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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Ziegelsteinen, der in seinem Stil nicht zu den anderen Gebäuden paßte.
    Als Graham einen Aufseher sah, der im Augenblick nichts zu tun hatte, gab er ihm ein Trinkgeld, damit er ihm das Innere der kleinen Kirche zeigen sollte – des >traurigsten Heiligtums der ganzen Christenheit<. Aber weder die Wappen in dem quadratischen Fliesenbelag über den Leichnamen der Großen noch die namenlosen Gräber fesselten ihn.
    »… Jawohl, Sir, nachts ist ein besonderer Wachtposten für die Schatzkammer vorgesehen, eigentlich sogar zwei.«
    »Sie wird sehr gut bewacht«, meinte Graham. »Bewacht?« Der Aufseher lachte. »Das kann man wohl sagen! Manchmal gibt es nachts Kurzschluß in den verdammten Alarmdrähten – und sofort steht der ganze Tower unter Waffen!«
    Eine vielversprechende Aussicht, dachte Graham düster, als er die drohende Festung verließ. Er wollte zuerst nach Cobham zurückkehren, aber er hatte das Bedürfnis, Diana zu sehen. Er ging zu ihrer Wohnung, selbst auf die Gefahr hin, sie nicht anzutreffen. Seine Stimmung wurde nicht besser, als er Colley Warrington dort traf, der es sich im Wohnzimmer bequem gemacht hatte. Colley nahm ihm gegenüber eine merkwürdig nachlässige Haltung ein und grüßte ihn mit einem kühlen Nicken. Vielleicht gehört ihm überhaupt die Wohnung, dachte Graham.
    »Hallo, Graham! Sie wohnen jetzt auf dem Land, hat man mir erzählt?«
    »Ist Diana hier?« fragte der andere kurz. »Ja, sie ist hier, wir wollen zusammen ins Carlton gehen!«
    »Sie müssen sich eine andere Partnerin suchen – ich habe mit Diana längere Zeit zu sprechen.«
    Colleys unverschämter Blick machte ihn rasend. »Was für ein herrisches Auftreten Sie sich anmaßen«, sagte Warrington ironisch. »Leider hat Diana eine Verabredung und zwar geschäftlicher Natur.«
    »Dann versäumt sie sie eben!« In seiner Erbitterung war er nahe daran, seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu ihr zu verraten. Zum Glück erschien Diana in diesem Augenblick. Als sie sein Gesicht sah, wußte sie gleich, daß etwas nicht in Ordnung war.
    »Ich muß privat mit dir sprechen, Diana. Colley erzählte mir eben, daß er mit dir ausgehen will – kannst du vielleicht diese Verabredung aufheben?«
    Sie sah zu Colley hinüber.
    »Ich glaube, das geht«, sagte sie zu dessen größter Bestürzung.
    »Meine liebe Diana – «, begann er.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Es tut mir leid, Colley. Aber ich glaube, die Sache ist sehr wichtig. Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich um sechs Uhr ins Hotel nachkommen.«
    Wenn Diana in diesem Ton sprach, war es nutzlos, zu protestieren. Colley Warrington blieb seiner alten Methode treu, lächelte und machte die größten Anstrengungen, seinen Ärger zu verbergen.
    Sie ging mit ihm zur Tür. Als sie draußen im Gang waren, sagte er leise zu ihr:
    »Ich glaube nicht, daß es klug ist, unseren Freund Graham wegen des Plans, den wir heute nachmittag besprachen, ins Vertrauen zu ziehen.«
    Sie antwortete nicht darauf und schloß die Tür hinter ihm. Dann ging sie schnell zu Graham zurück.
    »Was ist geschehen?« fragte sie.
    Er sah sie mit zusammengekniffenen Augenlidern an.
    »Was hat er dir draußen erzählt, das nicht hier in meiner Gegenwart besprochen werden konnte?« fragte er. Er war nicht eifersüchtig, aber im Augenblick war er mit seinen Nerven fertig.
    »Er fragte mich heute nachmittag, ob ich ihn nicht heiraten wollte«, sagte sie ruhig. »Draußen bat er mich, dir nichts von diesem interessanten Vorschlag zu erzählen. Colley ist ekelhaft, aber er ist brauchbar. Nun, was hast du?«
    Er ging auf dem Teppich auf und ab.
    »Trayne ist verrückt – so verrückt wie ein Märzhase. Ich war im Tower, um mir die Schatzkammer anzusehen. Es ist leichter, die Bank von England auszuplündern!«
    In wenigen Worten erzählte er ihr von den außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln gegen Diebstahl.
    »Der alte Narr denkt zweihundert Jahre zu spät«, sagte er. »Die Schatzkammer ist ein Geldschrank. Der schlaueste Einbrecher der Welt, ob er Engländer oder Amerikaner ist, könnte die Stahltüren nicht öffnen. Und wenn er es doch vollbracht hätte, böte ihm die Schatzkammer noch zweimal soviel Arbeit. Überall sind Alarmglocken angebracht, und alle Leitungen sind wahrscheinlich in den Wänden versteckt angelegt. Der Plan ist menschenunmöglich.«
    Sie dachte nach.
    »Es ist aber nicht Traynes Art, etwas Unmögliches zu unternehmen. Ich habe heute nachmittag mit Colley auch über ihn gesprochen. Er sagte

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