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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wohligträgen, träumerischen Zustand, in dem sie nur noch genießen wollte…
    ***
    Siro Borga verschwendete nicht viel Zeit damit, das Auto zu säubern. Sarkana war vorsichtig gewesen; nur wenige Tröpfchen Blut waren auf dem Rücksitzpolster verlorengegangen. Für den Autovermieter würde bei rascher Durchsicht des Wagens der Augenschein reichen. Ein wenig Illusionsmagie…
    Die Polizei würde sich zwecks Spurensicherung ohnehin nicht um den Volvo kümmern können. Alle Zeugen hatten ja einen dunklen Bentley gesehen. Von daher gab es nicht den geringsten Hinweis auf Borgas und Sarkanas Aktivitäten; alle Spuren führten zu Tan Morano.
    Borga war nicht ganz mit dem zufrieden, was Sarkana tat. Wenn der Plan funktionierte, fiel nichts von dem Ruhm auf ihn, Borga, zurück. Dann konnte er keine Punkte sammeln. Dann war sein eigener Versuch überflüssig geworden.
    Dennoch wollte er seinen eigenen Plan nicht aufgeben. Er wollte den Willen des Mädchens nicht umsonst unterjocht, das Blut nicht vergebens präpariert haben.
    Aber vielleicht kam er ja noch zum Zuge. Noch war nichts entschieden.
    Borga beeilte sich, in die Dachwohnung seines Opfers zurückzukommen.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, daß dort etwas nicht stimmte…
    ***
    Sarkana schlug zu Fuß einen weiten Bogen und kehrte in die Nähe des Hotels zurück. Er wollte mit eigenen Augen sehen, was als nächstes geschah.
    Zamorra mußte auf den Vorfall aufmerksam werden. Und dann mußte er irgendwie reagieren.
    Nebenbei war Sarkana sicher, daß Siro Borga ebenfalls einen Plan hatte. Der Diener war ehrgeizig. Er wollte in der Hierarchie aufsteigen, und das konnte er nur, wenn er sich mit erfolgreichen Aktionen profilierte. Vermutlich hatte er längst etwas auf eigene Faust eingefädelt.
    Sarkana hatte ihn absichtlich nicht danach gefragt. Er war überzeugt, daß sein eigener Plan funktionierte, und falls nicht, war es gut, noch einen Trumpf im Ärmel zu haben. Aber wenn er Borga darauf ansprach, würde den das möglicherweise verunsichern.
    Borga würde sich bei seiner Aktion besser fühlen, wenn er in Ruhe gelassen wurde.
    Es gab noch einen weiteren Grund, aus dem Sarkana nicht über Borgas Plan informiert sein wollte: Wenn der ebenfalls schiefging, konnte Sarkana nicht mit für das Scheitern verantwortlich gemacht werden. Dann war es für ihn einfacher, nichts gewußt zu haben.
    Der Vampir näherte sich dem Hotel.
    Und entdeckte Zamorra ganz in der Nähe!
    ***
    Der Parapsychologe hatte ein Taxi genommen, um sich zum Hotel zurückbringen zu lassen. Er ging davon aus, daß Nicole noch in der Stadt unterwegs war. Er hatte also Muße, seine Neuerwerbung näher in Augenschein zu nehmen.
    Als das Taxi das Hotel ansteuerte, sah er nur wenige Meter vor der Zufahrt zwei Polizeiwagen und eine Menschenmenge.
    Woher kenn' ich das Bild, dachte er ironisch, drückte dem Fahrer einen Geldschein in die Hand und stieg aus. Er näherte sich der Gruppe und bekam mit, daß ein totes Mädchen aus einem dunkelblauen Bentley geworfen worden war. Direkt hier auf offener Straße und vor Zeugen.
    Gerade rollte ein Leichenwagen an, um die Tote abzuholen.
    Zamorra schob sich nach vorn. Ein Polizist wollte ihn abdrängen, als Zamorra die Bemerkung fallen ließ, möglicherweise sei die Tote mit dem Entführungsopfer vom Boulevard Henri IV identisch.
    Da wurde man hellhörig. »Was wissen Sie darüber?«
    »Nur, daß das Entführerfahrzeug ein blauer Bentley mit britischem Kennzeichen gewesen sein soll. Fragen Sie doch einfach mal bei Ihren Kollegen nach und vergleichen Sie die Beschreibungen von Person und Fahrzeug…«
    Das geschah. Anschließend wußte der Beamte auch, daß Zamorra bei dem anderen Vorfall den Namen Tan Morano genannt hatte.
    »Sie scheinen in dieser Sache besser informiert zu sein, als ich dachte«, erklärte er. »Vielleicht können Sie uns mit weiteren Einzelheiten dienen. Was können Sie uns über diesen Morano erzählen? Was ist das für ein Mann?«
    Zamorra seufzte. Das kommt davon, wenn du deine Nase so weit vorstreckst!
    »Müssen wir uns darüber hier auf der Straße unterhalten?« fragte er und streckte seine Nase noch weiter vor, als er zu den Männern trat, die den Leichensack mit der Toten gerade im Zinksarg verstauen wollten. Entschlossen zog er den Reißverschluß auf und betrachtete das Mädchen.
    Blutleer. Bleiche Haut, eingefallenes Gesicht, ein wenig runzlig geworden und auf seltsame, unbeschreibbare Art trocken. Zamorra faßte nach dem Kinn, drehte es ein
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