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063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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befreien. Er würde sie finden. Ganz bestimmt. Und wenn er aus den Freaks die Wahrheit herausprügeln müßte. Sie würden es ihm sagen, wo sie Maria versteckt hatten.
    Er stürmte wie ein Wirbelwind in eines ihrer Verstecke. Betroffen starrten sie ihn an. Dann erfaßte sie Panik, als sie die Entschlossenheit in seinem Gesicht bemerkten. Sie flüchteten, und er jagte sie. Sie wehrten sich nicht; und sie redeten auch nicht. Das heißt, sie redete wohl auf ihn ein, versuchten ihn umzustimmen, aber sie verrieten nicht Marias Versteck.
    Aber er würde sie schon finden. Er mußte sie finden. Er konnte ohne Maria nicht mehr leben; so viel war ihm klar. Sie fehlte ihm mehr als alles andere. Vor allem ihre Hände fehlten ihm.
    Tim merkte nicht, daß die Leute auf der Straße ihm nachstarrten. Es wäre ihm auch egal gewesen. Sollten sie sich zum Teufel scheren. Er suchte alle Lokale ab, in denen er je mit Maria gewesen war. Überall schüttelte man den Kopf. Nein, die kleine blinde Mexikanerin war nicht dagewesen, man hatte sie zuletzt mit ihm gesehen.
    „Tim!"
    Eine schüchterne, piepsende Stimme wie die eines Kindes. Jemand zupfte ihn am Ärmel. Ein mißgestalteter Freak mit gelben, hervorquellenden Augen in einem Affengesicht. Tim hieb seine Faust in die Fratze. Er kümmerte sich nicht um die aufgebrachten Passanten und eilte weiter, irrte durch Greenwich Village.
    Und auf einmal war sie da. Maria!
    Es war wie bei ihrer ersten Begegnung. Noch bevor er sie sah, spürte er ihre Ausstrahlung. In der Luft war ein Knistern, ein berauschendes Fluidum umfing ihn. Er spürte das Besondere des, kommenden Augenblicks.
    Sie stand reglos in einem Torbogen. Das einfache, unifarbene Kleid schlotterte um ihren Körper. In ihren blinden, starren Augen spiegelte sich der Straßenverkehr, und das verstärkte den Ausdruck des Staunens in ihrem Gesicht. Sie war eine Statue inmitten des hektisch brodelnden Großstadttreibens. Ein ruhender Pol. Eine Oase des Friedens. Nur ihre Hände bewegten sich, als besäßen sie unabhängig vom Körper ein eigenes Leben.
    „Maria!"
    Er hob ihre Hände an die Lippen und küßte sie. Die Hände dankten es ihm mit kleinen, verstohlenen Zärtlichkeiten. Es waren schüchterne Hände, die ihre Leidenschaft nur im verborgenen entfalteten. „Welch unbeschreibliches Glück, daß ich dich gefunden habe!" seufzte er erleichtert.
    Wir haben dich gefunden, signalisierten die Hände, als sie kosend über sein Gesicht wanderten. Wir sind einsam ohne dich. Wir brauchen dich.
    Tim ergriff die Hände und führte sie geschickt durch den Menschenstrom. Er wollte es vermeiden, daß irgendein Passant gegen diese Hände stieß, sie vielleicht verletzte oder ihnen nur weh tat. Diesen Händen durfte kein Leid geschehen.
    Er führte die Hände die Treppe zur U-Bahnstation hinunter und holte zwei Subway-Münzen heraus - eine für sich, eine für die Hände.
    „Maria - fahren wir irgendwohin, wo wir allein sind."
    Er sagte es zu den Händen, denn sie waren für ihn Maria.
    Den Passanten fiel der große, verwahrlost wirkende Mann mit der kleinen, zierlichen Mexikanerin an der Hand sofort auf. Er führte sie wie seine kleine Schwester über den Bahnsteig. Sein Gesicht strahlte, während das ihre ausdruckslos blieb. Er himmelte sie an, umtänzelte sie wie ein verliebter Gockel. Sie setzte ungelenk einen Fuß vor den anderen. Er redete zärtlich auf sie ein - sie blieb stumm.
    Was für ein seltsames Paar!
    Die U-Bahn hielt in der Station. Tim war den Händen beim Einsteigen behilflich. Er bemerkte ihr Frösteln, als einer der Fahrgäste sie anstarrte. Tim wandte sich dem Gaffer wie ein gereizter Tiger zu, daß dem' Mann vor Schreck die Tageszeitung entfiel. Es belustigte die Hände ungemein, als der Mann die Zeitungsblätter panikartig an sich raffte und Hals über Kopf zur anderen Plattform flüchtete. Ja, die Hände konnten lachen. Sie konnten reden und sogar singen. Sie hatten Tim die schönsten Melodien vorgetragen, die man sich vorstellen konnte.
    Aber manchmal waren die Hände auch traurig, voll Melancholie - und sie hatten auch schon geweint. Doch Tim hatte es immer wieder verstanden, sie zum Lachen zu bringen. Er wollte sie nie wieder weinen sehen. Wenn die Hände Tränen vergossen, dann war die Welt für ihn öd, leer und grau. Er küßte die Tränen von den Fingerspitzen, und dann war bald die Sonne wieder da.
    Tim wußte nicht einmal, in welcher Station er mit den Händen ausstieg. Maria trottete hinterdrein. Das Hotel, in

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