0634 - Duell der Schamanen
Gesandten des Königs, der in Neu-Frankreich nach dem Rechten sehen sollte. Warum auch sollte er aus dieser Abart einer Verbannung nicht das Beste für sich machen?
Nun gut - oder schlecht -, es war leider nicht ganz so gelaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Der bisher amtierende Verwalter der Kolonie war ein außerordentlich mißtrauischer Mensch, wie Don Cristofero zu seinem Ärger feststellen mußte. Dieser ärgerlicherweise außerordentlich mißtrauische Mensch behauptete frech, Don Cristoferos Autorität nicht anerkennen zu wollen. Da könne ja jeder kommen, hatte er dreist gesagt und einen Kurier mit einer Anfrage nach Frankreich zum Königshof geschickt.
Natürlich lautete die Antwort, die ein paar Monate später eintraf, daß Seine Majestät niemals einen Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego beauftragt habe, hier nach dem Rechten zu sehen.
Den Don verdroß dies; warum, zum Teufel, hatte das Schiff mit diesem Kurier an Bord nicht einfach auf dem Ozean sinken können? Hunderte von Schiffen zerbrachen in Stürmen oder wurden von Piraten oder feindlichen Kriegsschiffen aufgebracht, sogar ihm selbst war das ja vor Española passiert! Nur dieser verflixte Kahn mit diesem verflixten Kurier kam heil hin und heil wieder zurück! Die Ungerechtigkeit dieser Welt war einfach nicht zu fassen.
Aber in der Zwischenzeit hatte Don Cristofero sich einige Abhängigkeiten geschaffen, und von seinen moralischen Schuldnern unterstützt, konnte er glaubhaft argumentieren, daß er sehr wohl ursprünglich mit einer gewissen Mission ausgesandt worden sei, der offenkundige und höchst bedauerliche Sinneswandel Seiner Majestät hingegen auf Intrigen zurückzuführen sei.
Ganz dezent fiel dabei der Name deDigue.
Der war dem Verwalter wohl nicht ganz unbekannt. Jedenfalls empfahl er Don Cristofero daraufhin, sich ein wenig vom Licht der Öffentlichkeit zurückzuziehen; man wolle größeren Ärger möglichst vermeiden, denn Robert deDigue sei ein sehr mächtiger Mann, mit dem man sich nur ungern anlegte.
So verging die Zeit.
Don Cristofero und sein Diener, der verwachsene Gnom mit der tiefschwarzen Haut, lernten ihre neue Umgebung kennen und begannen sie zu erforschen. Schließlich, als der Winter vorbei war, beschloß Don Cristofero, eine Expedition nach Norden durchzuführen, den Mississippi hinauf. Daß er später niemals in irgendeinem Geschichtsbuch genannt werden würde, wußte er zu dieser Zeit nicht; vielleicht hätte er sich sonst einer anderen Tätigkeit gewidmet. Nun, so genau hatte er die Geschichtsbücher nicht gelesen, als er sich noch in der Zukunft befand. Vor allem hatte er damals ja noch nicht geahnt, daß es ihn ausgerechnet in diesen Teil der Welt verschlagen würde.
Es machte ihm einfach Spaß, in unerforschte Bereiche vorzudringen. Er war von Natur aus neugierig und an allem interessiert.
So brach er also auf.
Anfangs bestand seine Expedition aus einer Gruppe von zehn Personen. Aber innerhalb kurzer Zeit schrumpfte sie auf nur noch drei zusammen -der Don, der Gnom und ein blonder, riesenhafter Maultiertreiber namens Hercule, dessen Intelligenzquotient offensichtlich kaum größer als der einer Amöbe war, wie Cristofero sich auszudrücken pflegte.
Allerdings war der Mann eine treue Seele, was die Schlichtheit seines Geistes bei weitem überwog. Es gab praktisch nichts, was er nicht widerspruchslos getan hätte, und vermutlich hätte er sich für seinen Herrn in handliche Stücke schneiden lassen, wenn er ihm damit helfen konnte. In seiner Begleitung konnten sich Don Cristofero und der Gnom völlig sicher fühlen.
Dem Gnom indessen war oft genug unbehaglich - speziell dann, wenn Hercule mit seinen Waffen wild in der Gegend herumfuchtelte. Wie leicht konnte die Muskete losgehen, und wenn dann gerade der namenlose Gnom oder der dicke Don in der Schußbahn standen… oder wenn Hercule einmal mit der Machete oder dem Reitersäbel zu weit ausholte…
So kam es zu häufigen Wortgefechten zwischen Hercule und dem Gnom, der den blonden Riesen immer wieder für den leichtfertigen Umgang mit den Waffen rügte, worauf Hercule in schöner Regelmäßigkeit darauf hinwies, daß er diese Gerätschaften stets unter bester Kontrolle habe - und das dann prompt auch vorführte. Worin wiederum der Gnom reine Provokation sah und noch wütender wurde.
Meist ging dann Don Cristofero irgendwann dazwischen und drohte beiden an, sie für die nächsten Tage auf Wasser und Brot zu setzen. Das half für ein paar
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