kommen. Und ein paar Minuten später der Tod - oder eine endlose Qual, wenn Baba Yaga darauf beharrte.
    Aber wenn sie ihn schnell sterben lassen wollte, hätte sie das einfacher haben können.
    Zamorra dachte an seine Gefährtin. Er bedauerte, daß er Nicole nun nie mehr Wiedersehen würde. Dabei hatten sie sich nicht einmal mehr richtig voneinander verabschiedet.
    Sie nicht mehr sehen, nicht mehr berühren zu können, war das Schlimmste.
    Sie waren einen langen Weg gemeinsam gegangen. Seit damals, als er in die Job-Agentur gestürmt war, weil er dringend eine Schreibkraft gebraucht hatte und die Pappnasen von der Hochschulverwaltung unfähig gewesen waren, ihm schnell genug jemanden zur Verfügung zu stellen. Dann das Erbe - Château Montagne und das von Feuerdämonen bewachte Amulett! Der Umzug aus den USA nach Frankreich.
    Nicoles anfängliche Weigerung, übersinnliche Erscheinungen zu akzeptieren. Der allmähliche Wandel - sowohl der ihrer Meinung als auch der des reinen Arbeitsverhältnisses zu Partnerschaft und einer tiefen, ehrlichen, innigen Liebe, die durch nichts zu zerstören war. Nicht einmal durch den Tod.
    Und nun war alles vorbei?
    Er wollte es nicht akzeptieren. Und er wünschte sich, sie noch einmal zu sehen, sie noch einmal berühren zu können.
    Aber im Angesicht des Todes werden auch Wünsche keine Wirklichkeit.
    Statt dessen erschien jemand, mit dem Zamorra am allerwenigsten gerechnet hatte…
    ***
    Baba Yaga gab sich ihren Gefühlen hin. Ihrem Haß auf alle Menschen und ihrer Trauer um die verlorene Tochter, für die sie jetzt endlich wieder Tränen vergießen konnte.
    Sie sah, wie der Tod zu Zamorra kam, und sah es doch kaum. Es war ihr plötzlich nicht mehr ganz so wichtig wie in den Jahren davor. Er war ein Gegner, der ihr in die Falle gegangen war und nun zu sterben hatte. Mehr nicht.
    Wichtig war nur, daß sie um ihre Tochter trauern konnte, von der sie nicht einmal wußte, welches Schicksal sie ereilt hatte.
    Und plötzlich tauchte jemand auf, mit dessen Erscheinen sie nicht einmal im Alptraum gerechnet hätte.
    »Merlin?« stieß sie entgeistert hervor. »Was willst du denn hier?«
    ***
    Zamorra traute seinen Augen nicht. Merlin, der Magier, war hier?
    Was trieb ihn an diesen Ort, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt?
    War er gekommen, um Zamorra zu retten?
    Schwachsinn ! rief er sich zur Ordnung und war eher bereit, an eine Halluzination zu glauben. Angesichts des nahen Todes gaukelte sein Unterbewußtsein ihm Wahnvorstellungen möglicher Retter vor.
    Wieviel Zeit blieb ihm jetzt

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