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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Bäume vom Ende der Auffahrtsstraße her schimmerten. Er sah sich schnell nach einem Versteck um, konnte aber nur eine Nische finden, die durch den Vorsprung des Säulenvorbaues gebildet wurde. Er drückte sich zwischen Wand und Pfeiler und hoffte, daß die Lichter des Wagens ihn nicht verraten würden. Offenbar war er nicht gesehen worden, denn der Chauffeur hielt vor der Tür, stieg aus und klopfte an.
    »Er wird gleich hier sein«, sagte eine leise Stimme, und der Mann kehrte auf seinen Sitz zurück.
    Bobby wartete, und sein Herz schlug ein wenig schneller. Wenn der >er< Mr. Hallett war, was sollte er dann tun? Sollte er aus seinem Versteck hervorspringen, ihn liebenswürdig am Arm ergreifen und ihm sagen: »Ich muß ein paar Worte mit Ihnen sprechen?« oder Er hatte keine Zeit mehr, sich die Sache zu überlegen. Ein schneller Schritt klang auf den Fliesen. Mr. Hallett trat durch die Tür und nahm im Wagen Platz. Eine Sekunde lang hielt er an und steckte sich eine Zigarette an. Bobby Longfellow sah sein energisches Gesicht… Dann wußte er, daß er seine Gegenwart nicht mehr verraten durfte -

13
    Graham Hallowell litt häufig unter Depressionen. Zweifel, Angst und schlechte Laune quälten ihn. Seine Einsamkeit ließ ihm zuviel Zeit zum Nachdenken. In einer solchen Stimmung rief er Diana an und bat sie dringend, zu ihm herauszukommen. Aber sie hatte gerade eine sehr wichtige Verabredung. Er glaubte, daß sie ihm nicht die Wahrheit sagte, aber er tat ihr unrecht.
    Mawsey, der Gärtner, war durch einen anderen jungen Mann ersetzt worden, der seine Pflichten mit derselben Pünktlichkeit versah wie sein Vorgänger.
    Graham kannte jetzt den ganzen Plan schon auswendig, und je mehr er sich mit ihm vertraut machte, desto einfacher erschien ihm die ganze Sache. Trotzdem wurde er immer unruhiger. Die ganze Beschreibung Traynes schien ihm direkt verrückt zu sein, denn es war nichts davon gesagt, wie die Juwelen gestohlen werden sollten. Grahams Rolle war einfach genug. Aber er kannte die Gewohnheiten, die im Tower herrschten, und die außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln, mit denen die Kroninsignien behütet wurden, nur allzu gut. Als sein Unbehagen wuchs, entschloß er sich, selbst die Schwierigkeiten in Augenschein zu nehmen, um die es ging.
    Er wählte dazu einen Sonnabend, da er wußte, daß der Tower an diesem Tag von Menschen überfüllt sein würde. Er stellte sich beim Kartenverkauf an und erhielt eine kleine grüne Karte zum Eintritt zur Schatzkammer. Er folgte den anderen Besuchern durch die ersten Torbogen der Mauer entlang, bis er zu dem Blutturm kam.
    Ein Aufseher wollte ihn zurückweisen, da ein bestimmter Weg vorgeschrieben war. Aber als Graham seine grüne Karte vorzeigte, erlaubte er ihm, weiterzugehen. Wieder mußte er warten. Die ganze Zeit über fürchtete er, von jemand beobachtet zu werden, der ihn kannte. Der Offizier der Wache war ihm fremd – er atmete erleichtert auf. Endlich stieg er die Stufen zum Wakefield Tower hinauf, in dem die Kronjuwelen aufbewahrt wurden.
    Das äußere Tor war aus festem Eichenholz und auf der Rückseite mit schweren Eisenplatten geschützt. Als er die Tür erreichte, die vom Podest aus zur Schatzkammer führte, bekam er einen großen Schrecken, denn sie bestand aus zwei zehn Zentimeter dicken Stahltüren, wie sie die Banken hatten. In der Mitte des Raumes stand ein starker, von massiven Eisengittern umgebener Glaskasten. Er blickte hinein und sah einen kleinen Luftdruckmesser. Auch die Sicherheitstüren konnte er entdecken. Bei dem ersten Anzeichen einer Gefahr würde ein Aufseher, der besonders dazu angestellt war, den geheimen Hebel berühren, und die Klappen würden krachend herunterfallen. Nachts wurden entweder diese oder andere eiserne Vorhänge heruntergelassen, um den Kasten vollkommen dicht abzuschließen. Er konnte den stählernen Handgriff sehen, der sie in Bewegung setzte. Die Juwelen selbst interessierten ihn kaum. Der feurige Rubin des Schwarzen Prinzen, die flammenden afrikanischen Brillanten ließen ihn kalt.
    Seine Blicke suchten überall nach den elektrischen Alarmglocken, die bei dem ersten Versuch, die Stahlläden zu öffnen oder das Glas zu zersplittern, den ganzen Tower in Aufruhr bringen würden. Die Anschlüsse waren unsichtbar, aber sie waren trotzdem vorhanden. Er machte einen langsamen Rundgang mit der Menge und war froh, als er wieder an die frische Luft kam.
    Unten am Wakefield Tower befand sich ein großer häßlicher Wachraum aus roten

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