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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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seiner Selbstbeherrschung fühlte Dick Hallowell, wie ihm das Blut in die Wangen stieg.
    »Ja, über Miss Joyner. Ich habe sie auf morgen abend zu mir eingeladen und möchte mir die Frage erlauben, ob ich Sie bitten dürfte, die Hausfrau zu spielen?«
    Ihre glänzenden blauen Augen sahen ihn unbewegt an. Sie machte eine Pause.
    »Natürlich, ich werde mich freuen. Es ist Miss Hope Joyner, das junge Mädchen, das in Devonshire House wohnt – alle Welt spricht von ihr, man sagt, daß sie sehr hübsch sei.«
    »Sie ist wunderschön«, sagte Dick begeistert.
    Sie zuckte fast unmerklich die Schultern, und Dick, der es bemerkte, bereitete sich auf das Kommende vor.
    »Sie ist eine von den Yorkshire Joyners, nicht wahr? Oder von denen aus Warwickshire – ich kenne eine sehr gute Familie dort seit vielen Jahren.«
    »Ich weiß nichts über ihre Familie«, sagte Dick.
    »Sie wissen nichts? Sie meinen doch nicht -?« Sie überließ ihm die Antwort.
    »Ich meine, daß ich nicht weiß, wer ihre Verwandten sind, und daß sie selbst es auch nicht weiß. Sie ist eine Dame, und sie ist entzückend. Ich hoffe, daß Sie sie freundlich in unserem Regiment begrüßen, Lady Cynthia.«
    Sie blickte jetzt auf den Teetisch nieder und seufzte.
    »Es ist sehr schwierig, nicht wahr? Sie verstehen natürlich, Dick, wie außerordentlich sorgfältig man sein muß – in der Wahl der Frauen, die unsere Leute heiraten. Ich hoffe, Sie werden glücklich werden. Ob Sie bleiben – «
    »Bitte quälen Sie mich nicht damit, ob ich bleibe oder nicht, wenn Sie das Regiment meinen, Lady Cynthia«, sagte er mit aller Geduld, die er aufbringen konnte. »Wollen Sie sie zuerst sehen?«
    »Natürlich«, antwortete sie plötzlich. »Vielleicht haben Sie sie nicht nach ihrer Familie gefragt?«
    »O doch, ich habe sie gefragt«, sagte Dick ruhig, als er sich erhob, um zu gehen. »Ich darf Sie also um acht erwarten?«
    Sie hielt ihm die juwelengeschmückte Hand hin und lächelte.
    »Ich hoffe, daß alles gutgehen wird, Dick«, sagte sie fast zärtlich. »Es würde uns allen leid tun, wenn Sie gehen müßten.«
    Er rannte buchstäblich in Bobby hinein, als er die Wohnung verließ.
    »Ich komme, um ihr mein allwöchentliches Opfer zu bringen«, sagte Bobby mißgestimmt. »Wie befindet sich die alte Dame?«
    »Sie ist allein«, sagte Dick wild, »und ich wünsche dir viel Vergnügen!«
    »Ach du lieber Gott!« sagte Bobby sanft und meldete sich selbst an.
    »Der Mann, den ich sehen wollte!«
    Er hatte diese Frau noch nie so fröhlich und begeistert gesehen. Schuldbewußt ging er alle Heldentaten durch, die er in dieser Woche begangen hatte, aber er konnte nichts finden.
    »Ich sprach gerade mit Dick Hallowell – Sie sind doch ein guter Freund von ihm?«
    »Ein ziemlich guter«, entgegnete Bobby vorsichtig.
    Er wollte erst wissen, zu welchem Zweck er danach gefragt wurde, bevor er nähere Geständnisse machte.
    »Wer ist diese unglückselige Joyner?«
    »Eine sehr hübsche Dame«, sagte Bobby gleichgültig.
    »Ist er verlobt?«
    Bobby schüttelte den Kopf.
    »Aber er möchte?«
    Bobby nickte.
    »Können Sie ihn nicht davon überzeugen, daß er sich damit unmöglich macht?«
    »Sehen Sie, Lady Cynthia – « Bobby reizte es, ihr eine Antwort zu geben. Sie blickte ihn mit offenem Mund an, als er mit so entschiedener Stimme sprach. »Ich dachte, Sie wünschten nur keine Frau mit einer Vergangenheit in unserem Regiment?«
    »Wir brauchen gerade Vergangenheit«, sagte sie gut gelaunt.
    »Aber eine Vergangenheit, die man hundert oder mehr Jahre zurückverfolgen kann.«
    »Nicht zwanzig oder dreißig Jahre?« fragte Bobby. Sie wandte ihm sofort den Blick zu. »Ich meine, würden Sie eine Frau – «, sein Mund war trocken, und nur durch ungeheure Willensanstrengung konnte er seine Zunge bewegen, aber er war so begeistert von der schönen Hope, »würde eine Frau passend sein für unser Regiment, wenn sie eine unglückliche Affäre vor vielleicht fünfundzwanzig Jahren gehabt hätte – oder vielleicht auch vor sechsundzwanzig?« fragte er krampfhaft.
    Man war sich im Regiment nicht einig, ob die Farben Lady Cynthias natürlich seien oder ob sie mit Puder und Schminke nachhelfe. Er hätte jetzt alle Zweifel beschwichtigen können, denn ihr Gesicht wurde plötzlich ganz weiß.
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Mr. Longfellow – von wem sprechen Sie? Welche Frau hatte eine unangenehme Episode in ihrem Leben – vor fünfundzwanzig Jahren?«
    »Ich sprach nicht von einer

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