0625 - Die Nullzeit-Brücke
waren.
Einer spontanen Eingebung folgend, rannte Rhodan zum nächsten Liftschacht. Er ließ sich in dem schwachen Antigravfeld nach unten fallen und eilte auf den Ausgang zu. Er kam jedoch nicht weit. Plötzlich erhob sich vor ihm eine unsichtbare Energiewand. Er stürmte ahnungslos gegen sie und prallte von dem Hindernis ab. Halb betäubt vor Schmerz fiel er zu Boden.
Einige Sekunden verstrichen, bis er sich wieder erholt hatte.
Mühsam erhob er sich. Die Muskeln seiner Oberschenkel hatten sich verkrampft. Wiederum ging kostbare Zeit verloren, bis er sie soweit gelockert hatte, daß er weiterhumpeln konnte.
Mit ausgestreckten Armen tastete er sich bis zu dem Energieschirm vor. Er blieb stehen, als er ein feines Kribbeln an den Fingern fühlte. Suchend blickte er sich um.
Hier kam er nicht weiter.
Er hinkte zu einem Fenster und sah hinaus.
Nur wenige Schritte von ihm entfernt erschien Hactschyten. Die Art, wie er sich bewegte, verriet Rhodan, daß er ein wichtiger und seiner Sache sehr sicherer Mann war.
Ein seltsames Wesen kam ihm entgegen. Es lief auf vier ungeheuer muskulösen Beinen. Zwischen den vorderen Beinpaaren stieg eine Säule auf, die im Gegensatz zu dem Körper völlig unbehaart war. Sie glänzte bläulich-grün. Auf ihrer Vorderseite konnte Rhodan vier kirschrote, kleine Augen erkennen, die von einem intensiv grünen Pelz umrahmt wurden.
Einige senkrechte Schlitze mochten die Nase darstellen. Unter ihnen befand sich der Mund, der mit langen und scharfen Reißzähnen bewehrt war.
Am Ansatz dieser Säule kamen zwei dünne und zerbrechlich wirkende Arme aus dem braunen, zottigen Fell. Sie endeten in zierlichen Händen. Während alles andere an diesem Wesen tierisch und brutal aussah, ließen diese Hände erkennen, daß dieses Geschöpf über eine gewisse Intelligenz verfügte. Um den Säulenansatz herum hing ein mit blitzenden Symbolen besetzter Gürtel, in dem eine Waffe steckte.
Hactschyten wechselte einige Worte mit dem seltsamen Wesen und eilte dann zu seinem Gleiter. Er beachtete die beiden Bordins überhaupt nicht, sprach aber immer wieder mit seinem anderen Begleiter.
Rhodan schloß daraus, daß diesem eine gewisse Bedeutung zuzumessen war. Er überlegte. Seinen ursprünglichen Plan, Hactschyten zu folgen, hatte er aufgeben müssen. Was war jetzt zu tun?
Nach einer Stunde wollten Doynschto und der Fremde sich erneut treffen. Er mußte den Sanften unterstützen. Er mußte ihm helfen, um sich auch selbst zu sichern.
Der Gleiter erhob sich und flog davon, nachdem Hactschyten in seinem protzigen Sessel Platz genommen hatte.
*
In der Bibliothek des Sanften erfuhr Rhodan, was er wissen wollte. Wie erwartet, gab es hier Unterlagen über Hactschyten.
Sie waren zwar nicht sehr umfangreich, aber sie genügten ihm.
Danach war der Fremde Eigentümer von drei Großraumschiffen mit Besatzungen, deren Leistungsstand eine besondere Beachtung verdiente. Mit 213 Jahren war Hactschyten als jung anzusehen.
Doynschto bezeichnete ihn als einen hochintelligenten, aber skrupellosen Mann, der seine Geschäfte mit beispielloser Profitsucht führte. Er befaßte sich mit allem, was Gewinn versprach und nahm dabei auf niemanden Rücksicht. Dabei war nicht erkennbar, ob Hactschyten sich stets an die Gesetze hielt.
Doynschto stufte die Wahrscheinlichkeit dafür als ziemlich niedrig ein. Er vermutete, daß Hactschyten auch mit Gehirnen handelte.
Bisher war ihm jedoch niemals etwas nachgewiesen worden.
In den Unterlagen über diesen Mann stand, daß er gute Verbindungen zu der geheimen Polizeieinheit GOK besaß und zahlreiche der 219 Räte persönlich kannte, die als Transplan-Regulatoren die Regierung im Zoornom-System bildeten.
Darüber hinaus schien er aber auch Geschäfte mit dem „Roten Anatomen" zu machen, mit dessen Hilfe er in der Altstadt von Nopaloor oftmals Besatzungsmitglieder für seine Schiffe rekrutierte.
Ein Großteil der Unterlagen bestand also aus Vermutungen, die Doynschto angestellt hatte. Rhodan nahm an, daß die meisten von ihnen den Tatsachen entsprachen.
Als er die Bibliothek verließ, lächelte er. Ein verwegener Plan entstand in ihm. Um ihn einleiten zu können, mußte er die Klinik verlassen. Mittlerweile hatte er mehr als einmal gemerkt, daß sie einer Festung glich. Nicht nur sämtliche Gänge und Türen konnten mit Energiefeldern abgesichert werden, auch die gesamte Klinik wurde von einem Energiegatter umspannt, das weder von außen noch von innen gegen den Willen
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