Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Wieder eine Flut von Licht. Diana schaute mit offenem Mund auf die Szene, die sich ihren Blicken bot. In der Mitte eines kreisförmigen Zimmers befand sich ein großer Glas- und Stahlkasten, in dem symmetrisch eine Reihe hölzerner Blöcke und Stäbe lagen. Das Innere war hell erleuchtet. Graham erkannte den Inhalt.
    Diese viereckige Büchse war die Krone Eduards, dieser lange Stab das Diamantzepter – der Kasten enthielt hölzerne Kronjuwelen, jedes an seinem besonderen Platz.
    »Jetzt will ich Ihnen etwas zeigen«, sagte Trayne. Und als er sprach, hörten sie einen zischenden Ton. Schwere Stahlläden schlossen sich von innen über das Glas, so daß das Innere den Blicken entzogen war. »Passen Sie auf!«
    Sie konnten nicht sehen, was er machte. Aber die Läden öffneten sich wieder. Er ging zu einem der Fächer des Gelasses, und Graham beobachtete ihn fasziniert. Er sah, wie er hineinlangte und den Holzblock herausnahm…
    »Aber die Alarmglocken!« sagte er heiser.
    »Sie werden nicht läuten, weil sie nicht können«, war die kühle Antwort. »Ich gestehe, daß das eine der größten Schwierigkeiten war. Ich mußte zwei Jahre lang schwer nachdenken, um dann endlich mit Hilfe eines geschickten schwedischen Elektrikers zu entdecken, wie man sie außer Tätigkeit setzen kann. Diese Schwierigkeit ist überwunden, Sie brauchen sich keine Sorge zu machen. Führen Sie nur alles das aus, was Ihre Rolle Ihnen vorschreibt – das übrige ist dann leicht. Ich muß Sie morgen abend sehen und dann jeden Abend bis zum Fünfundzwanzigsten. Sie werden dazu besonders eingekleidet werden.«
    »Wenn nun aber ein Hindernis -?«
    »Es wird kein Hindernis geben«, sagte Trayne kurz, als er das große Tor zuschloß.
    Graham ging voraus durch die Felder. Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Aber Diana bewahrte ihre kühle Ruhe. Sie übersah jetzt den ganzen Plan Tiger Traynes und wußte auch, daß er Erfolg haben würde, nur »Wie lange wird Graham fortbleiben?«
    »Höchstens drei Monate«, sagte Trayne. Er senkte seine Stimme, als sie am Ende der Felder waren und den Rasenplatz vorm Haus überschritten.
    »Glauben Sie, daß man ihn verdächtigen wird?«
    »Kommt es denn überhaupt darauf an, wen man verdächtigt?«

15
    Am Vorabend seiner Abfahrt nach Kishlastan hatte Rikisivi zwei wichtige Unterredungen. Die erste ganz öffentlich mit Colley Warrington, die zweite aber, von der niemand wußte, mit Tiger Trayne. Sie fand in einem geschlossenen Auto statt, das im Park spazierenfuhr. Das war eine Lieblingsmethode von Tiger, die Möglichkeit, ihn zu beobachten und zu belauschen, auf ein Minimum herabzusetzen. Mit Colley traf sich Rikisivi im Hotel. Dieser aalglatte, gewandte Mann gab einen unterhaltsamen Bericht von seiner Zusammenkunft mit Eli Boß.
    »Er fährt in der Nacht zum Sechsundzwanzigsten. Ich habe alles mit ihm ausgemacht, und die Sache geht in Ordnung.«
    »Haben Sie gute Möbel an Bord gebracht?« fragte Riki. »Sie muß von Luxus umgeben sein.«
    Colley schüttelte den Kopf.
    »Das war unmöglich«, sagte er. »Das Schiff wird von Zollbeamten bewacht, und wahrscheinlich auch – «, er wollte eigentlich sagen >von der Polizei<, aber er verbesserte sich schnell, um den Fürsten nicht zu sehr zu beunruhigen, und sagte, »von den Behörden. Wenn eine Ladung außergewöhnlich luxuriöse Möbel an Bord gehen würde, müßte das unbedingt Verdacht erregen. In dem Augenblick, wo ihr Verschwinden bekannt wird, würde man sich sofort darauf besinnen. Auf keinen Fall darf herauskommen, daß sie an Bord der >Pretty Anne< reist.«
    »Sind Sie mit ihr im reinen?«
    Colley nickte.
    »Ja. Sie speist mit mir am Sechsundzwanzigsten zu Abend. Ich habe ihr gegenüber eine Bemerkung fallenlassen, daß ich etwas von ihren Eltern wüßte, und habe ihr tatsächlich halb versprochen, dieses Geheimnis aufzuklären. Darauf ist sie sofort eingegangen. Wir werden in einem kleinen Restaurant in der Villiers Street zu Abend essen, und ich bat sie, im Straßenkleid zu kommen, weil ich sie eventuell noch zu einer anderen Stelle bringen möchte, wo Abendtoilette Mißtrauen erregen könnte, und auch darauf ist sie eingegangen. Jetzt scheint mir die Sache nicht mehr schwierig zu sein.«
    »Man wird aber wissen, daß Sie mit ihr zusammen zu Abend gespeist haben.« Der Fürst sah gedankenvoll drein. Er schien von dem Erfolg nicht so ganz überzeugt zu sein.
    Colley schüttelte lachend den Kopf.
    »Darüber wird sie unter keinen Umständen sprechen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher