063 - Die Todesengel
Dorian.
„Im Laufe meiner langjährigen Zusammenarbeit sind schon einige zusammengekommen.“
„Und in letzter Zeit? In den letzten Tagen?“
Gene Hallowell stach den Spaten ins Erdreich, ließ ihn stecken und nahm wieder einen großen Schluck aus der Colaflasche.
„Zwei Tage bevor sie kamen“, sagte der Gärtner dann. „Es war eine Heidenarbeit, das Loch von zwei Meter Länge und einem Meter Breite zu graben. Es war so tief, daß ich drinnen verschwinden konnte. Dr. Deming wollte damals schon einen Nadelbaum gepflanzt haben. Er sagte, Kitty würde sich sicherlich darüber freuen, wenn vor ihrem Zellenfenster eine Silbertanne wachsen würde. Ja, er sprach von einer Silbertanne. Das war ein Tag, nachdem Kitty und Danny in ihre Einzelzellen kamen. Aber aus der Tanne wurde dann nichts.“
„Warum nicht?“ fragte Dorian.
Gene Hallowell hob die Schultern.
„Weiß nicht. Am nächsten Morgen war die Grube halb zugeschüttet, und Dr. Deming sagte, daß einige Rosensträucher vorerst auch genügen würden. Wie kann man Rosensträucher nur im Frühjahr pflanzen? Die blühen dann doch erst im nächsten Jahr!“
„Warum hatte Dr. Deming es sich denn anders überlegt?“
Wieder hob der Gärtner die Schultern.
„Ich habe ihn nicht danach gefragt. Er ist mir ja keine Rechenschaft schuldig. Aber eines hätte mich doch interessiert. Wissen Sie was, Mr. Hunter? Wer das Loch halb zugeschüttet hat. Das ist doch meine Arbeit!“
Dorian verabschiedete sich und warf noch einen Blick auf die Grube. Sie war lang genug, um einen Mann von John Storms Größe ausgestreckt Platz zu bieten, und fast so tief wie ein Grab.
Dorian klopfte bei seiner Rückkehr an Deborahs Tür, aber sie rührte sich nicht. Jetzt bereute er es, sich mit ihr eingelassen zu haben. Er hatte dadurch mehr geschadet als geholfen.
Um sechs kamen die beiden Schwestern auf ihrer Runde durch den Park bei seinem Bungalow vorbei.
„Dürfen wir Sie für heute wieder erwarten, Mr. Hunter?“ fragte Schwester Mercy.
„Um Punkt sieben?“ fügte Schwester Hercy hinzu.
„Ich weiß nicht.“
„Sie dürfen es uns nicht abschlagen, Mr. Hunter.“
Dorian hatte sich für den Abend eigentlich ganz andere Dinge vorgenommen, als am Teekränzchen der Schwestern teilzunehmen. Selbst wenn das mit Arnie nicht klappen sollte, wollte er sich in diesem Teil des Sanatoriums einmal genauer umsehen.
„Mir ist heute wirklich nicht gut“, versuchte er sich herauszureden.
„Was haben Sie?“ fragte Schwester Hercy. „Kopfweh? Magenbeschwerden? Schwester Mercy hat bestimmt die richtige Medizin für Sie.“
Schwester Mercy holte ein kleines Whiskyfläschchen unter ihrem Reifrock hervor und steckte es Dorian zu.
„Es ist nicht gerade Bourbon“, vertraute sie Dorian an. „aber bester schottischer Whisky. Zwölf Jahre alt.“
„Danke“, sagte Dorian. „Das ist wirklich die beste Medizin für mich. Aber da ist noch etwas anderes, das es mir unmöglich macht, schon um sieben bei Ihnen zu sein.“
„Dann kommen Sie eben später“, schlug Schwester Mercy vor.
„Oder wir verschieben das Treffen einfach auf acht, was meinst du, Mercy?“ fragte Hercy.
„Ja, das tun wir.“
„Vielleicht hat Dr. Deming etwas dagegen einzuwenden, wenn wir zu solch später Stunde noch zusammenkommen“, gab Dorian zu bedenken.
„Das lassen Sie nur unsere Sorge sein, Mr. Hunter“, wischte Schwester Hercy seine Bedenken hinweg. „Dr. Deming tut alles für uns, wenn wir ihn artig darum bitten.“
„Um acht, ja, Mr. Hunter?“ Schwester Mercy versuchte ein kokettes Lächeln, was ihr etwas Jungmädchenhaftes gab. „Und versuchen Sie, pünktlich zu sein! Wir erwarten Sie auf jeden Fall. Heute müssen einfach alle dabeisein.“
Dorian wollte sich ins Haus zurückziehen, als er Arnie erblickte. Der Pfleger kam geradewegs auf ihn zu. Als er die Veranda erreicht hatte, grüßte er so freundlich und unverbindlich wie immer, fügte aber dann mit leiser Stimme hinzu, daß es nur Dorian hören konnte: „Was haben Sie mir denn da eingebrockt, Mr. Hunter?“
„Kann ich auf Sie zählen, Arnie?“
„Was bleibt mir denn anderes übrig? Das ist glatte Erpressung. Bleiben Sie auf Ihrer Bude. Ich komme zu Ihnen.“
Dorian atmete auf. Er hatte gewußt, daß Arnie in Ordnung war.
Arnie traf bei Einbruch der Dunkelheit ein. Dorian hatte die halbe Flasche Whisky aufgehoben und bot ihm welchen an. Arnie trank dankbar.
„Sie wissen, worum es geht, Arnie?“ fragte Dorian.
„Ja, um meinen
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