0624 - Die Tränen der Baba Yaga
setzte das Amulett gegen Baba Yaga ein.
***
Die uralte Hexe frohlockte. Sie war einen Schritt weitergekommen mit ihren Plänen, für deren Verwirklichung sie seit langer Zeit endlich wieder eine Möglichkeit sah.
Als Stygia vor Jahren Baba Yaga aus der Sumpffalle befreite, hatte sie der Uralten damit ungewollt endlich wieder eine Perspektive geboten. Baba Yaga hatte ihre Beweglichkeit zurückerhalten und damit auch ihren Mut zum Leben.
Schritt zwei war ebenfalls erfolgreich abgeschlossen.
Zamorra hatte genau so reagiert, wie sie es vorausberechnet hatte. Oh, sie kannte ihn gut, diesen entschlossenen, kompromißlosen Dämonenjäger. Er hatte nicht anders handeln können.
Jetzt besaß sie wieder ihr Herz. Jetzt konnte Baba Yaga wieder weinen!
Um ihre Tochter!
Aber dazu ließ Zamorra ihr keine Zeit.
Er nutzte den kurzen Moment aus, in dem sie sich nur darauf konzentrierte, ihren Herzschlag endlich wieder zu genießen.
Er griff sie an!
Er wollte sie daran hindern, um ihre Tochter zu weinen?
Da schlug sie zurück.
Mit aller Macht, über die sie verfügte!
***
Zamorra streckte die frei gewordene Hand aus. Mit der Kraft seiner Gedanken rief er das Amulett, das augenblicklich in seiner Hand erschien. Das ging weit schneller, als es umständlich von der Silberkette unter seinem Hemd zu lösen.
Er konnte die Kraft spüren, die in der Zauberscheibe nur darauf wartete, jetzt freigesetzt zu werden. Längst hatte das Amulett die düstere, bedrohliche Magie wahrgenommen, die in Baba Yaga lauerte, nur war es bisher blockiert gewesen.
Jetzt nicht mehr!
Angriff ! schrien seine Gedanken.
Eine solche Chance bekam er vielleicht kein zweites Mal!
Merlins Stern, das Amulett, setzte andere Prioritäten. Vor dem Angriff kam die Verteidigung, und um seinen Besitzer zu schützen, schuf die handtellergroße Silberscheibe das grün flirrende Schutzfeld um Zamorra. Dann erst ging es zum Angriff auf die Hexe über.
So berechtigt diese Schutzmaßnahme auch war, und so schnell sie auch vonstatten ging - die wenigen Sekunden, die Merlins Stern dafür benötigte, reichten Baba Yaga aus, um Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Blitzschnell warf sie eine der Tränen, die sie immer noch in der Hand hielt, zwischen Zamorra und sich auf den Boden. Eine zweite schleuderte sie hoch hinauf in die Luft.
Etwas Eigenartiges geschah.
Der Himmel verdunkelte sich!
Von einem Moment zum anderen wurde es stockfinster, obgleich es noch heller Nachmittag war und die Dämmerung auch hier in Sibirien erst in zwei oder drei Stunden einsetzen konnte.
Am verfrühten Nachthimmel zeichneten sich bereits Sterne ab, und der Mond schob sich als grell leuchtender Kreis in den Vordergrund.
Dabei konnte jetzt gar keine Vollmondzeit sein!
Trotzdem stand er am ebenfalls unmöglichen Nachthimmel und strahlte von dort auf die kleine verfeindete Gruppe herunter!
Baba Yaga lachte unheimlich schrill auf.
»Wo Mondschein wandelt, Zamorras Macht schwindet!« kreischte sie triumphierend und akzentuiert, als handele es sich dabei um einen Zauberspruch - und vielleicht war es auch einer…
Die Amulett-Energie, mit der Zamorra sie in diesem Moment angriff, kam nicht bis zu ihr durch! Die Fluten silberheller Blitze, die aus der Zauberscheibe flammten, prallten kurz vorher von einer unsichtbaren Wand ab, die sich genau dort befand, wo Yagas Träne auf dem Boden lag.
Baba Yaga warf eine dritte Träne, mit der sie Zamorras Amulett zielsicher traf.
Die Träne durchdrang die grün leuchtende Abschirmung mühelos.
Gerade so, als gäbe es diese schützende Energieflut überhaupt nicht!
Einen Herzschlag später verloschen sämtliche Aktivitäten des Amuletts wieder!
Von Baba Yagas Tränen blockiert!
Und sie hatte noch weitere Tränen zur Verfügung und konnte auch noch jederzeit neue weinen, wenn sie Nachschub an diesen teuflischen magischen Waffen brauchte!
Eine ließ sie jetzt vor sich auf den hartgefrorenen Boden fallen. Der taute im gleichen Moment auf. Gewaltige Dampfschwaden stiegen empor. Zamorra konnte die enorme Hitze deutlich spüren, die von Yagas Magie freigesetzt wurde, um den Boden innerhalb dermaßen kurzer Zeit radikal zu erwärmen.
Die Gesetze der Thermodynamik schienen hier völlig außer Kraft gesetzt worden zu sein.
Was war mit dem aufweichenden Boden?
Mit dem stimmte etwas nicht!
Nicht, weil die Erwärmung sich auch bis unter das auf seinen Hühnerbeinen ruhende Haus ausdehnte, das dabei keinen Millimeter tief einsank - dieser Boden sah irgendwie
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