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0634 - Duell der Schamanen

0634 - Duell der Schamanen

Titel: 0634 - Duell der Schamanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sein, sich durchzuschlagen, oder wie Zamorra sich für gewöhnlich ausdrückte, ›in jeder Kneipe überall auf der Welt ein Bier bestellen zu können‹.
    Via Internet war es möglich, an die erforderlichen Sprachinformationen heranzukommen. Es folgte ein hypnosuggestiv unterstützter Schnell-Sprachkurs zamorra’scher Prägung, in dem die drei sich die Grundbegriffe der beiden Sprachgruppen verinnerlichten. Für alles weitere mußte die Zamorra und Nicole zu eigene phänomenale Sprachbegabung sorgen, die speziell bei dem Parapsychologen besonders stark ausgeprägt war; er brauchte anderen nur lange genug zu lauschen, um die verwendete Sprache in ihren Grundzügen zu begreifen und sich immerhin bereits einigermaßen verständlich machen zu können.
    Eva hatte es am schwersten damit. Dabei gab sie sich von allen die größte Mühe.
    Zamorra staunte. Er hatte gedacht, es fiele ihr leichter. Denn die Frau ohne Erinnerung wartete gerade in dieser Hinsicht oft mit Überraschungen auf und beherrschte Sprachen, als sei sie im betreffenden Land aufgewachsen. Aber auf die Frage, woher ihr die jeweilige Sprache bekannt sei, wußte sie nie eine Antwort. Sie konnte sich auch an diese Dinge nicht erinnern…
    Aber die Kleidung, die für sie angefertigt wurde, begeisterte sie. Ein dreifach gestaffelter Reifrock aus hellem Stoff, die Taille sehr eng geschnürt unter einem tief dekolletierten Mieder, ein ausgestelltes Jäckchen mit weiten Ärmeln und Rüschen - sie konnte sich vor dem Spiegel kaum satt sehen.
    Nicole schüttelte darüber nur den Kopf.
    »Sieht ja wirklich reizend aus«, gestand sie, die ja selbst ganz ähnlich ausgestattet war. »Und ich sollte mir davon unbedingt noch ein paar Variationen anfertigen lassen für den Fall, daß wir wider Erwarten längere Zeit in der Vergangenheit zubringen müssen. Denn dann benötige ich unbedingt eine größere Kollektion zur besseren Auswahl. Schließlich kann frau ja nicht tagaus, tagein immer dasselbe tragen, nicht wahr?«
    »Was verstehst du unter ›längere Zeit‹?« fragte Eva.
    »So zwei bis drei Tage«, vermutete Nicole. »Ich hoffe ja, daß es in diesem Neu-Frankreich, oder wie immer es sich schimpft, auch einen Schneider gibt, der mir bei der Erweiterung meiner Garderobe auf ein standesgemäßes Maß behilflich ist.«
    »Natürlich gegen entsprechend hohes Entgelt«, seufzte Zamorra. »Wir müßten ganze Truhen voller Golddoublonen beziehungsweise louisdors mitnehmen - kommt ja gar nicht in die Tüte!«
    »Was denn?« protestierte Nicole. »Ich werde nicht genug anzuziehen haben! Soll ich etwa nackt in der Kolonie herumlaufen?«
    »Hierzulande und heutzutage tust du's doch auch, und das sogar freiwillig!« stellte Zamorra fest.
    »Das ist ja auch etwas ganz anderes!« behauptete sie. »Du bist ein geiziges Scheusal, Chef. Du gönnst mir überhaupt nichts, nicht einmal ein paar schöne Kleider!«
    »Wozu auch?« grinste Zamorra.
    »Ohne Klamotten gefällst du mir eben am besten!«
    »Ich mir ja auch«, murmelte sie. »Trotzdem…«
    Eva nahm sie in die Arme. »Wäre das kein guter Grund, den Männern abzuschwören? Komm, ich tröste dich ein bißchen…« Sié versuchte Nicole zu küssen.
    Die wehrte den Annäherungsversuch ab und seufzte.
    »Mag ja sein, daß die Männer alle Verbrecher und sexistische Machos sind. Aber soweit, daß ich deshalb das Ufer wechsele, bin ich noch lange nicht, meine Liebe.«
    »Was nicht ist, kann ja noch werden«, hoffte Eva. »Du weißt gar nicht, was dir entgeht.«
    »Mir«, stöhnte Nicole nach einem anklagenden Blick zum Himmel, »entgeht höchstens der Anblick eines vor Eifersucht tobenden Zamorra, der dir die Augen auskratzt.«
    »Eifersüchtig?« stieß Zamorra hervor. »Ich? Nie!«
    Worauf Eva triumphierte: »Dann gibt es ja keinen Grund, warum du es nicht einfach mal wenigstens versuchst…«
    »Wenn es etwas gibt, was ich an dir bewundere«, sagte Nicole, »dann ist es deine Beharrlichkeit. Aber gib's ruhig auf. Du hast bei mir keine Chance.«
    Eva blinzelte vergnügt. »Wir werden sehen…«
    ***
    Anno 1676:
    Don Cristofero hatte es aufgegeben, auf den Indianer einzureden. Statt dessen hatte er den Gnom ausgesandt, die nähere Umgebung aufmerksam zu durchsuchen - für den Fall, daß sich noch mehr Eingeborene in der Gegend herumtrieben. Don Cristofero haßte Überraschungen…
    Mit der Zeit begann Cristofero sich auch Sorgen um Hercule zu machen. Warum kehrte der Mann nicht von seiner Vorauserkundung zurück? Er war inzwischen

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