063 - Das Rätsel der Insel
bot an, mir bei der Suche nach meinen Freunden zu helfen, aber er führte mich in die Irre.«
»Dann hast du großes Glück, dass du noch am Leben bist, Maddrax. Er war dabei, dich tief ins Innere der Festung zu führen, von wo es kein Entrinnen gibt.«
»Hm«, machte Matt nur. Sein Entschluss, dem Burschen nicht zu trauen, war also richtig gewesen. Sein Führer war also doch der Herr dieser Insel gewesen und nicht nur dessen Diener. Und Aruula und Aiko befanden sich in seiner Gewalt.
Allerdings erklärte das noch immer nicht, wie der Khan aus dem Nichts erscheinen und sich ebenso plötzlich wieder auflösen konnte. Was verbarg sich wirklich hinter dem
»Dämon«?
Obwohl Matt endlich auf Menschen getroffen war, mit denen er sprechen konnte, war er nicht viel klüger als zuvor. Aber immerhin wusste er jetzt, was er zu tun hatte.
»Könnt ihr mich dorthin führen, wo der Khan meine Freunde gefangen hält«, fragte er.
»Das wäre nicht ratsam«, antwortete Batai. »Das Verlies des Khan befindet sich tief im Inneren der Festung. In Regionen, die schon seit Jahren keiner von uns mehr betreten hat.«
»Schön«, meinte Matt, »dann zeigt mir nur den Weg. Ich muss hin und meine Freunde befreien.«
»Hast du denn keine Angst?«
»Darum geht es nicht. Sie sind meine Freunde und brauchen Hilfe. Nur das zählt.«
Batai und seine Gefolgsleute machten große Augen. Dann begannen sie verstohlene Blicke zu tauschen, schienen sich damit lautlos zu verständigen.
»Also gut«, sagte Batai schließlich. »Deine Worte haben uns beeindruckt. Wir werden dich begleiten. Und wenn deine Freunde und du tatsächlich diejenigen sind, für die wir euch halten, werdet ihr anschließend den Khan stellen und vernichten.«
»Wir werden sehen«, erwiderte Matt ausweichend. Es wäre fatal gewesen, diesen Kriegern hier und jetzt zu versprechen, dass er für sie eine Kreatur vernichten würde, über die er nicht das Geringste wusste. Zudem hoffte er immer noch, mit dem Herren der Burg in Verhandlungen treten zu können. Wenn die Tricks, die er hier abzog, kein bloßer Budenzauber waren - und davon ging Matt nicht aus -, musste eine mächtige Technologie dahinter stecken.
Batai und seine Krieger verständigten sich noch einmal mit Blicken. Dann ließen sie endgültig ihre Waffen sinken und setzten sich in Bewegung, verließen das Gewölbe durch einen der Gänge.
»Komm mit uns«, raunte der Anführer der Mongolen Matt zu.
Und der Marsch, der sie noch tiefer in die Gewölbe der Festung führen sollte, begann.
***
Es war still geworden - nicht nur in Aruulas Innerem, sondern auch um sie herum.
Die kurze Nacht mit ihrem arktischen Zwielicht war hereingebrochen, und wenn man auch an diesem Ort nichts davon mitbekam, so spürte die junge Kriegerin doch die Müdigkeit, die träge von ihr Besitz ergriff.
Aiko hatte der Müdigkeit schon vor einiger Zeit nachgegeben und war binnen Sekunden eingeschlafen. Beneidenswert. Aruula fragte sich, ob er sich ebenso abschalten konnte wie eine Maschine. Sie wusste, dass an seinem Gehirn irgendwelche Tekknik befestigt war, mit der er Dinge vollbringen konnte, zu denen kein normaler Mensch in der Lage war. Sie schauderte; der Gedanke war ihr unheimlich. Sie hätte niemandem erlaubt, an ihrem Kopf herumzubohren.
Nun, vielleicht doch, wenn dadurch ihr Lauschsinn zurückgekehrt wäre…
Die Beine an sich gezogen, kauerte Aruula am Boden der Zelle und starrte hinaus durch das Gitter. Im flackernden Licht zweier Fackeln konnte sie die gedrungenen Gestalten der Wachtposten erkennen, die draußen standen, so reglos, als wären sie versteinert.
Zum ungezählten Mal schloss Aruula die Augen und konzentrierte sich, von dem sehnlichen Wunsch erfüllt, wieder lauschen zu können und all jene Stimmen und Empfindungen wahrzunehmen, die früher ihr Bewusstsein erfüllt hatten.
Und plötzlich sah sie es.
Eine Vision…
Es war, als würde der dunkle Vorhang, der ihren Geist zu allen Seiten umgeben hatte, plötzlich einen Spalt weit aufgezogen.
Aruula sah Bilder. Es waren nur verschwommene Eindrücke, die rasch an ihrem geistigen Auge vorbei zogen, aber sie erkannte Maddrax, der in einer Gruppe von Kriegern ging, die Speere und Bogen bei sich trugen.
›Sie haben ihn gefangen!‹, dachte Aruula entsetzt - als sie erkannte, dass die Männer ihn nicht bedrohten. Im Gegenteil schienen sie ihn als einen der ihren zu begleiten, wie einen Verbündeten…
Im nächsten Moment schloss sich der Vorhang wieder.
Aruula riss
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