0628 - Der Sturmteufel
plötzlich alles ganz anders.
Ein heftiger Windstoß streifte Nicole, ließ sie unwillkürlich die Augen schließen und sich zur Seite drehen, weil sie den von vorn kommenden Wind als unangenehm empfand, und als sie die Lider wieder hob, sah sie nur einige Meter hinter dem Restaurant einen roten Maserati Khamsin davonjagen, der Sekundenbruchteile zuvor noch nicht hier gewesen war!
Dafür war jetzt von Eva nichts mehr zu sehen!
Sie war verschwunden!
Saß sie in dem Maserati?
War sie auf die gleiche, unheimlich schnelle Weise in den Wagen gelangt, wie es zuvor in Hotelnähe der Fahrer gemacht haben mußte?
Was ging hier vor?
Welche Magie war hier im Spiel, die für so undurchschaubare Phänomene sorgen konnte? Nicole hatte plötzlich den Verdacht, daß der Mann mit dem hellen Haar in der Lage war, die Zeit zu manipulieren!
Hatte er sie mehrmals für Momente stillstehen lassen, um in dieser Zeitspanne aktiv zu werden, ohne daß ihn jemand dabei beobachten konnte? Stand für ihn selbst dann die Zeit nicht still?
War er ein Magier mit unwahrscheinlich starken Para-Kräften, oder war er ein Dämon?
Aber Zeit-Dämonen waren rar gesät in der Schwarzen Familie und unter den nicht an eine Sippe gebundenen Dämonen. Die Möglichkeit, ausgerechnet hier und jetzt mit einem dieser Art zu tun zu haben, war sehr gering.
Nicole ging schneller, auch wenn sie keine Chance hatte, den Maserati zu Fuß einzuholen. Aber sie wollte mit der alten Frau und dem Kellner reden, die vielleicht etwas gesehen hatten, was Nicole entgangen war.
Sie hatte die ersten Tische gerade erreicht, als ein erneuter Windstoß durch die Straße jagte, diesmal weit stärker als beim ersten Mal.
Er riß die Decken von den Tischen!
Und hoch oben in der Luft schepperte etwas!
Da sah Nicole die alte Frau den Kopf heben, beide Arme hochreißen wie zur Abwehr, und hörte sie voller Entsetzen aufschreien: »Nein - das ist noch zu früh! Ich hab's doch gesehen, und es ist noch zu früh…«
Eine ganze Lage von Dachziegeln kam von oben herunter!
Losgerissen von dem heftigen Windstoß, der auch Nicole wie ein Fausthieb in den Rücken getroffen hatte und vorwärts wirbelte?
Da nutzte Nicole den Schwung, den ihr dieser orkanartige Stoß gab, wurde noch schneller und jagte in weiten Sprüngen auf die alte Frau zu, um sie anzuspringen und mit sich zu reißen, ehe diese Lage Dachziegel unten war. Aus den Augenwinkeln sah sie den Kellner sich ducken und ausweichen; der dachte nicht an die Alte, sondern nur daran, seine eigene Haut zu retten, prallte im Ausweichen mit Nicole zusammen, und im nächsten Moment waren die Ziegel schon da, schepperten und zerklirrten und konnten mit ihrem Getöse den wilden Schrei der alten Frau doch nicht überdecken.
»Ich kann doch noch nicht ster…«
Dann lag sie stumm auf dem Boden neben Tischen und vom Wind umgerissenen Stühlen, inmitten zertrümmerter Dachziegel, und aus einer Kopfverletzung sickerte Blut. Als Nicole sich über sie beugte, konnte sie kein Lebenszeichen mehr feststellen.
»Das ist verrückt«, keuchte der Kellner, dem die Knie zitterten. Er sah immer wieder nach oben, ob vielleicht noch ein Stück vom Dach herunterkam. »Total verrückt. Sie hat immer gesagt, sie werde erst Ende dieses Jahres sterben - von einem Auto angefahren werden. Von einem roten Maserati… hat sie immer gesagt, die alte Hexe…«
Er war völlig durcheinander.
»Reißen Sie sich zusammen«, fuhr Nicole ihn an. »Hier war eben ein roter Maserati! Meinen Sie den?«
Der Kellner meinte gar nichts.
Er wollte nur noch weg von der Straße, weg von der Toten. Von drinnen kamen dagegen Gäste heraus, die wissen wollten, was hier passiert war, und auch aus anderen Fenstern und Haustüren ließen neugierige Menschen sich blicken, um ihrer Sensationslust zu frönen.
Bis jemand Polizei und Krankenwagen alarmierte, dauerte es eine Weile. Aber den Krankenwagen brauchte ja ohnehin niemand mehr.
Den Maserati wollte keiner gesehen haben, doch der hatte die alte Frau ja auch nicht niedergefahren und war deshalb für alle uninteressant.
Aber woher dieser orkanartige Windstoß so plötzlich gekommen war und wieso er zwei oder drei Quadratmeter Dachziegel hatte losreißen und ins Rutschen bringen können, blieb allen ein Rätsel.
Dafür gab es keine Erklärung!
Nur Nicole ahnte es: Derjenige, der vor Tagen am Strand bei Marina di Albarese auf engstem Raum einen Tornado entfesselt hatte, hatte erneut zugeschlagen.
Wieder war Eva in unmittelbarer
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