0639 - Der Tod des Großadministrators
um fünf Uhr achtundfünfzig, am achtundzwanzigsten Dezember drei - vier - fünfsieben allgemeiner Zeitrechnung. Zweck dieser Besprechung ist, die Teilnehmer über die Existenz eines fremdartigen Wesens zu informieren, das in den innersten Sektor der Kommandozentrale Imperium-Alpha eingedrungen ist. Da die Gefahr besteht, daß der fremde Eindringling unser Gedächtnis manipulieren kann, wird diese Besprechung aufgezeichnet und die Aufzeichnung an den zentralen Rechner weitergeleitet, von wo sie heute nachmittag um fünfzehn Uhr automatisch auf den Recorder sämtlicher Konferenzteilnehmer wiedergegeben werden wird."
Da endlich fiel uns der Schleier von den Augen 5.
Der nächste Alarm ließ nicht lange auf sich warten. Kurz vor neunzehn Uhr wurde aus dem Rechenzentrum das unerklärliche Auftreten einer merkwürdigen Substanz gemeldet, die den zentralen Rechner zu überziehen versuche. Uns war einige Stunden zuvor schon klar geworden, daß das Rechenzentrum einer der Punkte sei, an dem wir am verwundbarsten waren, und hatten verstärkte Wachen in der Nähe, der Rechner und Peripheriegeräte postiert. Die Leute eröffneten sofort das Feuer.
Auf den Bildgeräten, die das Geschehnis übertrugen, war zusehen, wie die fremde Materie sich aufbäumte und dem mörderischen Beschuß eine Zeitlang Widerstand zu leisten versuchte. Dann jedoch zog sie sich zurück und verschwand innerhalb einer Sekunde so spurlos, als, habe sie sich in Luft aufgelöst.
An den kostbaren Geräten des Rechenzentrums war kein Schaden entstanden. Die Absicht des Angreifers lag offen auf der Hand: Er hatte verhindern wollen, daß wir den zentralen Rechner weiterhin benutzten, um die Wiedergabe der von uns angefertigten Recorder - Aufzeichnungen zu automatisieren. Der Fremde wußte, daß seine Manipulationen unserer 'Gedächtnisse wirkungslos blieb, solange wir dafür sorgten, daß uns die Aufzeichnungen der jüngsten Ereignisse immer und immer wieder vorgespielt wurden. Der Angriff war abgewehrt worden.
Der Sieg gab uns ein neues Gefühl der Stärke und der Zuversicht. Und noch eine wichtige Erkenntnis wurde aus den Vorgängen im Rechenzentrum gezogen.
Die Wachen wurden einzeln befragt. Es handelte sich um insgesamt dreißig Mann. Zwei von ihnen gaben an, sie hätten während des Gefechts plötzlich den Wunsch empfunden, die Waffen einfach wegzuwerfen und davonzulaufen. Der Drang war bei den zwei Wachtposten von unterschiedlicher Stärke gewesen. Den einen hatte er dazu veranlaßt, die Waffe tatsächlich wieder in den Gürtel zu schieben und dem Kampf untätig zuzusehen. Der zweite hatte 'den Wunsch nur eine oder zwei Sekunden lang empfunden und sich sofort danach wieder am Gefecht beteiligt.
Der Fremde hatte also versucht, die Wachen einzuschüchtern.
Er hatte ihnen suggestive Befehle erteilt, die sie daran hindern, sollten, auf ihn zu schießen. Daß nur zwei der Wachtposten die suggestive Beeinflussung überhaupt gespürt hatten, war der beste Beweis für Waringers Behauptung, daß der Unbekannte nicht allgegenwärtig sei. In einem so konfusen Geschehen wie dem Gefecht im Rechenzentrum war er nicht in der Lage, den Widerstand des Gegners durch Kollektivsuggestion auszuschalten. Er mußte sich einen Widersacher nach dem andern gesondert vornehmen. Dabei verlor er Zeit, und der Zeitverlust schließlich erlaubte es den Verteidigern, die Oberhand zu gewinnen.
In meinem Verstand begann sich die die Umrisse eines Planes zu formen. Sie waren längst noch nicht so deutlich, daß ich mich vor den telepathischen Fähigkeiten des Unbekannte zu fürchten brauchte. Es waren wirre, scheinbar unzusammenhängende Ideen, die mir durch den Kopf zogen. Zahl und Übermacht spielten darin eine Rolle, aber auch Unbeeinflußbarkeit und der Effekt der Überraschung. Immerhin nahm ich an, daß sich aus der Silhouette beizeiten ein geeigneter Plan entwickeln werde.
Ich nahm Geoffry Waringer beiseite und machte ihm klar, daß ich in wahrscheinlich nicht allzu ferner Zukunft Imperium-Alpha verlassen müsse.
„So bald?" fragte er und hob überrascht die Brauen.
„Ich spüre, daß sich bald etwas tun würde", antwortete ich und tippte mir dabei gegen die Stirn.
„Versäumen Sie den rechten Augenblick nicht, Atlan", warnte er mich. „Es genügt, wenn das Ontoid auch nur ein kleines Bruchstück Ihres Planes zu sehen bekommt!"
„Das Ontoid ?" fragte ich zweifelnd.
En hob verlegen die Schultern.
„Irgendwer mußte ihm einen Namen geben", meinte er. „Wir
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