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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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es hätte ihm noch weitere, zusätzliche Lebensenergie gebracht, die er in sich aufnehmen konnte. Aber so etwas gab immer Ärger. Tote Menschen erregten die lebenden Menschen immer wieder ungemein, und sie wurden dadurch lästig, daß sie plötzlich herumschwirrten wie aufgescheuchte Wespen, so daß ein Dämon seine Pläne nicht mehr in Ruhe durchführen konnte. Deshalb war es manchmal besser, bestimmte Menschen am Leben zu lassen.
    Lucifuge Rofocale überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Er war gespannt, wie Eva reagierte, wenn sie zurückkehrte. Absichtlich hatte er die Tote in ihrem Zimmer zurückgelassen. Es wäre ihm allerdings auch lästig gewesen, die Spuren zu beseitigen, die auf das hinwiesen, was geschehen war.
    Vielleicht verriet Eva sich ja in dem Moment selbst, wenn sie die Tote fand. Vielleicht erfuhr Lucifuge Rofocale aus ihrer Reaktion mehr über ihr Überleben.
    Sicher wäre es einfacher gewesen, erneut einen Menschen so zu manipulieren, daß er im Auftrag des Erzdämons dieses Mädchen auslöschte. Aber sie hatte eine solche Aktion einmal überlebt, sie würde es möglicherweise ein zweites Mal schaffen.
    Plötzlich mußte er an Robert Tendyke denken, den Sohn des Asmodis. Der brachte es doch auch seit über fünfhundert Jahren fertig, seinen eigenen Tod immer wieder zu überleben und zurückzukehren! Wenn es ihm rechtzeitig gelang, Schlüssel und Zauberformel zu benutzen, gelangten Körper und Seele nach Avalon, wurden auf eine Weise regeneriert, die Lucifuge Rofocale nicht begriff, weil er auf die Feeninsel keinen Zugriff hatte, und kehrte als Lebender unversehrt wieder in die Welt der Menschen zurück.
    Wenn Tendyke es schaffte, warum dann nicht auch Eva?
    Es war eine Möglichkeit…
    Aber wenn sie zutraf, wurde es noch viel schwieriger, Eva auszulöschen. Mit ihrer bemerkenswerten Para-Fähigkeit war sie wesentlich gefährlicher als der Sohn des Asmodis, und an dem versuchten Höllen-Mächte sich schon seit fünf Jahrhunderten vergeblich.
    Der Erzdämon wollte so lange nicht warten. Er wollte die Gefahr, die das Para-Mädchen darstellte, so schnell wie möglich beseitigt wissen!
    Merlin sollte von seinem Triumph nichts haben!
    Und Lucifuge Rofocale hatte eine Scharte auszuwetzen!
    Eine große, tiefe Scharte…
    ***
    Weder Zamorra noch seine Begleiter ahnten, daß ihnen in einem kleinen Lancia Y genau die Person entgegenkam und vorüberfuhr, die sie suchten - Eva. Warum sollte auch jemand auf die Insassen entgegenkommender Fahrzeuge achten? Und selbst wenn es einer von ihnen getan hätte, wäre es mittlerweile zu dunkel gewesen, um hinter der Glasscheibe eine bestimmte Person zu erkennen.
    Das Verkehrsaufkommen hatte mittlerweile auch nachgelassen; in den Abendstunden war auf dieser Strecke nicht mehr viel los. So störte es auch niemanden, als Nicole plötzlich »Stopp!« rief .
    Ted brachte den goldfarbenen Rolls-Royce am Straßenrand zum Stehen und schaltete die Warnblinkanlage ein. Nicole suchte nach dem Türgriff. Zamorra sprang aus dem Wagen und half ihr. Sie bewegte sich wie eine Schlafwandlerin ein paar Dutzend Meter zurück. Ted legte den Rückwärtsgang ein; im Licht des Rückfahrscheinwerfers glitzerten Glassplitter auf dem Straßenbelag. Hier schien es einen Unfall gegeben zu haben.
    Nicole bewegte sich auf der Fahrbahn hin und her, überwacht von Zamorra, der vor allem aufpaßte, ob sich nicht aus einer der beiden Richtungen ein anderes Auto näherte und Nicole in Gefahr brachte. Schließlich fror sie das vom Amulett präsentierte Vergangenheitsbild ein und löste sich aus der Halbtrance. Sie war erschöpft. Über einen so langen Zeitraum die Konzentration aufrechtzuerhalten, kostete Kraft.
    »Eva hat hier das Fahrzeug gewechselt«, sagte sie. »Sie ist wieder zurückgefahren. Der Maserati hat seine Fahrt wohl fortgesetzt.«
    »Was machen wir jetzt?« ertönte Teds Stimme aus einem versteckten Außenlautsprecher des Wagens und ließ Zamorra wie Nicole zusammenzucken, weil dieser Lautsprecher seiner ersten Silbe wirklich alle Ehre machte. »Zweiteilen können wir uns schlecht, und einem der beiden Autos zu Fuß zu folgen, dürfte wohl illusorisch sein.«
    »Vor dieser Entscheidung habe ich heute doch schon mal gestanden«, murmelte Nicole und dachte an den Moment, in dem sie Eva um die Straßenecke verschwinden und den Maserati davonfahren sah. »Aber vielleicht fügt sich das alles doch wieder praktisch zusammen, wie schon einmal - und diesmal hoffentlich ohne ein

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