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0626 - Kampf der Gehirne

Titel: 0626 - Kampf der Gehirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Blütenrand fast um eine Handspanne. An ihren Enden trugen sie goldgelbe Pollenbeutel, die zu vibrieren schienen.
    „Tritt ruhig näher!" forderte ihn die zweite Seele auf. „Du hast noch nie einen Duft gerochen wie den, den die rote Ngai-schen ausströmt."
    Er jedoch trat statt dessen zur Seite, um eine andere Pflanze zu mustern. Es war ein seltsames Gewächs, das einen dicken, fleischfarbenen Stengel fast zwei Meter weit in die Höhe reckte.
    Am Ende des obszön wirkenden Gebildes wuchs ein violetter Knollen, der vielfach gerillt war. Er stand noch da und wunderte sich über die eigenartige Anatomie der Pflanze, da flog aus einem Gebüsch des Parks ein buntgefärbter Vogel herbei und schickte sich an, den Garten unter dem Haus zu überqueren. Er flog dicht an dem fleischfarbenen Stengel vorbei. Im selben Augenblick zuckte der Stengel zusammen. Der Knollen schlug herab und traf das Tier seitlich, so daß es in den großen Kelch der roten Blume geschleudert wurde. Blitzschnell falteten sich die Blütenblätter einwärts und bedeckten den hilflosen Vogel.
    Er wandte sich ab.
    „Spaßverderber", grollte die zweite Seele, und es war nicht klar, wen sie damit meinte: ihn, der sich von dem gefährlichen Garten abgewandt hatte, oder den Zwischenfall, durch den die Tücke der Pflanzen verraten worden war.
    „Ich falle auf deine Tricks nicht herein", antwortete er.
    „Ich hätte dich rechtzeitig gewarnt. Mir liegt nichts daran, diesen Körper zu vernichten. Denn er ist mein, und ich bin der Herr."
    Wie üblich sagte er nichts darauf. Er trat auf eine der stählernen Säulen zu. Was er halbwegs erwartet hatte, geschah: In der glänzenden Oberfläche entstand eine Öffnung. Er trat ohne Zögern hinein und fühlte sich sofort in die Höhe gehoben. Durch einen kurzen Schacht gelangte er in eine geräumige Halle, deren schräge, leicht gewölbte Decke aus einem durchsichtigen, rosafarbenen Material bestand, durch das das Licht des Tages hereinfiel.
    Ein Bordin mit dem Abzeichen einer der höheren Dienerklassen trat auf ihn zu und verneigte sich. Er hatte, wie alle Bordins, die äußere Erscheinungsform eines domestizierten Gorillas.
    „Ich bin überglücklich, Sie wieder in Ihrem Hause begrüßen zu können", sagte der Bordin.
    „Es war keine leichte Sache", gab er zurück.
    Er mußte auf jedes Wort achten, das er sagte. Der Bordin war einer von Hactschytens Dienern, aber er kannte seinen Namen nicht. Diesen hatte die zweite Seele ebenso wie alles andere, was mit diesem Haus zu tun hatte, ihm verschwiegen.
    „Ich bin müde", erklärte er. „Jedermann ist müde, wenn er einen Strauß mit dem Geheimen Organkommando auszufechten hatte.
    Ich möchte schlafen."
    Der Bordin lächelte das verbindliche Lächeln aller guten Diener, deren Herr soeben einen Scherz gemacht hatte. Er wandte sich um und schritt durch eine Tür, und der, der fremd in diesem Hause war, obwohl es ihm gehörte, folgte ihm auf dem Fuße.
    Diesem Zustand mußte ein Ende gemacht werden, entschied er. Die Auseinandersetzung mit der zweiten Seele durfte nicht mehr länger verschoben werden. Der Erfolg seiner Mission hing davon ab, daß ihm jedermann für den wirklichen Eigentümer des Körpers hielt, in den Doynschtos des Sanften Kunst ihn versetzt hatte. Sobald er Zeit hatte, sich zu konzentrieren, mußte er zum Angriff übergehen.
    „Du kannst es ja mal probieren?" spottete die zweite Seele.
     
    *
     
    Er befand sich in einem mit fremdartigem Luxus ausgestatteten Schlafgemach. Die eine Wand nahm ein kleiner Garten ein, dessen bunte Blüten einen angenehmen, frischen Duft verströmten.
    Der Garten wurde durch einen schmalen Wasserlauf befeuchtet, der in einer Rinne über den leicht geneigten Boden schoß und mit lustigem Plätschern zur Beruhigung des Schlafsuchenden beitrug. Das ganze Gemach war eine künstlerisch perfekte Mischung zwischen Natur und Wohnkultur.
    Das Bett war ein unregelmäßiges, hellblaues Gebilde aus einem fremden Stoff, der weich und anschmiegsam zu sein schien und doch, wenn er das Gewicht des Ruhenden auf sich spürte, seinen eigenen Willen zu entwickeln schien, indem er den Rücken kräftiger stützte als den Kopf und die Beine.
    Er, der Fremde, legte sich auf das Bett und verschränkte die Arme unter dem Kopf.
    „Es kann beginnen", sagte er zu sich selbst.
    „Was?"
    „Der Wettkampf!"
    „Es gibt keinen Wettkampf. Ich bin der Meister!"
    Die erste Seele antwortete nicht auf die Behauptung. Statt dessen sandte sie einen psionischen

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