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063 - Das Rätsel der Insel

063 - Das Rätsel der Insel

Titel: 063 - Das Rätsel der Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael J. Parrish
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aus gemauertem Stein, sondern aus massivem Fels bestanden, lag die Vermutung nahe, dass er sich schon nicht mehr in der Festung selbst befand, sondern darunter. In dem Berg, auf dem die fremde Burg thronte.
    Am Ende des Stollens, den Matt durchschritten hatte, lag wieder eine jener Kreuzungen, die er bereits zur Genüge kannte: ein quadratisches Gewölbe, das in den Fels gehauen worden war und aus dem drei weitere Gänge führten, einer in jede Himmelsrichtung.
    Der Anblick frustrierte Matt mehr, als er sich eingestehen wollte. Wie sollte er das Rätsel dieser verdammten Festung lösen, wenn er das Gefühl hatte, sich ständig nur im Kreis zu bewegen?
    Der Vergleich mit der Ratte kam ihm wieder in den Sinn. Was, wenn die geheimnisvollen Bewohner der Festung tatsächlich in der Lage waren, das Gangsystem so zu verändern, wie es ihnen beliebte? So wie der Forscher, der einfach nur einige Wände in seiner Versuchsanordnung umstecken musste, um die Ratte in die Irre zu führen.
    Matt beschloss, ihnen den Gefallen nicht zu tun.
    Angenommen, sie beobachteten ihn tatsächlich und wollten testen, wie er sich verhielt - was wäre dann, wenn er etwas tat, das sie nicht erwarteten? Wenn er dem Spiel seine eigenen Regeln aufdrückte?
    Kurz entschlossen trat Matt in die Mitte des Raumes und setzte sich, schaltete seine Lampe ab. Mal sehen, wie die Herren der Festung darauf reagierten…
    In der absoluten Dunkelheit, die ihn zu allen Seiten umgab, verharrte er und lauschte in die Stille.
    Kein Ton war zu hören, nicht ein einziger Laut.
    Zunächst.
    Dann, nachdem eine gewisse Zeit verstrichen war - Matt schätzte, dass es fünfzehn, zwanzig Minuten gewesen waren, in denen ihm die Stille zunehmend in den Ohren dröhnte - vernahm er plötzlich Geräusche.
    Schritte, das Knirschen von Leder, das leise Klirren von Metall. Es näherte sich nicht, drang nicht aus der Ferne an sein Ohr, sondern war plötzlich da.
    Matt, dessen Sinne aufs Äußerste angespannt waren, reagierte augenblicklich.
    Er schnellte vom Boden hoch, schaltete seine Lampe an - und sah sich einer Gruppe von Männern in seltsamer Kleidung gegenüber, die ihn umringten.
    »Noch mehr Mongolen«, murmelte Matt, während er die Männer musterte. Sie trugen Wamse aus Fell, dazu Pluderhosen aus abgewetztem Wildleder. Über ihre Kleidung hatten sie Rüstungsteile aus Leder und Eisen geschnallt - Arm- und Beinschienen sowie Brustpanzer. Ihre Helme waren mit Fell gefüttert und halbrund und wiesen an der Oberseite eine gefährlich aussehende Spitze auf. Ganz offensichtlich gehörten diese Männer zu dem Fremden, der ihn geführt hatte, beziehungsweise zu dessen Herrn. Wahrscheinlich waren auch sie aus dem Nichts erschienen.
    Matt sah die Speere in ihren Händen und die Pfeile auf ihren gespannten Bogen und wusste, dass er hoffnungslos unterlegen war.
    »Ich heiße Matthew Drax«, nannte er den Namen, den diese bizarre Zukunft ihm verliehen hatte, »und ich komme in Frieden.« Klang furchtbar salbungsvoll, wie er fand. Und würde wahrscheinlich auch nichts bringen.
    Er sollte sich irren.
    Die Mongolenkrieger warfen einander flüchtige Blicke zu.
    »Wer schickt dich?«, wollte einer von ihnen wissen, der, wie der erste Mongole auch, einwandfreies Englisch sprach.
    »Niemand«, erwiderte Matt. »Ich bin auf der Suche nach meinen Freunden, von denen ich getrennt wurde.«
    »Von wo kommst du?«, fragte der Krieger, der ein wenig kleiner und drahtiger war als seine Kumpane und in dessen Blick etwas Waches, Lebendiges lag, das die anderen entbehrten.
    »Von jenseits des Eises«, antwortete Matt wahrheitsgemäß, worauf sich die Krieger diesmal erstaunte Blicke zuwarfen.
    »Du… du stammst nicht von der Insel?«
    »Nein.« Matt schüttelte den Kopf. »Ich bin von außerhalb gekommen.«
    »Beweise es!«
    Matt zuckte mit den Schultern und drehte die Lampe so, dass ihr Schein den Krieger blendete. »Hast du so etwas schon mal auf dieser Insel gesehen?«, fragte er dazu.
    »Eine Fackel, die ohne Feuer brennt«, staunte der andere.
    »Demnach haben die Menschen jenseits des großen Eises Kenntnis von diesen Dingen?«
    Matt zögerte mit einer Antwort. Es war besser, wenn er die Informationen knapp hielt, sonst würde man ihn noch mit Fragen überhäufen.
    »Ich habe Kenntnis von diesen Dingen«, sagte er deshalb diplomatisch. »Genau wie meine Freunde, die mit mir gekommen sind. Die Freunde, die ich suche.« Man konnte es gar nicht oft genug sagen…
    »Dann stehst du nicht in seinen

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