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0624 - Die Tränen der Baba Yaga

0624 - Die Tränen der Baba Yaga

Titel: 0624 - Die Tränen der Baba Yaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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dazu gedient hätten, ihn im Innern festzuhalten und daran zu hindern, die Stäbe mit den Händen zu packen und zu knacken.
    Aber so einfach machte Baba Yaga es ihm nicht.
    Die Wände des Käfigs begannen sich zusammenzuziehen!
    Das bedeutete, daß die spitzen, handspannenlangen Dorne ihn aufspießen sollten, wenn der Käfig sich weiter zusammenzog!
    Und der Käfig schrumpfte verdammt rasch!
    Es wurde sehr schnell eng. Wenn Zamorra noch etwas zu seiner Befreiung tun wollte, mußte das sehr schnell geschehen.
    Irgendwie war es schon eine Ironie von besonders perfider Art.
    Zur Zeit der ›Heiligen Inquisition‹ hatte die sogenannte Eiserne Jungfrau zu den beliebten und bewährten Folter-Instrumenten gehört, eine aufklappbare Hülle, in die eine Hexe paßte - nur besaßen beide Hälften des sargähnlichen Behälters inwendig unzählige spitze Eisendorne. Wurde die Eiserne Jungfrau geschlossen, bohrten sich die Eisenspitzen tief in den Körper des Opfers…
    Und ausgerechnet eine Hexe wandte ein ähnliches Instrument nun gegen ihren Feind an!
    Sie gönnte ihm keinen einfachen Tod. Sie wollte ihn in den letzten Minuten und Sekunden seines Lebens leiden sehen. Und er war sicher, daß sie, wenn die Dorne erst einmal seinen Körper erreicht hatten, den Schrumpfungsprozeß des Knochenkäfigs so weit verlangsamen würde, daß sein Sterben sehr lange dauerte…
    Warum ließen Amos und der Lachende das zu?
    Warum griff nicht wenigstens Sid Amos ein?
    Zamorra versuchte, einen der Dorne abzubrechen. Es gelang ihm nicht, so sehr er sich auch anstrengte. Yagas Magie ließ das Material schier unzerstörbar hart werden. Er hätte Werkzeug gebraucht; mit den bloßen Händen kam er hier nicht weiter.
    Fieberhaft suchte er in seinen Taschen nach etwas, womit er entweder die Schrumpfung stoppen oder die Stäbe aufbrechen konnte. Aber nichts wollte funktionieren.
    Er hörte die Hexe kichern.
    Er fühlte, daß er allmählich in Panik geriet. Eine Sekunde nach der anderen verstrich, und er konnte nichts tun, während sich sein Gefängnis immer enger um ihn zusammenzog.
    Es war, als befände er sich wieder in einem Alptraum gefangen. Es konnte doch nicht sein, daß seine Begleiter tatenlos zuschauten, wie er starb?
    Die Angst in ihm wurde immer größer.
    Alle seine Möglichkeiten, diesem mörderischen Gefängnis zu entkommen, hatten versagt. Hilflos mußte er zusehen, wie die Käfigwände sich immer weiter zusammenzogen und die Dornen sich ihm immer mehr näherten.
    »Sid«, stieß er hervor und sah sich hilfesuchend nach dem Ex-Teufel um. »Verdammt, hol mich hier 'raus! Oder willst du mich tatsächlich verrecken lassen?«
    Der einstige Fürst der Finsternis antwortete nicht.
    Zamorra fühlte Todesangst. Wenn er wenigstens das Amulett wieder hätte aktivieren können! Oder den Blaster mitgenommen hätte… Aber ausgerechnet diesmal hatte er an die Strahlwaffe nicht gedacht! Er hatte zu sehr auf seine Kenntnisse der Magie gesetzt und dabei die technischen Hilfsmittel außer Acht gelassen.
    Mit dem Laserstrahl hätte er sich den Weg aus diesem verfluchten Dornenkäfig freibrennen und mit Sicherheit auch die Hexe das Fürchten lehren können.
    Wunschträume, die ihm hier und jetzt auch nicht mehr halfen.
    »Sid!« rief er erneut.
    Jetzt endlich zeigte der Ex-Teufel eine Reaktion. Aber nicht die, die Zamorra erhofft hatte.
    »Mir sind die Hände gebunden«, sagte er geradezu pharisäerhaft schmalzig. Er überkreuzte symbolhaft seine Hände und hob sie in Augenhöhe. »Jeder ist sich selbst der Nächste, mein Freund.«
    Zamorra glaubte für einen Moment, der Ex-Teufel habe den Verstand verloren.
    Amos wollte ihm nicht helfen?
    Denn daß er es nicht konnte, davon konnte keine Rede sein. Er wurde von der Baba nicht bedroht. Sie beachtete ihn kaum.
    Und Zamorra mußte daran denken, was Sid Amos ihm gesagt hatte, nachdem er ihn aus der Höhle Fricors gerettet hatte: sie seien jetzt quitt!
    »Das gibt's doch nicht«, stieß Zamorra hervor und sah die Dornen immer näher kommen. Noch eine Minute, vielleicht weniger, und sie begannen ihn zu durchbohren…
    »Du kannst mir helfen!« keuchte er. »Tu es!«
    Es konnte doch nicht sein, daß Amos ihn hier sterben ließ, weil ihr gegenseitiges Hilfe-Konto ausgeglichen war! Weil es keine weitere Vorleistung von Seiten Zamorras mehr gab!
    Das war mörderisch!
    Ausgerechnet Sid Amos zeigte sich jetzt als Erbsenzähler der übelsten Art?
    »Ich kann dir nicht helfen«, sagte Amos.
    »Du willst es nicht!

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