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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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freien Willen. Sie lehnte sich gegen ihn auf und kündigte ihm an, ihn töten zu wollen.
    Das begriff er nicht.
    Gut, es war ihm nun klar, warum er sich zu ihr hingezogen gefühlt hatte. Irgendwie mußte er gespürt haben, daß etwas Vampirisches an ihr war - beziehungsweise gewesen war. Aber er hätte nie geglaubt, daß seine Sinne so fein waren, das Artverwandte noch nach so langer Zeit zu spüren. Bewußt hatte er es nicht einmal wahrgenommen. Er hatte versucht, Nicole Duval für sich zu gewinnen und ein Netz um sie zu spannen, dabei war er längst in ihrem Netz gefangen gewesen, ohne es überhaupt zu bemerken.
    Aber daß jemand es geschafft haben sollte, nicht nur den Keim zu neutralisieren, sondern auch eine Immunisierung zu erzeugen, war einfach unbegreiflich. [2]
    Aber ihr Verhalten nach dem Liebesbiß - sie war nicht ermattet eingeschlafen, um erst lange danach wieder zu erwachen und dann dem Vampir verfallen zu sein für den Rest ihres Lebens. Es war so, als hätte die Übertragung des Keimes niemals stattgefunden.
    Also mußte sie doch resistent sein!
    Denn sonst wäre ihre Reaktion anders ausgefallen.
    Sie hatte sich ihm hingegeben, dieses eine, einzige Mal, und er war sicher, daß es nie wieder geschehen würde. Aber sie gehorchte ihm nicht, war nicht gefügig und willenlos geworden.
    Und nun drohte sie ihm mit dem Tod.
    Es war unmöglich. Wieso hatte sie ihm erst nachgegeben?
    Das verstand er nicht.
    Er ließ sich in einen Sessel fallen und trank nach und nach den Rest des Weines. Aber nicht einmal der Hauch einer Erkenntnis wollte ihn streifen.
    Er begriff nur, daß er sich in eine tödliche Gefahr manövriert hatte.
    Ruckartig erhob er sich wieder aus dem Sessel, verließ seine Suite und klopfte an die gegenüberliegende Tür.
    Haßt du mich für das, was geschah? wollte er Nicole Duval fragen.
    ***
    Roquette fühlte, daß sich wiederum irgend etwas verändert hatte.
    Je länger sie in ihrer Wohnung saß, desto deutlicher wurde es.
    Sie war wieder in der Lage zu denken!
    Nach wie vor war ihr klar, was sie tun mußte, und daß eine Bestimmung auf sie wartete, die sie um jeden Preis erfüllen mußte. Aber sie war wieder fähig, sich zu fragen, was sie eigentlich erwartete, und es sich auszumalen.
    Nicht nur ihr eigener Tod wartete.
    Sondern auch der eines anderen.
    Dem Mann, nach dem es sie so brennend verlangte, würde sie den Tod bringen.
    Warum?
    Siro Borga, der sie gerettet hatte und der ihr plötzlich wieder unheimlich zu werden begann, konnte sie nicht danach fragen. Er würde es ihr nicht verraten. Aber er würde Verdacht schöpfen.
    Und das durfte nicht geschehen.
    Warum nicht?
    ***
    Zamorra paßte es eigentlich überhaupt nicht, sich jetzt mit dem Kripo-Beamten, der sich als Kommissar Rounald vorgestellt hatte, unterhalten zu müssen. Er wußte aber auch, daß er den Mann nicht so schnell wieder loswurde. Der hatte Blut geleckt und wollte jetzt Hintergründe ausloten. Ein dermaßen suspekter Fall und Zamorras Andeutungen mußten ihn einfach aus der Reserve locken.
    Zamorra begriff, daß es ein Fehler gewesen war, etwas zu sagen. Schon gleich beim ersten Fall, bei der Entführung.
    Was sollte er Gérard Rounald jetzt sagen?
    Die Wahrheit?
    Der Kommissar würde ihm kein Wort glauben. Er war kein Chefinspektor Robin, der selbst einige bemerkenswerte Dinge erlebt hatte und von daher wußte, daß es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich mit normaler Logik erklären lassen. Rounald würde eher an Zamorras Verstand zu zweifeln beginnen.
    Sie betraten das Foyer, als ein Page auf Zamorra zutrat. Er streckte die Hand nach den Comic-Alben und dem Buch aus, die Zamorra unterm Arm geklemmt trug. »Darf ich Ihnen die Sachen abnehmen und in die Suite bringen, Monsieur? Da sind noch ein paar Päckchen, die ohnehin hinaufgebracht werden müssen, und Ihre Frau Gemahlin ist ja bereits im Hause und…«
    Er wollte sich wohl ein kleines Trinkgeld verdienen.
    Zamorra gönnte es ihm durchaus, vor allem, weil er so auch seine ›Beutestücke‹ nicht mehr mit sich herumschleppen mußte.
    Er schmunzelte, verzichtete aber darauf, zu sagen, daß Frau Gemahlin nicht mit ihm verheiratet war. Er wunderte sich nur, daß sie von ihrer Einkaufsorgie schon so überraschend früh zurückgekehrt war, drückte dem Pagen ein paar Francs und die Bücher in die Hände und erkundigte sich beiläufig: »Wann ist sie denn zurückgekehrt?«
    »Vor etwa anderthalb Stunden. Sie kam zusammen mit einem anderen Gast. Ich habe den

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