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0625 - Lucifuges Mörder-Horden

0625 - Lucifuges Mörder-Horden

Titel: 0625 - Lucifuges Mörder-Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der wohl die Latrine beherbergte, und einen großen Abfallhaufen. Das Untergeschoß besaß hier keine Fenster. Die begannen erst eins höher. Fünf Fenster direkt nebeneinander. Das konnten die Kammern für die Gäste sein. Aber in welcher wurde Patricia gefangengehalten?
    Zamorra konnte nur raten und auf sein Glück vertrauen. Wenn dieser verflixte Rabe doch nur verraten hätte, welches Fenster das Richtige war…
    »Ich muß es einfach ausprobieren«, murmelte er.
    Aber wie hinaufkommen?
    Er wagte es nicht, das Haus zu betreten und die Innentreppe zu nehmen. Erstens würde man ihm dies verwehren, weil er kein Gast der Herberge war, und zum zweiten mochten die Entführer selbst Vorsorge getroffen haben. Vielleicht hatten sie das Haus sogar nach hinten abgesichert, aber darauf wollte Zamorra es schon eher ankommen lassen.
    Er sah die kurze Leiter, als er den Raben schreien hörte.
    Kurz zögerte er. War das ein Warnruf? Oder ein Signal, daß es Teri gelungen war, eines oder alle drei Pferde ins Freie zu bringen?
    Zamorra entschloß sich, den Ruf zu ignorieren. Er schnappte sich die Leiter und legte sie am Fenster links außen an. Dann stieg er die Sprossen hinauf.
    Wenn jetzt bloß keiner aus der Tür kam, um im kleinen Schuppen sein Geschäft zu erledigen…
    Er erreichte das Fenster und versuchte durch das Glas ins Innere des Zimmers zu spähen.
    Draußen im Mondlicht war es heller als drinnen. Zamorra legte die Handkanten ans Glas und schuf so einen geschützten Raum, gegen den er den Kopf drückte. Jetzt sah er langes, dunkles Haar. Eine dünne Decke über einem schlanken Körper, helle Haut…
    Dann das Gesicht.
    Patricia!
    Tief atmete er durch. Wie jetzt in das Zimmer hineinkommen? Das Fenster war verschlossen…
    Zamorra zog Santors Dolch und begann ihn zwischen Fensterrahmen und Glas zu pressen. Er arbeitete schnell und kraftvoll, hebelte den Kitt aus dem Fenster. Die Scheibe wurde locker. Sie fiel nach innen, ehe er es verhindern konnte, und zersplitterte klirrend.
    Erschrocken hielt Zamorra den Atem an. Hatte jemand das Klirren gehört?
    Aber niemand reagierte. Auch nicht Patricia.
    Zamorra kletterte in das Zimmer. Er schob den Dolch in die Scheide zurück. Mit wenigen Schritten war er am Bett des Mädchens. Er berührte Patricias Hand.
    »Herrin, wach auf!« flüsterte er.
    Patricia rührte sich nicht. War sie etwa tot?
    Aber ihr Herz schlug, und sie atmete gleichmäßig. Bloß wachte sie auch nicht auf, als er sie kräftig rüttelte und sich überwand, ihr einige leichte Ohrfeigen zu geben.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, brummte er enttäuscht. Ein Schlafmittel. Jetzt mußte er sie tragen, statt ihr nur beim Klettern zu helfen.
    Er schlug die Decke zurück, schob seine Arme unter sie und hob sie mit einem Ruck an. Er murmelte eine Verwünschung und ging zum Fenster zurück.
    Er beugte sich leicht nach draußen vor. Da standen zwei Pferde. Von Teri war allerdings nichts zu sehen.
    Leise fluchend balancierte Zamorra sich und Patricia auf die Leiter hinaus.
    Sprosse um Sprosse arbeitete er sich keuchend in die Tiefe.
    ***
    Termy wartete auf Calderones Rückkehr. Der ließ sich mit der Kontrolle der Pferde Zeit. Vielleicht hatte er ein Mädchen getroffen. Eine andere Möglichkeit konnte sich Termy kaum als Grund für sein langes Ausbleiben vorstellen. Calderone konnte keinen Rock in Ruhe lassen.
    Wenn etwas nicht stimmte, hätte er längst Alarm geschlagen. Doch draußen blieb alles ruhig.
    Als eines der leichtgeschürzten Schankmädchen sich wieder näherte, legte Termy zwei Kupfermünzen sichtbar auf den Tisch und erhob sich. Die Bezahlung war mehr als ausreichend. Termy lächelte dem Mädchen zu und ging nach oben. Er wollte zwischendurch wieder einmal nach der Gefangenen sehen. Der Rabe hatte ihn mißtrauisch gemacht. Er traute dem Vieh ebenso wenig wie dem Zauberer. Das Verhalten des Raben entsprach gar nicht dem, was Termy kannte.
    Der Assassine griff in die Tasche seines Lederwamses und suchte nach dem Schlüssel. Er schob ihn ins Schloß und öffnete die Tür.
    Der schwache Luftzug warnte ihn. Er ließ sich nach vorn fallen und zog dabei das Schwert.
    Er rollte sich zur Seite, kam an der Wand wieder auf die Beine und führte einen Hieb quer durch die Luft.
    Aber da war niemand. Dafür stand das Fenster offen. Daher der Luftzug beim Öffnen der Tür.
    Die Scheibe lag in Scherben auf den Bodenbrettern. Auf dem Bett lag nur die Decke. Die Gefangene war fort.
    »Ahnte ich's doch«, fauchte Termy.

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