0626 - Kampf der Gehirne
Impuls aus, der die zweite Seele zwang, sich vor Schmerzen zu krümmen.
„Du tust mir weh?" beschwerte sie sich.
„Das war meine Absicht", erklärte die erste Seele und strahlte einen zweiten Impuls aus.
„Also schön, ich ergebe mich!"
Das kam zu rasch. Das war zu bereitwillig. Die erste Seele begann, die Taktik der zweiten zu durchschauen.
„Also gut, sag mir den Namen des Dieners?"
„Veitto."
„Wie viele Diener gibt es in diesem Haus?"
„Sieben."
„Wozu dienen die Kuppeln?"
„Sie enthalten Labors, Lagerräume, Unterkünfte für die Diener."
„Es gibt unterirdische Zugänge zum Haus?"
„Mehrere pro Kuppel. Sie münden alle unter der einen oder anderen Säule."
Das war nicht, wie es sich die erste Seele vorgestellt hatte. Der Fluß der Informationen war nicht ein stetiger. Eine Antwort um die andere mußte abgefragt werden. Die zwei Seelen waren nicht eins geworden, sie existierten nebeneinander. Die zweite Seele wollte die erste nur glauben machen, daß sie bezwungen sei.
Welche Absicht verfolgte sie damit? Sie wollte die erste Seele in Sicherheit wiegen. Und dann, wenn sie sie eingelullt hatte, würde sie zuschlagen.
„Siehst du, wie leicht ich dich bezwungen habe?" sagte die erste Seele.
„Ich sehe", antwortete die zweite. „Du bist übermächtig."
„Ich gehe jetzt zur Ruhe", verkündete die erste Seele.
Die zweite antwortete nicht. Die erste zog sich zurück, langsam, gleitend, wie eine Schnecke in ihr Haus. Die zweite rührte sich nicht. Dort, wo sie sich befand, war ein Dunkel, das die erste nicht durchdringen konnte. Die zweite Seele lag auf der Lauer, dessen war die erste sicher. Der entscheidende Augenblick würde gleich kommen. Dann, wenn die Impulse, die von der ersten Seele ausgingen, schwächer wurden und darauf hindeuteten, daß sie sich wirklich zur Ruhe begab.
Die erste Seele schloß die Augen. Immer schwächer wurden ihre Ausstrahlungen. Sie versuchte, den Augenblick vorwegzunehmen, in dem der Gegner zum Angriff antreten würde. Als sie ihn für gekommen hielt, schnellte sie sich vorwärts.
Mitten im Leerraum zwischen den Bewußtseins erfolgte der Zusammenprall der beiden Seelen. Ein wilder Kampf entbrannte, den die zweite Seele verlor. Ihr Sieg wäre nur möglich gewesen, wenn sie die erste Seele unvorbereitet und ahnungslos getroffen hätte. So aber unterlag sie, und im Prozeß des Unterliegens löste sie sich auf.
Die erste, die einzige Seele erkannte ihren Sieg, als der Strom der Informationen, die bisher Eigentum der zweiten Seele gewesen waren, sich über ihre Gedächtniszellen ergoß und die Zellen auffüllte. Das Haus, die Zahl der Diener und ihre Namen, die Funktion der Kuppel und die Anlage der Verbindungsgänge - das waren ihr plötzlich keine Geheimnisse mehr.
Pläne offenbarten sich ihr, die die zweite Seele ausgeheckt hatte, als sie noch alleine Besitzerin dieses Körpers und dieses Bewußtseins war. Unter ihnen einer, der Schrecken hervorrief: Ein Plan zum Morden und Zerstören, ein Plan, um die Macht über eines der größten Sternenreiche der Galaxis Naupaum zu gewinnen. Der Plan war akut. Nach ihm mußte in den nächsten Tagen gehandelt werden. Der Plan stützte sich auf Bundesgenossen, die Handlung erwarteten.
Er würde sie ihnen geben.
Er, der Mann mit dem Körper des Kaufmanns Hactschyten und der Seele des Großadministrators Perry Rhodan.
*
Als Gehirn in einem mit Nährflüssigkeit gefüllten und mit psychophysischen Steuergeräten ausgestatteten Behälter war Perry Rhodan in die Galaxis Naupaum transmittiert worden. Er kannte sie nicht. Er wußte nicht, in welcher Entfernung sie sich von der heimatlichen Milchstraße befand. Er kannte die Richtung nicht, in die er sich zu wenden hatte, wenn er die Heimat wiederfinden wollte. Und schlimmer noch: Selbst wenn er sie gekannt hätte, wäre es ihm unmöglich gewesen, mit der Information etwas anzufangen. Was vermag schon ein Gehirn, das einsam und verlassen in einem Behälter schwimmt!
Doynschto der Sanfte hatte sich seiner angenommen - zuerst aus wissenschaftlichem Interesse und später aus persönlichem Mitgefühl für Rhodans Geschick. Rhodans Gehirn war zunächst in den Körper eines Bordins verpflanzt und dann in die leibliche Hülle des Kaufmanns Hactschyten manipuliert worden.
Hactschyten war als Schieber und Schwarzmarkt-Akteur des interstellaren Organhandels bekannt. Das Geheime Organ-Kommando, eine Institution, deren Aufgabe es war, Ungesetzlichkeiten im Organhandel
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