0634 - Duell der Schamanen
kleinen Bibliothek gegenüber. Hier waren sie im Moment ungestört. »Und wie soll das Ganze nun funktionieren?« wollte Nicole wissen, Zamorras Lebensgefährtin, Kampfpartnerin und Sekretärin in Personalunion.
»Wir werden uns Eva anvertrauen müssen«, sagte Zamorra.
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, hat schon der olle Wladimir Iljitsch Uljanow gesagt, besser unter dem Namen Lenin bekannt«, spöttelte Nicole. »Bevor ich mich wieder mal auf so haarsträubende Dinge wie Zeitreisen einlasse, wüßte ich gern noch ein paar Details.«
»Deshalb hat auch Zamorra mich schon bedrängt«, sagte Eva. »Aber ich weiß erst jetzt, wie wir es durchführen müssen.«
»Schon ehe ich dir die Ringe gab, hast du ziemlich großspurig verkündet, daß du es kannst. Wolltest du mich da auf den Arm nehmen?« erkundigte Zamorra sich stirnrunzelnd.
»Bist du verrückt?« protestierte Eva. »Was unterstellst du mir da? Ich habe dir gesagt, daß ich es kann, weil ich es kann!«
»Und wie soll es funktionieren?« wiederholte Nicole ihre Frage. »Hast du vielleicht doch so etwas Ähnliches wie eine Antwort darauf?«
»Habe ich«, erwiderte Eva mürrisch. »Aber dazu mußte ich die Zeitringe erst mal in der Hand haben! Von nichts kommt nichts.«
»Soll das heißen, daß du mit ihnen experimentiert hast?« stieß Zamorra hervor.
»Habe ich nicht!« fuhr Eva ihn verärgert an. »Ist es vielleicht auch mal möglich, daß mir jemand freundlicherweise zuhört?«
»Wir lauschen außerordentlich gespannt«, versicherte Zamorra.
»Ich habe versucht, mich auf die Ringe und ihre Fähigkeiten einzustellen«, erklärte Eva. »Ich kann diesen Vorgang jetzt jederzeit wiederholen. Wie es ganz genau funktioniert, kann ich euch auch jetzt noch nicht sagen. Aber es wird gehen. Wir müssen dazu alle in der Vergangenheit an einem Punkt zusammen kommen.«
»Was meinst du mit ›alle‹?« hakte Nicole nach.
»Alle Personen, die damals Beteiligte des Zeitkreises waren. Wer war mit dabei? Zamorra, Nicole, Don Cristofero, der Gnom…«
Zamorra nickte bedächtig.
»Sonst niemand?« fragte Eva nach.
»Es sei denn, du beziehst auch Personen mit ein, in deren Nähe wir seinerzeit ankamen oder mit denen wir dann zu tun hatten. Als da wären römische Legionäre, Henkersknechte der Guillotine, Soldaten des ersten Weltkriegs auf dem Schlachtfeld von Verdun…«
»Die meine ich nicht«, sagte Eva. »Nein, es geht nur um euch vier. Vielleicht sogar nur um euch beide. So genau weiß ich das nicht. Aber ich möchte jedes Risiko ausschließen. Deshalb müssen wir uns in der Vergangenheit treffen.«
»Wir? Du warst damals nicht dabei.«
»Ich zähle jetzt auch nicht mit. Ich bin nur so etwas wie ein Katalysator. Ich muß dabei sein, um mit der Magie der Ringe arbeiten zu können.«
»Pardon«, sagte Nicole. »Aber es fällt mir schwer, dir das so einfach abzukaufen. Gerade dir… immerhin hast du uns ja oft genug erklärt, daß du mit Magie nichts zu tun haben willst. Woher dieser plötzliche Sinnesumschwung? Ich verstehe das nicht so ganz. Ist etwas mit dir passiert, das dich so enorm verändert hat?«
»Unsinn«, erwiderte Eva mißmutig. »Mir gefällt es überhaupt nicht, mit dieser Magie herumzuspielen. Ich verstehe sie ja nicht einmal. Aber ich kann etwas tun; warum also sollte ich meine Hilfe nicht anbieten? Es ist doch wichtig, daß der Zeitkreis geschlossen werden kann, oder? Da kann ich doch wohl mal über meinen eigenen Schatten springen und euch helfen. Oder wollt ihr das nicht?«
»Wollen wollen wir schon«, sagte Zamorra. »Aber dürfen wir uns auch zu wollen trauen?«
Eva tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Ich zwinge es euch nicht auf. Wenn ihr nicht wollt, lassen wir es eben.«
»Ich weiß nicht, wieso du es nicht verstehen kannst oder willst«, sagte Nicole. »Wir versuchen nur, Risiken vorher zu erkennen und möglichst auszuschalten. Um so effektiver können wir agieren.«
Eva zuckte mit den Schultern. »Was soll es da groß zu agieren geben? Wir gehen in die Vergangenheit und kehren umgehend wieder zurück. Das ist alles. Das einzige Problem besteht darin, daß wir mit den beiden anderen Beteiligten Zusammentreffen müssen.«
Zamorra schmunzelte.
»Eben das ist einer der Risikofaktoren«, erklärte er. »Don Cristofero ist eine absolute Garantie dafür, in Schwierigkeiten zu geraten. Der hat ein griffiges Händchen dafür. Überall, wo er ist, gibt’s sofort den größten Ärger.«
»Du übertreibst!«
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