063 - Das Rätsel der Insel
Diensten?«
»In wessen Diensten? Von wem sprecht ihr?«
»Von ihm«, gab der Krieger zurück. »Vom Herrn der Insel.«
»Nein«, erwiderte Matt. »Aber ich suche nach ihm.«
»Er sucht nach ihm…« Die Krieger tuschelten jetzt aufgeregt miteinander; einige ließen sogar ihre Waffen sinken.
»Wenn du den Herrn der Insel suchst, musst du entweder sehr tapfer oder sehr töricht sein«, sagte der Anführer der Gruppe.
»Weshalb?«, fragte Matt. »Wer ist er?«
»Alles zu seiner Zeit«, erwiderte der Krieger. »Zunächst wollen wir dir sagen, wer wir sind. Ich bin Batai vom stolzen Volk der Mogoolen. Wir gehören dem Stamm der Sokhoi an. Das hier sind meine Männer.«
Matt nickte den Versammelten zu, deren Mienen daraufhin ein wenig freundlicher wurden. Na also, ein Soldatentrupp. Schon viel besser als der mystisehe Führer. Mit denen konnte man wenigstens reden.
»Wir sind die Nachkommen einer Expedition, die vor dreihundert Jahren hierher kam und die Festung errichtet hat«, berichtete Batai weiter. »In der zehnten Generation bewohnen wir diese Burg.«
»In der zehnten Generation? Aber alles hier sieht so neu aus. Als wäre das Bauwerk gestern erst fertig worden. Und weshalb gibt es kein Eis auf der Insel?«
»Kein Eis?« Der Anführer des Kriegertrupps schaute Matt so konsterniert an, als hätte dieser etwas unglaublich Dummes gesagt.
Konnte es denn sein, dass diese Leute nicht wussten, was draußen vor sich ging? Und überhaupt - wie konnten Mongolen, die vor drei Jahrhunderten hierher gekommen waren, über das nötige technische Know-How verfügt haben, um eine Anlage dieser Größenordnung zu errichten? Und aus was? Hier gab es weder Steinbrüche noch Wälder. Die Geschichte stimmte vorn und hinten nicht.
»Ihr bewohnt diese Insel also seit zehn Generationen«, versuchte Matt es anders, »und dennoch herrscht ein anderer über sie.«
»Das ist richtig«, erwiderte Batai und senkte dabei seine Stimme, als fürchtete er, man könnte ihn belauschen. »Du musst wissen, Fremder, dass dieser Ort nicht das ist, was er zu sein scheint. Unsere Vorfahren glaubten, hier das Paradies gefunden zu haben, doch das war ein Irrtum. Ein finsterer Dämon, der uns alle beherrscht, haust in diesen Gewölben!«
»Ein Dämon?« Matts Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Er hatte auf seinen Reisen durch diese abnorme Welt schon viele außergewöhnliche Dinge gesehen und erlebt, aber von Dämonen und anderen Höllenauswüchsen war er bislang verschont geblieben. Selbst die Nosfera hatten sich nicht als Vampire, sondern als blutkranke Menschen entpuppt.
»Er wohnte in den Tiefen dieses Berges«, bestätigte Batai.
»Wir wussten nicht, dass wir ihn aus seinem Schlaf geweckt hatten. Bis er begann, uns zu töten. Einen nach dem anderen. Natürlich haben wir den Kampf gegen ihn aufgenommen, aber es ist schwierig, einen Gegner zu besiegen, den man nicht hören und sehen kann, wenn er es nicht will. Der über die Fähigkeit verfügt, durch Wände zu gehen, zu erscheinen und zu verschwinden, wann es ihm gefällt. Und dem selbst der Stein dieser Festung zu gehorchen scheint.«
Matt nickte. Er wusste nur zu gut, wovon der Anführer sprach - allerdings wäre er nie darauf gekommen, diese seltsamen Vorkommnisse einem Dämon zuzuschreiben. Aruula hätte gegen wohl keine Einwände gegen diese Erklärung gehabt…
»Wir sind nur noch wenige«, erklärte Batai betrübt, »dennoch werden wir unseren Kampf fortsetzen bis zum Ende. Du und deine Freunde, ihr seid die ersten Fremden, die in dreihundert Jahren den Weg in diese Festung gefunden haben. Vielleicht könnt ihr vollbringen, was uns nicht gelungen ist.«
»Vielleicht können wir das tatsächlich«, schürte Matt die Hoffnung des Kriegers - nicht ohne Kalkül. »Doch dafür müssen wir erst einmal wieder vereinigt sein. Wisst ihr, wo meine Freunde sind?«
»Wir wissen es«, bejahte Batai. »Sie befinden sich in der Gewalt des Khan.«
»Des Khan?«
»So nennt er sich. Er ist der Herr über diese Festung.«
»Ihr meint den Dämon?«
Batai nickte. »Der Dämon kennt verschiedene Gestalten, in denen er auftritt. Eine davon ist die des Khan.«
»Der Kahn… Ein großer schlanker Mann mit langem schwarzem Haar und einem Bart?«, fragte Matt.
»Der eine rote Robe trägt als Zeichen seiner Herrscherwürde«, stimmte Batai zu und beseitigte damit Matts letzte Zweifel.
»Das ist der Khan.«
»Dann bin ich ihm begegnet«, sagte Matt.
»Du… du bist ihm begegnet?«
»Ja. Er
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