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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wenig zur Seite. Er sah die winzigen Einstiche an der Halsschlagader.
    Die Bißmale eines Vampirs.
    Er nickte und zog den Verschluß wieder zu, nickte den Bestattern zu. Der Sargdeckel wurde aufgesetzt, der Behälter verschwand im Wagen.
    Aufmerksam hatte der leitende Beamte zugesehen.
    »Wie ein Kollege«, murmelte er.
    Zamorra hob die Brauen.
    »Sah aus, als wäre ein Kollege am Werk«, schmunzelte der Kripo-Mann. »Die typischen routinierten Handgriffe. Machen Sie so was öfters? Sie sind Parapsychologe, heißt es.«
    »Aber ich arbeite sehr oft mit der Polizei zusammen«, sagtè Zamorra.
    »Und was hat Ihnen der Blick auf den Leichnam verraten?«
    »Daß jemand dem Mädchen auch den letzten Blutstropfen ausgesaugt hat. Die Autopsie wird das bestätigen.«
    »Ein Vampir, wie?« murmelte der Polizist. »Warten Sie mal. Unseren Kollegen am Boulevard Henri IV sollen Sie gesagt haben, der Besitzer des Bentley sei ein Vampirjäger.«
    »Ich sagte, daß er sich mir gegenüber selbst als Vampirjäger bezeichnet hat«, korrigierte Zamorra.
    »Glauben Sie, daß es Vampire gibt?«
    »Ich glaube an Gott«, sagte Zamorra, »und daran, daß jeder Bürger jedes Landes Steuern zahlen muß.«
    »An Vampire also nicht?«
    »Hören Sie, guter Mann. Ich bin Parapsychologe. Ich befasse mich mit okkulten Dingen. Dazu gehören auch Leute, die Magie praktizieren, und andere Leute, die sich für Vampire halten. Ob das alles funktioniert oder nicht, ist eine ganz andere Sache.«
    »Ich denke schon, daß wir uns mal unterhalten sollten. Kommen Sie mit?«
    »Ich habe eine bessere Idee. Wir setzen uns in der Hotelbar zusammen. Ich bin nicht daran interessiert, als eigentlich Unbeteiligter Stunden in irgendwelchen Revierstuben zuzubringen. Bei euch ist's immer so ungemütlich…«
    »Na schön«, sagte der Beamte. »Setzen wir uns in die Hotelbar. Und dann erzählen Sie mir ein wenig über all diese Dinge und über jenen Mister Morano aus England. Vampire… hm! Der Typ muß Psychopath sein. Vielleicht hält er sich nicht für einen Vampirjäger, sondern für einen Vampir, und hat deshalb in dieser Form gemordet…«
    »Sehen Sie«, schmunzelte Zamorra, »solche Dinge zu untersuchen, ist eben meine Aufgabe. Gehen wir…«
    ***
    Roquette Burie ließ sich fallen.
    Es war der Moment, in dem Siro Borga unten auftauchte. Er benutzte den Hinterhof, um weniger aufzufallen. Der seltsame Laut, der von oben kam, zwang ihn, aufzublicken.
    Er sah die Studentin stürzen.
    Noch gut zwanzig Meter entfernt, benutzte er blitzschnell Magie, um sich dorthin zu versetzen, wo Roquette aufschlagen mußte. Beide Arme riß er hoch, fing sie auf und dämpfte ihre Aufprallwucht, konnte aber nicht verhindern, daß sie beide zu Boden gerissen wurden.
    Immerhin überlebte Roquette den Sturz.
    »Was hast du dir dabei nur gedacht?« fuhr Borga sie an, als er sie und sich wieder auf die Beine gestellt hatte.
    »Du warst fort«, sagte sie tonlos.
    »Zurück in die Wohnung«, fauchte Borga.
    Aber dieses Befehls hätte es nicht bedurft.
    Der Zwang, den er über sie gelegt hatte und der dafür sorgte, daß sie sich ohne Grund nicht mehr außerhalb ihrer Dachwohnung aufhielt, wirkte nach wie vor. Jetzt, da Siro Borga wieder in ihrer Nähe war, zog es sie von allein wieder zurück.
    Oben wartete sie darauf, daß er ihr den Befehl gab, ihrer Bestimmung zu folgen.
    Über den Versuch, sich selbst zu töten, dachte sie nicht nach.
    Das war Vergangenheit, aber ihre Vergangenheit interessierte sie ebensowenig wie ihre Zukunft.
    Aber hatte sich nicht irgend etwas verändert?
    ***
    »Wir sollten einander besser kennenlernen«, sagte Tan Morano.
    »Deshalb«, sagte Nicole und räkelte sich verführerisch auf dem Bett, »bin ich doch hier!«
    Er blieb stehen, betrachtete sie nur, ohne sich wieder zu ihr zu gesellen.
    »Ich verstehe dich nicht«, gestand er. »Erst wehrst du dich gegen mich, dann gibst du dich mir hin?«
    »So sind wir Frauen eben«, erwiderte Nicole spöttisch. »Sprunghaft und wechselhaft in unseren Entschlüssen. Als Vampir müßtest du lange genug gelebt haben, um das zu wissen.«
    Er schwieg.
    Sie setzte sich wieder auf. »Es gibt Dinge, die ich wiederum bei dir nicht verstehe«, sagte sie. »Du bist ein normaler Vampir der alten Art, keiner der ›modernen‹ Tageslichtvampire, und doch bewegst du dich ungehindert bei Tage. Du wirfst ein Spiegelbild…«
    »Und fließendes Wasser ist kein Hindernis für mich«, ergänzte er trocken. »Es gibt noch ein paar

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