0625 - Lucifuges Mörder-Horden
Mit einem Satz war er am Fenster und beugte sich hinaus. Da sah er den Mann, der Patricia nach unten trug!
Er war schon fast unten. Und da standen zwei Pferde. Termy erkannte das Sattelzeug.
»Verdammter Hund!« brüllte er. Er faßte das obere Ende der Leiter und stieß sie von der Hauswand ab. Sekundenlang stand sie senkrecht, dann kippte sie. Unten erklang ein heiserer Schrei.
Der Assassine stieß einen Kampfschrei aus und sprang hinterher. Es waren nur zwei Mannslängen bis nach unten.
Sein Schwert blitzte im Mondlicht.
***
Zamorra konnte sich nicht mehr halten. Geistesgegenwärtig sprang er von der Leiter, ließ dabei Patricia nur halb sinken und versuchte mit der Hand sein Schwert zu erreichen. Zu seinem Glück war er schon fast unten. Polternd stürzte die Leiter um. Die Pferde scheuten. Eines bäumte sich auf. Zamorra sah, wie sich ein Schatten oben aus dem Fenster schwang. Einer der beiden Männer von der Mördergilde!
Der Mann sprang wie ein Gespenst herunter, kam federnd dicht neben Zamorra auf und hob das Schwert. Zamorra ließ Patricia los. Als er das Schwert zog, war der Assassine schon heran. Plötzlich war da noch jemand, der nach Patricia griff. Zamorra sah es aus den Augenwinkeln. Er versuchte den wütenden Schwerthieb des Assassinen zu parieren. Die Klinge wurde ihm aus der Hand geprellt, wirbelte herum und blieb im Latrinenschuppen stecken. Zamorra ließ sich einfach fallen. Der Rückhandschlag des Gegners sauste dicht über ihn hinweg. Er hörte den Mörder einen Fluch brüllen und griff nach dessen Beinen. Aber noch ehe er zupacken konnte, um den Mann umzureißen, trat dieser zu. Zamorra sah den Stiefel noch heranfliegen, dann nahm der Schmerz des Treffers ihm fast die Besinnung.
Wie durch einen Schleier sah er einen Mann, der Patricia vom Boden hochgerissen hatte, sie bäuchlings über den Sattel eines Pferdes warf und sich auf das zweite schwang. Etwas flammte blau auf und hüllte den Hinterhof für Sekunden in gleißende Helligkeit. Das Licht schmerzte in Zamorras Augen. Er hörte den Assassinen brüllen und fluchen. Dann jagte schneller Hufschlag davon.
Die Hintertür der Schänke wurde aufgestoßen. Zwei, drei Männer, unter ihnen der Wirt, polterten ins Freie, Dolche und eine Axt in den Händen.
Zamorra konnte noch nicht wieder richtig sehen. Aber er hörte den Assassinen knurren. »Halt! Macht keinen Fehler«, knurrte der Mörder. Zamorra hörte das Schwert scharren, als es in die Scheide glitt. »Teufelswerk«, keuchte der Assassine. »Böse Zauberei! Ihm nach! Da hinten reitet er, der Hund! Er hat unsere Gefährtin entführt! Und dieses Schwein hier hat ihm dabei geholfen!«
Eine harte Faust packte Zamorra am Kragen seines ledernen Hemdes, riß ihn vom Boden hoch und stellte ihn auf die Füße. Er fühlte, wie ihm Blut über das Gesicht rann. Er konnte wieder sehen, aber nicht gut. Die Stelle, wo der Assassine ihn getreten hatte, schmerzte teuflisch.
»Nein«, keuchte er. »Es war… anders…«
Ein Faustschlag traf ihn, ließ ihn zusammenbrechen. Aber man hielt ihn fest.
»Da! Schaut! Die Leiter liegt noch da. Meine Ahnungen, verdammt! Er ist außen hochgestiegen und hat unsere Gefährtin geraubt. Unten wartete ein götterverfluchter Zauberer! Schaut im Mietstall nach, rasch! Dort muß Calderone sein. Vielleicht ist er tot!«
Ein Mann hastete davon.
Calderone, dachte Zamorra, der gar nichts mehr begriff. Dann war das hier also Termy, der zweite Mann.
»Aber dieses Schwein hier haben wir«, tobte Termy weiter. »Er wird uns erzählen, was das für eine Entführung war, verdammt!«
»Schafft ihn fort«, sagte der Wirt rauh. »Und räumt hier auf. Ich will keinen Ärger hier. Was machen wir mit dem Kerl, Herr?«
»Habt ihr einen Kellerraum, aus dem kein Schrei nach außen dringt?«
Der Wirt nickte.
»Dann hinein mit ihm«, knurrte Termy.
»Wartet«, keuchte Zamorra. »Ihr macht einen Fehler! Es ist anders! Ich…«
Wieder traf ihn ein Fausthieb. Er knickte ein und stöhnte auf. Übelkeit stieg in ihm empor. Vor seinen Augen tanzten bunte Flecken.
Teri, dachte er. Teri, hilf mir. Sie bringen mich um.
Man schaffte ihn fort.
Dann verlor er endgültig die Besinnung. Sein letzter Gedanke war die Erkenntnis, daß er wirklich ein Narr gewesen war, sich mit einem ausgebildeten Assassinen anlegen zu wollen. Er hätte Patricia liegen lassen und fliehen sollen.
Aber jetzt war es zu spät.
***
Calderone blieb nicht lange bewußtlos. Seine zähe Natur ließ ihn sich schon
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