0626 - Kampf der Gehirne
Hactschyten!
„Lassen Sie Ihre Geschütze in Ruhe", bat Heltamosch in müdem Tonfall. „Was wollen Sie? Sie haben kein Recht, im freien Raum ein Fahrzeug anzuhalten."
„Recht?!" krähte der Anatom vergnügt. „Was brauche ich Recht? Ich habe die Macht, Sie anzuhalten, das ist alles. Ich freue mich, Sie nicht alleine zu sehen. Schon seit Tagen sehne ich mich nach einem Wiedersehen mit meinem alten Freund Hactschyten."
„Sie haben ihn wiedergesehen", antwortete Heltamosch mürrisch. „Was noch?"
„Nicht auf dem Bildschirm", lachte der Rote spöttisch. „In Wirklichkeit will ich ihn sehen. Hier, an Bord seines eigenen Fahrzeugs."
„Kommt nicht in Frage", wies ihn Heltamosch zurück. „Wir fliegen weiter."
„Das werden wir sehen!" amüsierte sich der Rote.
Das feindliche Boot hatte den Punkt des geringsten Abstands erreicht. Der Rote Anatom gab ein Zeichen. Das Traktorfeld entstand. Schon wenige Sekunden später war auf dem Orterschirm zu sehen, daß das Boot seinen Kurs geändert hatte.
Es kam jetzt geradewegs auf die YGTRON zu.
*
Die Bildgeräte des Landungsbootes zeigten die riesige YGTRON, wie sie aus dem Dunkel des Alls auftauchte. Ein leises Flimmern ging von einer Stelle ihres Rumpfes aus, bildete einen Kegel wie den Lichtkegel einer Taschenlampe und sandte ihn in den Raum hinaus. Der Kegel reichte bis zum Bug des Landungsbootes, den er etwa zur Hälfte bedeckte. Das war das Traktorfeld, durch dessen unwiderstehliche Gewalt das Boot zur YGTRON hingezogen wurde.
Aufmerksam betrachteten Hactschyten und Heltamosch die Kontrollen. Mit Mühe wahrten sie den mürrischen, zerknirschten Gesichtsausdruck, der den Roten Anatomen davon überzeugen sollte, wie wenig ihnen die gegenwärtige Situation behagte.
Auf einem zweiten Bildschirm war das Innere des Kommandostands der YGTRON zu sehen. Der Rote hatte die Radiokorn-Verbindung nicht unterbrochen. Er wollte sich an dem Unbehagen seiner Opfer laben. Von Zeit zu Zeit machte er gehässige Bemerkungen, auf die Heltamosch und Hactschyten jedoch nicht eingingen.
Immer geringer wurde der Abstand zwischen den beiden ungleichen Raumfahrzeugen. In der Wandung der YGTRON schwang ein Luk auf, groß genug, um das Landungsboot hindurchzulassen. Ein Stück lichtüberfluteten Decks wurde sichtbar, Gestalten in Raumanzügen, die sich zu beiden Seiten der Schleusenkammer bewegten. Alles war zum Empfang des Feindes vorbereitet.
„Ich protestiere gegen diese Behandlung", erklärte Heltamosch, als sich die Ränder des Luks unaufhaltsam auf das Boot zuschoben. „Sie erfolgt im Widerspruch zu allem geltenden Recht. Es handelt sich um den Piratenakt eines nicht zum Raytschat gehörenden Raumschiffs und seiner Besatzung im Hoheitsgebiet des Naupaumschen Raytschat. Man wird Sie dafür zur Rechenschaft ziehen!"
Der Rote Anatom lachte nur.
„Ich entnehme aus Ihren Worten, daß ich es mit einem gebildeten Mann zu tun habe", spottete er. „Ich kann Ihren Protest leider nicht entgegennehmen, aber ich gedenke, Sie auf andere Art zu ehren. Ich komme, um Sie zu begrüßen. Ich werde zugegen sein, wenn Sie Ihrem Fahrzeug entsteigen."
Er stand auf. Im Hintergrund des Bildes sah man, wie ihm ein Raumanzug gereicht wurde, der auf seine geringe Körpergröße zugeschnitten war. Der Kapitän der YGTRON übernahm seinen Platz an den Kontrollen.
*
Der Rote Anatom glitt durch einen Liftschacht unmittelbar bis in den Hangarraum hinter der großen Schleuse, durch die das feindliche Fahrzeug ins Innere des Raumschiffs bugsiert wurde.
Durch eine kleine Mannschleuse betrat er den eigentlichen Schleusenraum. Er kam gerade zurecht, um zu sehen, wie die Traktorstrahlung das große Boot behutsam durch die Schleusenöffnung hereintrieb.
Er stellte sich seitwärts auf und suchte sich einen Platz, an dem er dem Ausstiegsluk des Bootes nahe sein würde, wenn die Traktorstrahlen es absetzten. Fasziniert beobachtete er das Manöver. Er sah die Kennzeichen an der Seite des Bootsrumpfes, die es als Fahrzeug der Kriegsflotte des Raytschat auswiesen. Es war ein gefährliches Unternehmen, in das er sich eingelassen hatte. Kam zufällig ein größeres Fahrzeug der Flotte hier vorbei, dann war er geliefert. Aber dieser Gedanke bedrückte ihn kaum. Er war dem endgültigen Triumph so nahe, daß ihn nichts mehr zu schrecken vermochte. Er sah, wie das Boot behutsam abgesetzt wurde. Die riesigen Schleusenschotte begannen sich zu schließen. Waren sie einmal geschlossen, dann konnte niemand
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