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0627 - Tanz der Kobra

0627 - Tanz der Kobra

Titel: 0627 - Tanz der Kobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Seltsamkeiten häufen sich«, fuhr er zusammenhanglos fort. »Woher sind die drei gekommen? Von dort? Warum ist eine Frau in dieser Gegend allein mit zwei Wächtern unterwegs? Zu Fuß auf einem schmalen Trampelpfad am Flußufer entlang? Und wie es der Zufall will, trifft sie ausgerechnet hier auf uns, wo wir feststecken. Das ist doch ebenso eigenartig wie das Auftauchen und Verschwinden unseres dürren Turbanträgers, der uns vor diesem Weg gewarnt hat.«
    »Vielleicht sind sie Kontrahenten«, schlug Nicole vor. »Und er wollte verhindern, daß wir mit ihr Zusammentreffen.«
    »Rabindra Tegore«, murmelte Zamorra. »Da stimmt etwas nicht. Es ist ein Männername, verflixt. Stell dir diese Frau mit anderer Kleidung vor, flachbrüstig, wie sie ist. Mit einer anderen Frisur, vielleicht mit einem Bart.«
    »Die Stimme…«
    »Es gibt auch Männer mit heller Stimme«, sagte Zamorra. »Und wenn noch ein bißchen Magie im Spiel ist, ist alles möglich. Diese Frau könnte ein Mann gewesen sein. Dann aber steigt die Wahrscheinlichkeit, daß wir es doch mit Tegore zu tun haben. Nur - warum diese Heimlichtuerei, und was ist mit Bishop passiert?«
    »Vielleicht hätten wir doch mit ihr gehen sollen.«
    »Das können wir immer noch«, sagte Zamorra.
    Er kletterte in den Mahindra.
    »Hä?« machte Nicole. »Was beabsichtigen Herr Professor nun zu tätigen?«
    Er startete den Motor.
    »Alte Bergmannsregel«, sagte er. »Was du fahren kannst, mußt du nicht tragen.«
    »Aha«, sagte Nicole verständnislos.
    Zamorra bedauerte, daß der Mahindra keine vernünftige Getriebeuntersetzung fürs wirklich unwegsame Gelände besaß. Aber vielleicht ging es ja mit dem permanenten Allradantrieb und den drehmomentstarken 90 Diesel-PS des 2,5-Liter-Motors auch so. In solchen Situationen schätzte Zamorra die steinalten, unverhältnismäßig großen Einfachmotoren, die Sprit soffen wie ein Elefant Wasser und den Ansprüchen high-tech-verwöhnter GTI-Fahrer längst nicht mehr standhielten - die aber schier unverwüstlich waren und ihre geballte Kraft aus dem Drehzahlkeller holten.
    Und die man zur Not auch noch selbst reparieren konnte, wenn mal ausnahmsweise doch was kaputtging, ohne erst ein dreißigsemestriges Elektronikstudium mit Magisterdiplom absolviert haben zu müssen.
    Er bugsierte den Wagen in eine schräge Position, rangierte ein paarmal auf dem schmalen Pfad hin und her -und lenkte ihn dann auf den Trampelpfad entlang des Flußufers!
    »Bist du wahnsinnig?« schrie Nicole auf. »Du rutschst mitten zwischen die Krokodile, Chef!«
    »Deswegen bleib du draußen«, überbrüllte er das Röhren des im niedrigen Gang donnernden Motors. »Reicht, wenn einer die Viecher füttert!«
    Er fuhr mit rutschender Kupplung, spielte mit den Pedalen und arbeitete am Lenkrad. Der Pfad war zu schmal, aber Zamorra fuhr so, daß er einen Weg durchs Unterholz brach und auch unterarmstarke Äste wegbog oder abbrach. Einige erwiesen sich als stärker und drückten den Mahindra uferabwärts, aber irgendwie schaffte Zamorra es immer wieder, den Wagen abzufangen und zu stabilisieren. Der Boden war hier, direkt am Fluß, auch nicht so hart und trocken, sondern stellenweise sehr weich, und mehrmals waren die Räder drauf und dran, sich im Erdreich festzufressen. Zamorra schaukelte den Mahindra dann vor und zurück, notfalls noch näher ans Gehölz, und bekam ihn immer wieder frei.
    Es gab häßliche Schrammen und Beulen im Blech, und das Verdeck wurde hier und da aufgerissen. Immerhin kämpfte Zamorra den Wagen Meter um Meter vorwärts.
    Teilweise kam er sogar sehr rasch voran, wo das Gestrüpp nur dünn war, aber dann erreichte er eine Stelle, an der ein ziemlich großer Busch fast mitten auf dem Weg wurzelte. Selbst für Fußgänger wurde der Weg extrem schmal.
    Nicole war neben dem Busch stehengeblieben. Sie zog es vor, dem Wagen vorauszugehen, statt der bläulichen Abgas- und Rußwolke zu folgen, die aus dem Auspuffrohr jagte und die Luft verpestete.
    Zamorra stieg aus, holte ein starkes Kunststoffseil aus dem Wagen und schlang ein Ende um den unteren Teil des Strauches, um es dort fest zu verknoten. Mit dem anderen Ende kehrte er zum Mahindra zurück.
    »Die Stoßstange wird abreißen«, warnte Nicole.
    »Ich vertäue das Ding ja auch nicht an diesem Blechplättchen, sondern am Achskörper«, erklärte Zamorra und kroch unter den Wagen.
    Nicole tippte sich an die Stirn.
    Zamorra kam öl- und erdverschmiert wieder zum Vorschein, befestigte ein zweites Seil am

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