0628 - Der Sturmteufel
war, Verlobungsringe zu organisieren; vor ein paar Jahren noch wäre es allerdings trotzdem unmöglich gewesen, als Unverheiratete ein gemeinsames Doppelzimmer belegen zu können; auch in einem schon etwas größeren Ort wie Grosseto war man in diesen Dingen noch recht konservativ.
Sie war nicht im Zimmer, sie war nicht auf der Terrasse, sie war nicht in der kleinen Gaststätte des Hotels… wo, zum Teufel, steckte sie dann? Bei Eva? Aber die war doch schon vor Stunden gegangen!
Sollte Jill so verrückt sein, allein in Evas Zimmer…?
Aber das war auch nicht möglich; Evas Zimmerschlüssel hing am Haken, und eingesperrt hatte Eva die Amerikanerin ja wohl kaum!
»Na, dann eben nicht!« murmelte Cartwright im Selbstgespräch und konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, aus welchem -Grund Jill sich so unsichtbar gemacht hatte. Die Gaststätte suchte er erstmal allein auf.
***
Eva fühlte sich wie in einem Traum. Ich reite auf dem Einhorn… Aber es war nicht das weiße Einhorn, dieses unwirkliche, fantastische Traumgeschöpf, von dem sie nicht einmal sicher war, ob es wirklich existierte oder nur eine magische Erscheinung war. Statt dessen saß sie in einem roten Maserati, der sicher so alt war wie sie selbst.
Giorgio Burrasco, der Mann mit den hellen, fast weißen Haaren, jagte den Wagen wie ein Wirbelsturm durch Grossetos Straßen und aus der Stadt hinaus. An Verkehrsregeln hielt er sich nicht. Aber das war nicht das einzige, was Eva plötzlich an ihm störte. Er zeigte sich als die Freundlichkeit in Person, aber von ihm ging etwas aus, das Eva irgendwie bekannt vorkam - in negativer Form.
Sie verband den Eindruck Böse damit.
Und zu diesem Mann war sie ins Auto gestiegen?
»Halten Sie an«, verlangte sie. »Ich möchte aussteigen.«
»Aber doch nicht jetzt schon!«
»Sofort!« verlangte sie.
»Aber doch nicht hier!«
Unbeirrt raste er weiter, die Straßen entlang, in riskanten Überholmanövern an anderen Autos vorbei, durch scharfe Kurven. Und immer deutlicher fühlte Eva, was es war, das sie an ihm störte.
Und sie entriß es ihm!
***
Abermals hatte Zamorra Ted Ewigks Autotelefon in Anspruch genommen, um herauszufinden, auf wen der Maserati Khamsin zugelassen war. Es zeigte sich, daß Capitano Alesandro nicht nur eine Floskel von sich gegeben hatte, als er Zamorra Unterstützung anbot. Er war noch im Dienstgebäude, schaltete sich selbst in die Leitung und bot sogar eine Fahndung nach dem Fahrzeug an.
Das war Zamorra doch zu viel des Guten. »Capitano, wenn Ihre Leute den Maserati zufällig entdecken, wäre ich über eine Nachricht froh, wo er sich befindet, aber eine Fahndung erübrigt sich. Schließlich jagen wir keinen Mörder…«
»Geben Sie mir Ihre Rufnummer, und in zehn Minuten wissen Sie, wem der Wagen gehört.«
Es dauerte fünfzehn Minuten. Dann war Alesandro wieder in der Leitung.
»Zamorra, sind Sie sicher, Roma gelesen zu haben? Die von Ihnen genannte Ziffernfolge paßt zu keinem in Rom zugelassenen Wagen, aber in Bolzano in Südtirol gibt es ein Fahrzeug, das diese Ziffern hat. Wirklich Roma, nicht BZ, Professore?«
Der wußte, was er gesehen hatte. Aber Alesandro hatte ihm noch etwas zu erzählen. »Professore, das Bolzano-Kennzeichen gehört allerdings auch nicht zu einem Maserati Khamsin, sondern zu einem Fiat 1500. Sollten wir nicht lieber doch nach Ihrem Maserati fahnden lassen? Sieht doch so aus, als führe der mit einem falschen Kennzeichen durch die Gegend, oder Sie haben sich geirrt.«
»Na, dann lassen Sie mal fahnden, Capitano«, seufzte Zamorra. Falsche Kennzeichen waren schon etwas gravierender. Er gab Alesandro durch, in welcher Richtung der Maserati davongerast war. Das schränkte den Suchbereich möglicherweise etwas ein.
Währenddessen lenkte Ted Ewigk den Rolls-Royce aus Grosseto hinaus. Es wurde allmählich düsterer. Für die Zeitschau des Amuletts spielte die Tages- oder Nachtzeit allerdings keine große Rolle. Ted mußte nur jetzt etwas mehr aufpassen, einerseits Nicoles Richtungsanweisungen zu folgen und andererseits auf der immer noch recht belebten Ausfallstraße auf die Verkehrsverhältnisse zu reagieren.
Nicole verfolgte dabei, auf das Amulett konzentriert, in der nahen Vergangenheit den gesuchten Sportwagen. Der schien gewaltig Tempo vorgelegt zu haben. Bedeutete das eine Entführung?
Zamorra fragte sich, wie das alles zusammenpaßte. Verfügte der Fahrer nicht über magische Möglichkeiten? Warum setzte er sie jetzt nicht ein und
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