0626 - Kampf der Gehirne
warf er die Tür zu. Er landete hart im Gestrüpp der dornigen Wüstenpflanzen, aber einen Atemzug später war er wieder auf den Beinen. Der Transporter arbeitete sich prustend und schnaubend durch das Gestrüpp. Eine Staubwolke hüllte ihn ein. Er kam rasch vorwärts.
Kurze Zeit später wurde von der Straße her das Geräusch eines leichteren Motors hörbar. Rhodan verkroch sich in die Deckung einiger Pflanzen und wartete. Der gelbe Gleiter kam zum Vorschein. Vorsichtig schob er sich auf die Spur, die der Transporter gebrochen hatte. Der Fahrer schien zu ahnen, daß er dem Ziel seines Opfers nahe war. Er zögerte, die Spur weiter zu verfolgen, und entschloß sich schließlich, sein Fahrzeug abseits im Gestrüpp zu verbergen. Es dauerte eine Zeitlang, bis er wieder zum Vorschein kam. Geduckt schlich er sich auf der Spur entlang, ein Navater von merkwürdig kleiner Gestalt, kaum zwei Meter groß, ein Zwerg unter den Mitgliedern seines Volkes.
Rhodan wartete geduldig, bis er sein Versteck passiert hatte.
Der Nadler war längst schußbereit. Er richtete sich auf und zielte.
Bei dem kurzen Zischen der Entladung schien der Navater aufzuhorchen. Bevor er sich jedoch umdrehen konnte, hatte das winzige Geschoß den schwarzen Chitinpanzer durchdrungen und sein lähmendes Gift in die Adern des Spions entleert. Er brach bewußtlos zusammen.
*
„Wir haben eine Spur in Singalah-Ytom!" rief Selki-Loot, und seiner sonst so gelassenen Stimme war eine Spur von Triumph anzumerken.
„Was für eine Spur?" erkundigte sich der Rote Anatom mißtrauisch.
„Einer meiner Leute glaubt, Heltamosch und einen Begleiter gesehen zu haben. Sie kamen aus dem Geschäft eines Großhändlers für elektronische Artikel."
Der Rote wiegte beifällig den Kopf.
„Scheint, als hätten Sie recht gehabt", brummte er. „Die Leute versuchen, sich auszurüsten. Irgendeine Beschreibung des Begleiters?"
„Ja. Sie paßt auf Hactschyten!"
Der Rote Anatom sprang auf.
„Wir haben sie!" triumphierte er. „Beide zusammen! Welche Anweisungen haben Sie Ihrem Agenten gegeben?"
„Den beiden zu folgen und sie bei erster Gelegenheit gefangen zu nehmen."
„Gut! Auf diese Weise ist unser Problem gelöst. Sie erwarten weitere Nachrichten?"
„Jeden Augenblick", versicherte der Navater.
Aber eine halbe Stunde, eine Stunde, zwei Stunden vergingen, ohne daß der Agent in Singalah-Ytom wieder von sich hören ließ.
Der Rote Anatom wurde ungeduldig.
„Es wird uns doch nicht so ergehen wie beim erstenmal?" fragte er. „Daß wir hier sitzen und warten, während der Mann, auf den wir warten, längst tot ist?"
Wortlos schaltete Selki-Loot den Interkom ein. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem Mann in der Zentrale berichtete er dem Poynkorer: „Der Agent hat sich noch nicht gemeldet. Vor wenigen Minuten hat die Zentrale von sich aus versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Das war jedoch vergebens."
Der Rote fluchte.
„Ich hab's doch gewußt! Derselbe Reinfall wie zuvor! Selki-Loot, Sie sollten Ihre Leute verschrotten lassen und eine gänzlich neue Organisation aufziehen! Was für Vorschläge haben Sie jetzt zu machen?"
„Die übrigen Agenten in Singalah sind alarmiert", antwortete der Navater mit gewohnter Gelassenheit. „Sie werden die Spur des Gegners finden."
Das große Warten brach an. Von Zeit zu Zeit liefen kurze Meldungen der alarmierten Agenten ein. Sie besagten immer dasselbe: Weder von dem Feind, noch von dem verschwundenen Navater war eine Spur gefunden worden. Es wurde Nacht. Die Nacht strich vorbei und machte dem Morgen Platz. Da kam eine neue Meldung: Der verschwundene Agent war gefunden worden.
Bewußtlos, von einem Nadler betäubt. Zehn Kilometer außerhalb von Singalah-Ytom, in nordwestlicher Richtung. Von den Feinden fehlte vorläufig jede Spur. Ärzte bemühten sich um den Bewußtlosen, aber ihre Bemühungen waren bis zum Augenblick noch erfolglos. Der Bewußtlose schien eine besonders kräftige Dosis Nervengift abbekommen zu haben.
Für Selki-Loot und den Roten Anatomen war dies innerhalb kurzer Zeit der zweite schwerwiegende Fehlschlag. Auch die Untersuchung des Ortes, an dem das Suchboot abgeschossen worden war, hatte keine neuen Hinweise ans Tageslicht gebracht. Zunächst waren die beiden Verschwörer der Ansicht gewesen, daß, wo ein feindliches Fahrzeug versteckt gelegen hatte, die übrigen nicht weit entfernt sein könnten. Diese Hypothese hatte sich als falsch erwiesen. Nicht nur fanden die Suchboote keine
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