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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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auch, daß Tiger Trayne sehr schlau sei.«
    Sie sah ihn lange und ernst an.
    »Hältst du die Rolle, die du dabei spielen sollst, für gefährlich?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Sie ist wohl gefährlich, aber doch durchführbar. Ich glaube sogar, daß sie der genialste Teil des ganzen Plans ist. Ich habe genügend militärische Praxis – ich war in Sandhurst und zwei Jahre in Westshires. Nein, darüber bin ich nicht beunruhigt. Ich habe gute und starke Nerven. Was mich zur Verzweiflung bringt, ist der Diebstahl selbst. Trayne hat nur fünfzehn Minuten dafür angesetzt. Er brauchte allein solange, um durch das eiserne Tor zu kommen, und kann glücklich sein, wenn er es in der Zeit schafft. Ich habe mich doch in Dartmoor mit allen möglichen berühmten Einbrechern unterhalten – Vrenehy, der die Southern Bank ausplünderte, sagte mir, daß die tüchtigsten Einbrecher mindestens drei Stunden brauchen, bevor sie durch die Wände eines modernen Geldschrankes kommen. Gewöhnlich benutzen sie ein Wochenende, um die Sache auch richtig ausführen zu können. Und selbst dann müssen sie viel Bewegungsfreiheit haben. Dazu gehören elektrische Bohrmaschinen – nein, die Sache mit dem Tower ist einfach unmöglich, absolut unmöglich, Diana. Ich muß Trayne sprechen.«
    Sie nickte.
    »Er kommt morgen abend nach Cobham«, sagte sie. »Ich habe Nachricht von ihm. Er bat mich, um diese Zeit dort zu sein. Wir müssen diese Sache klären, Graham. Ich bin schon ganz krank davon.«
    Sie beobachtete ihn, als er sich eine Zigarette ansteckte und das Streichholz zielsicher quer durch das Zimmer in den Kamin warf. Man konnte noch einen anständigen Mann aus Graham machen. Es hatte einige Hindernisse in seiner geistigen Entwicklung gegeben, die ihn aus der Bahn der Rechtschaffenheit getrieben hatten. Sie hatte ihn einst geliebt, leidenschaftlich, wahnsinnig geliebt – sie hatte ihn niemals ganz verachtet. In diesem schwierigen und wichtigen Augenblick fühlte sie, daß ihre alte Leidenschaft für ihn sich wieder regte. Es war kein unangenehmes Gefühl.
    »Wir werden die Sache morgen nacht klären, Graham – und wir werden sie zusammen klären«, sagte sie.
    Er bemerkte sofort den Wechsel ihres Tones und blickte schnell zu ihr auf. Vielleicht sah auch er mehr in ihr als eine lästige Fessel, denn sein angespanntes Gesicht überflog ein Lächeln. Es war das erste Lächeln, das sie an ihm sah, seit er aus dem Gefängnis entlassen war.
    »Vielleicht ist es gar nicht wert, darüber zu sprechen«, sagte er. »Der alte Trayne ist sicher kein Narr. Er kennt die Schwierigkeiten so gut wie du und ich.«
    »Sagt das Buch etwas darüber?« fragte sie. »Ich meine, ob es etwas darüber sagt, wie in den Wakefield Tower eingebrochen werden soll?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Er geht merkwürdig leicht darüber weg«, meinte er und lächelte wieder. Dann streckte er plötzlich die Hand aus. »Ich freue mich, daß du kommst, Diana. Ich weiß nicht, ob es die Atmosphäre dieses Zimmers oder dein persönlicher Einfluß ist – jedenfalls bin ich wieder viel froher und freier.«
    Sie blieb keineswegs fröhlicher zurück; zu ihren anderen Sorgen war eine neue gekommen, die bis zu diesem Nachmittag noch nicht vorhanden gewesen war – die Angst um seine Sicherheit.

14
    Dick Hallowell machte nicht häufig bei der Gattin seines Obersten Besuch, und Lady Cynthia war offensichtlich überrascht, als er gemeldet wurde. Sie saß auf der Kante eines niedrigen Sitzes vor dem Teetisch. Sie hatte eine gerade, schlanke Gestalt und feingebildete Züge. Ihre Lippen waren ein wenig zu schmal, um schön zu sein. Bobby hatte sein Urteil über Lady Cynthia in dem Satz zusammengefaßt: »Wenn man sie sieht, denkt man, sie ist dreißig, wenn man sie hört, denkt man, sie ist hundert.« Aller Charme und alle Frische eines Mädchens, alle herbe Weisheit einer Frau waren in ihr vereinigt.
    »Es ist mir ein überaus großes Vergnügen, Dick«, sagte sie gedehnt. »Sie sind der erste. Soll ich den Tee bestellen?«
    »Bitte nicht, ich hoffte Sie zu sehen, bevor die anderen kommen«, sagte er.
    Es war Lady Cynthias >Nachmittag<: eine schwere Zeit für junge Leutnants, denn sie hatte ihre besonderen Informationsquellen, und mancher Jüngling hatte schreckensbleich vor ihr gestanden, während sie ihm eins seiner Abenteuer erzählte.
    »Nehmen Sie Platz. Sie wünschen keinen Tee, aber Sie wünschen zu sprechen – natürlich über Miss Joyner«, begann Lady Cynthia richtig.
    Trotz

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