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0639 - Der Tod des Großadministrators

Titel: 0639 - Der Tod des Großadministrators Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kunststücke vollbringen, aber Telekinese, Teleportation, und was der Dinge mehr sind, sind ihm fremd."
    Ich wußte nicht, worauf er hinauswollte, und schwieg.
    „Dem Abgesandten, muß man annehmen, haften dieselben Charakteristiken an", fuhr er fort, als befinde er sich im Selbstgespräch. „Metapsychisch begabt, ja, paraphysische Fähigkeiten, keine. Er kann aus seinem Kontinuum heraus, also ohne sichtbar zu werden, Staatsmarschall Bulls Erinnerungsvermögenbeeinflussen - wobei wir ohnehin noch herauszufinden haben, wie er das macht. Aber wenn wir ihm eine Aufgabe stellten, die mit Psychik nichts zu tun hat, etwa einen Stein vom Boden aufzuheben, dann müßte er teilweise sichtbar werden!"
    Ich sah, wie er sich zu begeistern begann. Während er sprach, entwickelte er seine Gedanken.
    „Sie setzten Fellmer das Wanzenbeispiel auseinander", fuhr er fort, „aber Sie übersahen etwas dabei. In dem Augenblick nämlich, in dem die Finger des vierdimensionalen Wesens die arme Wanze aufheben, werden die Fingerspitzen für die übrigen Wanzen sichtbar. In dem Augenblick, in dem die Finger die Wanze ergreifen, muß wenigstens ein Teil von ihnen, nämlich die äußerste Spitze, mit dem Wanzenkörper auf gleicher Ebene sein.
    In diesem Augenblick können die anderen Wanzen einen Teil des vierdimensionalen Wesens wahrnehmen.' Natürlich hatte er recht. Ich hätte selber daran denken müssen.
    Seine Hypothese war faszinierend. Aber ich durfte mich nicht so rasch geschlagen geben. Ich mußte ihm noch einen kleinen Nadelstich versetzen.
    „Wie aber", fragte ich, „wollen Sie den Fremden dazu bekommen, daß er für Sie einen Stein aufhebt?"
    „Wir müssen eben schlau sein", antwortete er und blinzelte mir zu.
     
    4.
     
    Es war früh am Morgen, als ich zu meinem Quartier zurückkehrte. Auf Waringers Anraten hin hatten wir veranlaßt, daß der zentrale Rechner die Aufzeichnung des nächtlichen Gesprächs nicht nur auf Fellmer Lloyds, sondern auch auf Waringers und meinem Recorder wiedergeben würde. Bei Fellmer blieb die Zeit acht Uhr. Waringers Aufzeichnung würde um neun, die meine um zehn Uhr abgespielt werden. Auf diese Weise vermieden wir, daß, wenn uns etwa über Nacht die Erinnerung abhanden kam, auch die Aufzeichnung verlorenging, wenn etwa der Unbekannte auch Fellmers Konsole zertrümmerte. Man mußte mit allem rechnen.
    Nach den üblichen Vorbereitungen, die bei mir nach der Urväter Sitte dem Zubettgehen vorangehen, legte ich mich gegen drei Uhr endlich zur Ruhe. Ich war innerlich aufgewühlt. Die leichten Vibrationen des Visco-Bettes vermochten mich nicht zu entspannen. Ich" überlegte, ob ich ein Medikament nehmen. solle, und entschied dagegen. Immer noch grübelnd, sank ich nach geraumer Zeit schließlich in einen leichten Schlaf, Wie lange ich geschlafen hatte und wovon ich geweckt worden war, das wußte ich nicht, als ich plötzlich in die Höhe fuhr. Ein eigentümlicher Geruch lag in der Luft, und ein kratzendes, schabendes Geräusch drang aus dem Nebenraum: Ein. unterdrücktes akustisches Kommando brachte die Zimmerbeleuchtung in Gang. Ich griff nach der Waffe und schlich zu dem Durchgang, der in den nächsten Raum führte. Das Kratzen und. Schaben hatte, als ich das Licht einschaltete, eine Sekunde lang aufgehört, jedoch gleich danach wieder begonnen.
    Ich packte die Waffe fester und rief laut: „Licht!"
    Auch in meinem Arbeitszimmer flammte die Deckenbeleuchtung auf. Was ich sah, ließ mir das Blut in den Adern stocken. Zur linken Hand, von meinem Standort ausgesehen, befanden sich mein Arbeitstisch und gleich daneben die Konsole des Daten - Terminals. Um den Fuß der Konsole hatte sich ein merkwürdiger, grauer, pelziger Teppich gebildet, der im Begriff war, an dem schlanken Stiel der Konsolenbasis in die Höhe zu klettern. Er. zuckte und pulsierte, wie von fremdartigem Leben erfüllt. Er hatte keine Augen, keinen Kopf, keine Gliedmaßen. Die Extremitäten, die er zum Klettern brauchte, wuchsen in Augenblicksschnelle aus der pelzigen grauen Masse hervor und verschwanden wieder darin, sobald sie nicht mehr gebraucht wurden. Der graue Pelz wurde immer größer, immer umfangreicher. Er schien da, wo er den Fuß der Konsole umgab, aus dem Nichts zu wachsen und aus dem Nichts hervor ständig neuen Nachschub an Substanz zu erhalten.
    Ich weiß heute nicht mehr, wie lange ich dastand und gleichzeitig fasziniert und angewidert das merkwürdige Schauspiel betrachtete. Schließlich jedoch brach sich die

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