0633 - Die psionische Jagd
daß sich auch Doynschto dort befindet."
Torytrae machte ein zweifelndes Gesicht.
„Anzunehmen, ja", gab er zu. „Aber sicher? Leggan-Leg, Sie haben Ihre Aufgabe nicht gemäß den Vereinbarungen erfüllt."
„Wenn Sie meinen, daß Sie mir dafür mein Honorar kürzen können", ereiferte sich der Zwerg, „dann haben Sie sich getäuscht. Im Gegenteil, Sie müssen die vollen zwanzigtausend zahlen, denn den Tausender, den ich von der Echse erhielt, hat man mir wieder abgenommen."
Torytrae lachte spöttisch.
„Das ist Ihr Problem, nicht meines. Volle Bezahlung gibt es nur bei voller Leistung. Sie bekommen das Geld nur, wenn Sie noch einige Tage zusätzlich für mich arbeiten."
„Unmöglich!" protestierte Leggan-Leg entsetzt. „Gayt-Coor hat mir klar zu verstehen gegeben, daß ich..."
„Das nächstemal werden Sie sich eben weniger dämlich anstellen", unterbrach ihn der Jäger grob. „Wenn Gayt-Coor Sie nicht erwischt, kann er Ihnen nicht unterstellen, daß Sie für mich arbeiten."
Leggan-Leg schwieg betreten. Die Wut über den heutigen Mißerfolg war immer noch in ihm, aber allmählich verwandelte sie sich in Rachsucht. Er wollte der überheblichen Echse die Niederlage heimzahlen. Die beste Möglichkeit dazu bot sich ihm, wenn er auf Torytraes Verlangen einging.
„Also schön, was haben wir zu tun?"
„Das lasse ich Sie morgen früh wissen. Vor allen Dingen lege ich Wert darauf, daß Sie Ihr Quartier wechseln. Tun Sie es so, daß keine Spur zurückbleibt. Wenn man Sie verfolgt, schütteln Sie die Verfolger ab. Sobald Sie Ihre neue Unterkunft bezogen haben, melden Sie sich bei mir. Klar?"
„Klar", antwortete Leggan-Leg niedergeschlagen.
„Damit Sie erkennen, wie mangelhaft Ihr Service bisher war", fuhr der Jäger fort, „will ich Sie folgendes wissen lassen. Ich bekam vor zwei Stunden einen Anruf aus Nopaloor. Der Anruf war an sich für Sie bestimmt, aber da sich auf Ihrem Anschluß niemand meldete, wandte man sich direkt an mich."
Leggan-Leg horchte auf. Was war geschehen?
„Sie erinnern sich an Mimiltar, den Dreiäugigen, den ich Ihren Leuten übergab, damit sie ihn bis zu meiner Rückkehr nach Nopaloor sorgfältig aufbewahrten?"
Leggan-Leg machte geistesabwesend die Geste der Bejahung.
„Er wurde vor wenigen Stunden mit Gewalt befreit", eröffnete der Tuuhrt schonungslos. „Zwei Ihrer Leute wurden dabei verletzt. Sie können von Glück reden, daß es keine Toten gegeben hat!"
7.
Den Rest der Nacht verbrachte der Tuuhrt in tiefer Nachdenklichkeit. Er war dem Mann, den der Tschatro des Ceynach-Verbrechens beschuldigte, nicht physisch, aber doch, was die Verwirklichung seiner Pläne anging, so nah wie noch nie zuvor. Es war an der Zeit, daß er sich über einige grundlegende Dinge klar wurde.
Das Bewußtsein des Tuuhrt verfügte über drei Fähigkeiten, von denen die eine oder andere, wenn auch in verkümmertem Zustand, wohl auch in den Gehirnen anderer Wesen beobachtet wurde. In Torytraes Bewußtsein waren sie jedoch alle drei vorhanden und hatten sich im Laufe der Jahrtausende zu einer Intensität ausgebildet, die den Tuuhrt fast zu einem Wesen höherer Ordnung machte. Fachleute der Psycho-Physik, die dem Phänomen auf die Spur zu kommen versucht hatten, nannten die drei Fähigkeiten Abstrakt-Rekonstruktion, Fremdplanungsdeutung und Hyperlogik-Sehen. Die Abstrakt-Rekonstruktion befähigte den Jäger, aus winzigen Andeutungen, Hinweisen und Indizien ein vergangenes Ereignis so genau zu rekonstruieren, wie es sonst nur einem elektronischen Großrechner nach der Methode der iterativen Simulation möglich war. Die Fähigkeit der Fremdplanungsdeutung versetzte ihn in die Lage, wiederum aus undeutlichsten Hinweisen die Gedanken und Pläne eines Fremden zu erkennen, also fast nach der Art eines Hellsehers zukünftige Abläufe und Ereignisse vorherzusagen. Als Hyperlogik-Seher schließlich war er befähigt, auch solche Ereignisse zu rekonstruieren oder vorherzubestimmen, die nicht den Gesetzen der orthodoxen Logik unterlagen, sondern nach den Regeln der Para oder Hyperlogik konstruiert waren.
Der vorliegende Fall hatte dieser drei Fähigkeiten schon bisher in ungewöhnlich hohem Maße bedurft. Jetzt aber, da der Augenblick der Entscheidung nahte, sah Torytrae sich veranlaßt, sie bis zum Rande ihrer Kapazität zu belasten. Der Fremde, der sich zumindest noch auf Traecther in Toraschtyns Körper befunden hatte, hatte Doynschto den Sanften entführen lassen, um stets einen Spezialisten zur
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