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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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worden, hatte keinen Abfluß und sollte - nach Aussagen der Bewohner von Wittenberg - namenlose Schrecken bergen. Wer in den Graben fiel, starb tausend Tode.
    Ich stieß einen langgezogenen Ruf aus, um die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, aber als Antwort kam nur mein Echo. Ich war schon nahe daran, um die Burg herumzureiten und nach einem anderen Zugang zu suchen, als sich die Zugbrücke knarrend zu senken begann.
    Noch immer war niemand zu sehen. Das Burgtor stand einladend offen, und ich ritt über die Zugbrücke in den Hof hinein. Niemand zeigte sich mir. Langsam wurde mir unheimlich, und als sich hinter mir die Zugbrücke mit ratternden Ketten zu heben begann, da fühlte ich mich plötzlich wie die Maus in der Falle.
    Ich beschloß, mich nicht so gehenzulassen, stieg vom Pferd und führte es zum Brunnen. Mit der Seilwinde holte ich einen Kübel Wasser herauf und tränkte das Pferd. Dann wandte ich mich dem größten Tor im Hauptgebäude zu. Die beiden schweren Flügel öffneten sich wie von Geisterhand bewegt - und dahinter erblickte ich eine Gestalt.
    Es war der Burgherr Ambrosius Mephisto von Graucht. Er trug ein wertvolles Gewand, das aber ohne Prunk war. Er hatte keinen Schmuck an sich, sein Wams zierte nur auf der Brust ein handgroßes Wappen.
    „Ich habe Euch erwartet, Herr Speyer", begrüßte er mich. „Entschuldigt, wenn ich Euch keinen würdigeren Empfang geboten habe, aber meine Diener sind alle auf der Jagd, und ich erwarte sie mit reicher Beute zurück. Aber vielleicht hat Euch mein kleines Kunststück der sich selbst bewegenden Zugbrücke ein wenig beeindruckt."
    „Der falsche Zauber der Schwarzen Magie hat noch nie großen Eindruck bei mir hinterlassen", erwiderte ich herausfordernd.
    „Was sagt Ihr da, Herr Speyer?" meinte er belustigt. „Die Schöpfungen der Schwarzen Magie sind die einzig wahre Wirklichkeit. Da ist noch eher Lug und Betrug, was die Natur erschafft. Nur die Magie hat Bestand. Die Natur dagegen ist vergänglich. Und wenn Ihr Lust habt, werde ich Euch in die Mysterien der Dämonologie einweihen."
    „Es ist gar nicht meine Absicht, Eure Gastfreundschaft in so starkem Maße zu beanspruchen, Mephistopheles. Ich darf Euch doch so nennen?"
    „Aber natürlich, Herr Speyer."
    Er schien geschmeichelt, aber bei einem Dämon wußte man ja nie, ob seine Gefühlsäußerungen echt oder nur gespielt waren.
    „Ich bedaure es nur, daß ich so gar nicht auf Euern Besuch vorbereitet war, Herr Speyer", sagte er.„ E s kam alles so überraschend, daß ich nicht einmal mehr Zeit fand, Euch zu sagen, daß das Wasser meines Brunnens leider vergiftet ist."
    Ich wirbelte herum. In diesem Augenblick begann mein Pferd kläglich zu wiehern. Es bäumte sich auf. Seine Hinterhand gab nach, und es stürzte zu Boden, wo es liegenblieb. Sein Bauch begann sich aufzublähen und sank sofort wieder mit einem Knall in sich zusammen, während den Nüstern ein grünliches Gas entströmte, das einen üblen Geruch verbreitete.
    Das Pferd war tot.
    Bevor ich mich wieder dem Burgherrn zuwenden konnte, um ihm ins Gesicht zu sagen, daß er mein Pferd in voller Absicht getötet hatte, erklang wieder das Geklirre der Zugbrückenkette. Das Donnern von Pferdehufen war zu hören. Und dann preschte eine wilde Reiterschar in den Burghof.
    E s waren die schwarzgekleideten Freischützen des Mephisto, die in ihrem Schlepptau fünf Gefangene mit sich führten. Es handelte sich um zwei junge Mädchen, zwei Männer mittleren Alters und um einen Greis. Sie waren mit Stricken an die Sättel gebunden und hatten wahrscheinlich den ganzen weiten Weg zur Burg hinter den Pferden herlaufen müssen. Als die Reiter ihre Pferde zügelten, sanken die Gefangenen erschöpft in den Staub des Burghofes.
    „Das sind Schuldner, die ihren Verpflichtungen mir gegenüber nicht nachgekommen sind", erklärte mir Mephisto. „Laßt Euch von ihrem Anblick nicht erweichen, denn sie verdienen Euer Mitleid nicht!"
    „Ist das die reiche Beute, die Ihr Euch von Euren Schergen erhofftet - Menschen?" erkundigte ich mich spöttisch.
    „Was für eine schlechte Meinung müßt Ihr von mir haben, Herr Speyer", sagte Mephisto bedauernd. Er ging zum Tor und schloß es, so daß mir der weitere Blick auf den Burghof verwehrt wurde. Dabei sagte er: „Nun laßt Euch versöhnlicher stimmen! Wenn Ihr erst einige Tage Gast bei mir gewesen seid, werdet Ihr erkennen, daß nicht alles stimmt, was man mir Böses nachsagt."
    So freundlich und zuvorkommend er sich mir

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