0636 - Das Blut der Schwarzen Priester
Ort des Geschehens einzutreffen.
Er kannte die Schwarzen Priester und deren Macht genau. Ihm war klar, dass John auf verlorenem Posten stand, denn Kara hatte diesmal nicht eingreifen können.
Deshalb saß Suko wie auf heißen Kohlen und rollte hinein in die anbrechende Dunkelheit.
Die Gegend hatte hier einen schon ländlichen Charakter.
Weideflächen sahen aus wie Schattenfelder. Autos huschten mit hellen Glotzaugen durch die Finsternis.
Suko fuhr schnell. In den Ortschaften, deren Namen er noch nie gehört hatte, ging er deutlich mit dem Tempo herunter. Vor einer Bahnschranke musste er warten und zählte die Sekunden, bis der Zug endlich kam.
Zu seinem Pech rollte ein langer Güterzug vorbei. Die Wagenschlange wollte kein Ende nehmen.
Suko starrte auf die rollenden Schatten, deren Rauschen und Schieben sich wie die Musik von Außerirdischen anhörte.
Endlich hoben sich die Schranken. Diesmal startete Suko mit durchdrehenden Reifen. So was brachte außer schnell abnutzenden Reifen nicht viel. Während des Stopps hatte er sich die Karte noch einmal angeschaut. Der Bahnübergang war eingezeichnet, und Suko wusste, dass er bis zu seinem Ziel nicht mehr weit fahren musste.
Zunächst geradeaus, dann an einer Kreuzung links ab. Diese Nebenstraße führte geradewegs auf den etwas versteckt liegenden Ort zu.
Auch an der Abbiegung jaulten die Pneus für einen kurzen Moment auf, als Suko auf das schmale Asphaltband der Fahrbahn abbog. Einige Schlaglöcher machten ihm zu schaffen.
Sein Gefühl aber blieb. Es war nicht besser geworden, steigerte sich im negativen Sinne, als Suko vor sich den ungewöhnlichen Schein am Nachthimmel sah.
Zuerst dachte er, dass irgendwo ein Feuer brennen und seinen Widerschein verteilen würde.
Das war nicht der Fall, denn der Schein zuckte und bewegte sich nicht. Er sah vielmehr aus wie ein langer, breiter Streifen, den jemand auf die dunkle Fläche des Nachthimmels gemalt hatte.
Das war seltsam…
Und seine Befürchtungen wuchsen, denn dort, wo er den Schein sah, musste Hartford liegen.
Er gab Gas.
Zum Glück kam ihm niemand entgegen. Der dunkle Belag der Straße huschte nur so unter ihm weg.
Jetzt nahm er auch keine Rücksicht mehr auf die Unebenheiten, das musste sein Wagen wegstecken können.
Und der rötliche Schein blieb. Darüber verlor sich dann ein bläulicher Schein in der Schwärze des Nachthimmels, auf dem klar und hell die Sterne wie Brillanten blitzten, im Gegensatz zu dem Nachthimmel, den Suko von London aus gewohnt war.
Der Normale zeigte sich wolkenverhangen, ein regelrechter Regenhimmel.
Dem Inspektor war klar, dass es in Hartford nicht mit rechten Dingen zuging. Dort hatte eine Macht ihre Zeichen gesetzt, die sicherlich nicht aus dieser Welt stammte.
Atlantis!
Dieser Begriff wollte Suko nicht aus dem Kopf. Denn er und die Schwarzen Priester gehörten einfach zusammen. Sie waren damals eine mächtige Gruppe gewesen und hatten auch jetzt nichts von ihrer ehemaligen Stärke verloren.
Suko rollte weiter, ging vom Gas, weil im hellen Schein des Fernlichtes eine Kurve auftauchte.
Erste Bauten ragten aus dem flachen Boden. Scheunen, ein Bauernhof, in dem kein Licht brannte.
Die Straße nahm an Breite zu, führte schnurgerade in den Ort hinein, der auf Suko den Eindruck einer Geisterstadt machte, denn er sah weder einen Menschen auf der Straße noch auf den Gehsteigen. Leer lag die Fahrbahn vor ihm.
Wo befanden sich die Menschen?
Er fuhr langsamer, konzentrierte sich dabei auf den Schein, der weiter links von ihm den Himmel bedeckte.
Das düstere Rot zitterte nicht einmal. Es lag unbeweglich auf der normalen Finsternis. Im letzten Moment entdeckte Suko eine Einmündung. Nach links führte der schmale Weg, den er nehmen musste, um den Ort zu erreichen.
Er sah die Menschen.
Wie Figuren standen sie vor ihm. Das Licht übergoss ihre Gestalten mit einem bleichen Tuch. Sie drehten ihm den Rücken zu und achteten nicht auf das näher kommende Fahrzeug. Ein anderer Vorgang hatte ihr Interesse voll und ganz in Anspruch genommen.
Suko hatte längst erkannt, wo er sich befand. Nicht mehr innerhalb des Ortes, sondern an seinem Rand, wo sich eine Gartenanlage ausbreitete. In sie hinein starrten die Bewohner und kümmerten sich nicht um den Inspektor, der ausgestiegen war und sich zwischen sie hindurch drängelte, wobei er sich noch Lücken schaffen musste, um den direkten Schauplatz des Geschehens zu erreichen.
Dann blieb auch er stehen. Er hatte das Gefühl, als wäre
Weitere Kostenlose Bücher