Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Die linke Hand des Satans

063 - Die linke Hand des Satans

Titel: 063 - Die linke Hand des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
gegenüber auch gab, so wußte ich doch, daß ich sein Gefangener war. Vielleicht aber hätte er mich auch ziehen lassen, wenn ich den Wunsch geäußert hätte, seine Burg auf der Stelle zu verlassen.
    Doch das wollte ich noch gar nicht, denn ich war mit einer bestimmten Absicht hergekommen. Mein Entschluß, Alraune zu befreien und Mephisto zu töten, stand fest.

    Ich bekam ein schönes Zimmer zugewiesen mit Blick auf Wittenberg. Bei schönem Wetter konnte ich sogar das Haus des Dr. Faust sehen. Mit Christoph Wagner hatte ich vereinbart, daß er Anzeige erstatten sollte, wenn ich in den nächsten drei Tagen kein Lebenszeichen von mir gab. So lange, rechnete ich mir aus, würde ich brauchen, um meine Pläne in die Tat umzusetzen.
    Ich blieb bis zum Einbruch der Dunkelheit auf meinem Zimmer. Niemand störte mich. Als die Sonne im Westen unterging, entzündete ich im Fenster eine Kerze. Ich war sicher, daß ihr Licht bis zu Fausts Haus zu sehen sein würde. Christoph Wagner wartete auf dieses vereinbarte Zeichen. Ich deckte die Kerze in unregelmäßigen Abständen ab, um ein deutliches Signal zu geben.
    Und tatsächlich - mein Herz machte einen Luftsprung - sah ich es beim Haus des Doktors in eben den gleichen Intervallen aufleuchten. Christoph hatte mein Zeichen bemerkt und antwortete mir.
    Jetzt war mir gleich wohler in meiner Haut. Ich fühlte mich nicht mehr so allein und verloren. Allein? Nein, das war ich ohnehin nicht, weil ich Alraune in meiner Nähe wußte. Ich sah dem Zeitpunkt unserer Begegnung bange entgegen. Wie würde sie sich in der Gegenwart des Mephisto verhalten?
    Ich erfuhr es bald darauf, als mich einer der schwarzgekleideten Diener in den Rittersaal bat. Dort saß an dem großen, kunstvoll geschnitzten Tisch bereits Mephisto in seinem schwarzen Gewand mit Alraune. Er an dem einen, Alraune am anderen Ende des Tisches. Links und rechts von ihm saßen zwei junge Mädchen in kostbaren Kleidern. Erst beim Näherkommen erkannte ich die beiden Mädchen als jene, die am Nachmittag in Fesseln in die Burg geschleppt worden waren. Warum hatte Mephisto sie nun so aufgeputzt wie feine Damen? Wollte er mit dieser Geste mein Wohlwollen erkaufen?
    Nun, mich konnte er nicht täuschen. „Georg!"
    Alraunes Ausruf zeugte von echter Freude und Überraschung. Sie kam mir mit fliegendem Rock entgegen und warf sich, ungeachtet der Anwesenheit des Burgherrn, in meine Arme.
    „Welche Überraschung, dich hier zu sehen! Dann hast du die Einladung doch angenommen. Wie ich darüber glücklich bin!"
    „Ich bin deinetwegen hier, Gretchen", sagte ich leise.
    Sie nahm mich an der Hand und führte mich zu dem Platz rechts von ihr. Mephistos durchdringende Blicke ruhten auf mir, aber als ich ihnen kurz begegnete, war nichts von der Bösartigkeit und Verschlagenheit in ihnen, die ich aus den Augenwinkeln zu sehen geglaubt hatte.
    „Wer hätte damals in Konstanz geahnt, daß wir je so friedlich an einem Tisch vereint sein würden", sagte der Burgherr und lächelte. Es war ein wenig einnehmendes Lächeln, aber es schien doch freundlich gemeint. „Und das haben wir nur der vermittelnden Rolle unserer bezaubernden Alraune zu verdanken. Ohne ihre Diplomatie wären wir heute wohl noch immer erbitterte Feinde, Herr Speyer. Daß es anders gekommen ist - darauf wollen wir trinken."
    Aus dem Hintergrund eilten die Diener geschäftig herbei und füllten die bereitstehenden Kelche aus kleinen, handlichen Weinfässern. Die beiden Mädchen zu Mephistos Seite hoben wie auf Kommando mit ihm ihre Kelche. Alraune lächelte mich unergründlich an, während sie mir zuprostete.
    Ich rührte meinen Wein nicht an.
    „Ich fürchte, darauf kann ich nicht trinken, Mephistopheles", sagte ich mit schneidender Stimme. „Auch wenn ich Eure Gastfreundschaft angenommen habe, so darf ich nicht verheimlichen, daß ich mit Euch nicht ganz auf so gutem Fuße stehe, wie Ihr es darstellen möchtet. Und ob unser Zusammensein so friedlich ist, möchte ich doch bezweifeln."
    „Aber meinen Wein braucht Ihr deswegen nicht zu verachten. Er ist der Beste, der je auf den umliegenden Hügeln gewachsen ist."
    „Zuvor laßt mich feststellen", sagte ich unerbittlich, „daß ich noch nicht vergessen habe, wie grausam Ihr Euch in Konstanz verhalten habt. Und mir ist auch bekannt, was Ihr dem Dr. Faust anzutun gedenkt. All diese Dinge dürfen nicht durch einen einzigen Trinkspruch übergangen werden."
    „Ihr hört Euch albern an, Herr Speyer, wenn Ihr über Dinge urteilt, die

Weitere Kostenlose Bücher