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0638 - Geliebter Vampir

0638 - Geliebter Vampir

Titel: 0638 - Geliebter Vampir
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kleinigkeiten. Aber glaube nicht, daß ich sie dir jetzt schon offenbare, und erst recht nicht die Gründe dafür. Dazu müßten wir länger Zusammensein und einander vertrauen können.«
    Er reichte ihr das Weinglas, und sie nahm wieder einen Schluck, ehe sie es zurückgab.
    »Vertrauen?« sagte sie. »Es wird zwischen uns nie Vertrauen geben.«
    »Doch. Der Grundstein für dieses Haus ist gelegt.«
    Sie tastete nach den Bißmalen. »Denkst du, weil du den Vampirkeim an mich weitergegeben hast?«
    Er nickte.
    »Wenn du dich da nur nicht täuschst«, sagte sie. »Der Keim ist wirkungslos in mir.«
    »Das kann nicht sein. Selbst deine Unsterblichkeit kann ihn nicht besiegen. Im Gegenteil. Das Wasser von der Quelle der Lebens müßte bestärkend wirken.«
    »Was weißt du von diesem Wasser?«
    Er lächelte nur.
    »Es ist nicht die Quelle des Lebens«, fuhr sie fort, als sie merkte, er würde ihr ihre Frage nicht beantworten. Zumindest jetzt noch nicht. »Es ist etwas anderes. Ich bin gegen den Keim resistent. Weißt du nicht, daß ich schon einmal eine Vampirin war? Vor acht Jahren tötete eine Hexe den Keim in mir ab. Seither kann mir der Vampirismus nichts mehr anhaben. Ich trug vorher auch schon einmal schwarzes Dämonenblut in mir. Längst ist es wieder rot.«
    Sein Lächeln war eingefroren, schwand jetzt allmählich aus seinen Zügen. Er starrte Nicole eine Weile stumm an.
    »Das war es also«, sagte er schließlich tonlos, »was mich bei unserer ersten Begegnung schon angezogen hat. Dämonenblut, Vampirblut! Es muß immer noch etwas in dir sein, worauf etwas in mir reagiert hat. Deshalb also wollte ich dich haben, um jeden Preis.«
    »Nun hattest du mich«, sagte sie. »Bist du jetzt zufrieden?«
    »Nein«, erwiderte er. »Mehr denn je will ich dich. Ich werde Zamorra töten. Dann bist du frei.«
    »Du täuschst dich«, sagte sie. »Du wärst ihn nicht töten.«
    »Wer wird mich daran hindern?«
    »Ich«, erwiderte sie. »Ich werde vorher dich umbringen.«
    Er lachte.
    Sie löste die Perücke von ihrem Kopf, erhob sich vom Bett, schritt an ihm vorbei und suchte das Bad auf, um zu duschen. Er folgte ihr, sah von der Tür aus zu, wie sie sich unter den Wasserstrahlen drehte.
    »Du kannst mich nicht töten«, behauptete er. »Nicht mehr jetzt. Und überhaupt, warum solltest du es tun?«
    »Weil du ein Vampir bist. Glaube mir, ich kann es, und ich werde es tun.« Sie griff nach den Tüchern und frottierte sich ab. Morano sah ihr nach wie vor zu. Er genoß den Anblick ihrer unverhüllten Schönheit sichtlich. Nicole bewegte sich mit Absicht sehr provozierend. Sie entdeckte einen Fön und trocknete ihre Haare. So konnte sie die Perücke gleich wieder überziehen.
    Jetzt endlich legte sie auch ihre Kleidung wieder an.
    »Was darf ich dir noch zur Verfügung stellen?« fragte der Vampir gelassen.
    »Deine Existenz«, sagte sie. »Finde dich damit ab, daß dein Leben endet.«
    Sie trat vor ihn und drückte ihm einen Kuß auf die Lippen. Dann wandte sie sich ab und verließ seine Suite.
    Diesmal machte er nicht die geringsten Anstalten, sie zurückzuhalten.
    ***
    Sarkana war froh, daß Zamorra ihn nicht bemerkt hatte.
    Aber wahrscheinlich war der Dämonenjäger viel zu beschäftigt gewesen. Sarkana, der von der gegenüberliegenden Straßenseite aus beobachtete und lauschte, erkannte, daß alles noch viel besser lief, als er es eigentlich gedacht hatte.
    Der Zufall hatte Zamorra bereits auf die Spur gebracht. Witzigerweise war er in beiden Fällen in der Nähe -Sarkana hatte nicht einmal geahnt, wie nahe Zamorra ihm war, als er das Mädchen ins Auto gezerrt hatte. Und jetzt war der Feind wieder genau im richtigen Moment am richtigen Ort.
    Sarkanas Gehör war erstklassig. Über den Straßenlärm hinweg bekam er genug von den Gesprächen mit, um zu erkennen, daß Zamorra bereits auf die Spur gestoßen war, die Tan Morano hieß. Nun mußte er nur noch erfahren, wo genau er Morano finden konnte.
    Es würde Siro Borgas Aufgabe sein, diese Information Zamorra zuzuspielen.
    Der alte Intrigant war zufrieden. Alles lief nach Plan.
    Und das Blut, das er zu sich hatte nehmen können, verlieh ihm neue Kraft und neuen Schwung. Es war sogar beinahe zu viel gewesen.
    Aber der alte Vampir vertrug eine erhebliche Menge…
    ***
    Morano stand eine Weile reglos da. Er überlegte. Aus dieser Frau wurde er einfach nicht schlau.
    Sie wehrte sich gegen ihn und schlief dann doch mit ihm. Sie empfing seinen Vampirkeim und behielt dennoch ihren
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