0638 - Geliebter Vampir
Menschengestalt an und hüllte sich schnell in die schützende Kleidung, die das Tageslicht von seinem Körper fernhielt.
Erschöpft wartete er auf den Einbruch der Nacht.
***
Zamorra war völlig überrumpelt worden. Zum einen davon, daß Morano vor der Tür seiner Suite stand, zum anderen davon, daß Morano sofort angriff. So reaktionsschnell Zamorra auch für gewöhnlich war, hier war er nicht schnell genug. Ehe er wußte, wie ihm geschah, lag er schon schmerzverkrümmt am Boden.
Rounald und der andere Beamte kamen zu spät, um Morano festzuhalten.
Sie stürmten schon die Treppe weiter hinauf.
Zamorra erhob sich langsam. Der Schmerz ließ nach. Wie es aussah, hatte der Parapsychologe keine Verletzungen davongetragen, allenfalls ein paar blaue Flecken. Aber er ärgerte sich, daß er sich so hatte überraschen lassen. Nun gut, wie hätte er ahnen können, daß sich Morano auf dem Korridor befand?
Warum hatte der Vampir ihn nicht mit in den Lift gerissen und als Geisel genommen? Zamorra hätte ihm kaum gefährlich werden können. Der Vampir besaß wesentlich mehr Kraft, und Zamorras Amulett sprach auf ihn nicht so recht an - bisher jedenfalls. Bei den früheren Begegnungen hatte es die schwarzmagische Aura nicht registriert und daher auch keine Abwehrmaßnahmen ergriffen.
Der Dämonenjäger lehnte sich an die Wand und atmete einige Male tief durch. Er wußte, daß er Morano hier und jetzt nicht mehr erwischen würde. Der war längst auf und davon; auch die Polizisten würden ihn nicht mehr schnappen. Immerhin hatte er als Vampir noch ganz andere Möglichkeiten, zu entkommen, als sie ein Mensch besaß.
Zamorra hatte daran gedacht, einzugreifen, falls Morano bei seiner Festnahme magische Tricks einsetzte. Er war jedoch nicht mehr dazu gekommen.
Aber was war mit Nicole?
Der Page hatte behauptet, sie sei zusammen mit Morano in dessen Auto zurückgekehrt. Und Morano hatte vor Zamorras Suite gestanden!
»Verdammt«, murmelte der Parapsychologe. Wenn der Vampir Nicole gebissen und infiziert haben sollte…
Er betrat die Suite. Es war jetzt wichtiger als alles andere, sich um Nicole zu kümmern.
Er fand sie unter der Dusche. Sie schrak fast zusammen, als sie ihn sah, drehte das Wasser ab und griff nach einem Handtuch. Zamorra nahm es ihr wortlos ab und wischte über den vom heißen Dampf beschlagenen Spiegel. Erleichtert erkannte er Nicoles Spiegelbild darin, aber spiegelte sich nicht auch Morano und unterschied sich dadurch von anderen Vampiren?
»Dein Hals«, sagte Zamorra.
Er tastete ihn ab, fand keine Bißmale.
»Was ist mit dir los?« fragte Nicole.
Zamorra küßte sie. »Ich mußte befürchten, daß Morano dich attackiert hat. Wie seid ihr euch begegnet?«
Nicole schluckte. Sie begann sich abzutrocknen. Zamorra half ihr dabei.
»Zufall, denke ich«, sagte Nicole. »Er hat mich gesehen, ist mir gefolgt und sprach mich schließlich an. Er ist ein Vampir, cheri. Ich weiß es jetzt. Du hattest recht.«
»Die Polizei jagt ihn«, sagte Zamorra. »Die ahnen nichts davon, halten ihn für einen Psychopathen. Er hat ein Mädchen ermordet und hier vor dem Hotel aus dem Wagen geworfen. Er…«
Zamorra verstummte.
Er kehrte ins Zimmer zurück, ließ sich in einen Sessel fallen. »Da stimmt etwas nicht«, sagte er. »Nici, wie lange seid ihr schon hier? Eine Stunde, anderthalb…?«
»Etwa«, gestand sie.
»Dann müßte er an zwei Orten zugleich gewesen sein. Denn das tote Mädchen hat er vor vielleicht einer halben Stunde oder zwanzig Minuten aus dem Auto geworfen.«
»Da haben wir noch miteinander geplaudert«, sagte Nicole. Zamorra konnte ihr Unbehagen spüren. »Ich war in seiner Suite«, fuhr sie fort. »Auf einen Schluck Wein. Dann ging ich und duschte, und du kamst herein. Vor zwanzig Minuten ist er ganz bestimmt nicht draußen gewesen; das wüßte ich.«
»Dann hat er einen Doppelgänger - und sein Auto ebenfalls«, überlegte Zamorra. »Wir haben es also mit zwei Vampiren zu tun. Einer davon tarnt sich als Morano. Wenn ich nur wüßte, warum… Wie hast du dich überhaupt davon überzeugt, daß er doch ein Blutsauger ist? Bisher hast du doch immer vehement widersprochen.«
»Ich weiß es jetzt«, sagte sie. »Erinnerst du dich an die Zeit, als ich selbst vampirisch war?« Sie erklärte ihm ihre Vermutung, daß Reste des damaligen Keims Morano und sie irgendwie zusammengeführt hatten. »Und er versuchte heute, seinen Keim auf mich zu übertragen. Das hat nicht funktioniert.« Unwillkürlich
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