0639 - Der Tod des Großadministrators
mir mein Bewußtsein wieder zur Verfügung stand. Die pelzige Masse, die mich umgab, war von derselben Struktur wie die, die in der vorvergangenen Nacht an meiner Terminal Konsole emporgeklettert war. Es war dieselbe Masse, die am vergangenen' Tag die Geräte im Rechenzentrum angegriffen hatte.
Ich befand mich auf der Oberfläche, auf der Haut des fünfdimensionalen Wesens, das seit Tagen im innersten Sektor von Imperium-Alpha sein Unwesen trieb. Der Vergleich mit den zweidimensionalen Wanzen fiel mir ein, den ich vor zwei Tagen Fellmer Lloyd vorgetragen hatte. Ich war die Wanze, und das Ontoid war das Geschöpf aus dem übergeordneten Kontinuum, das mich aufgehoben Hatte. War das, was mich umgab, die Haut der Hand des Ungeheuers?
Mit der Wucht eines unerwarteten Donnerschlages entstand mitten in meinem Bewußtsein ein fremder Gedanke von schmerzender Intensität.
„Du bist mein Feind!"
Es war ein mächtiger, unwiderstehlicher Impuls, der in der Höhle des Schädels widerhallte wie der Schlag eines riesigen Gongs.
Der Gedanke war so wuchtig, daß er meine eigenen Gedankengänge völligdurcheinanderbrachte. Ich kauerte einfach da und lauschte dem unwirklichen Dröhnen in meinem Gehirn.
Ich dachte nichts.
„Warnung!" schrie mich das fremde Bewußtsein an. „Ich dulde keinen Gegner. Meine Gegner werden vernichtet!"
Ich schrie vor Schmerz. Die Botschaft des Fremden war unmißverständlich. Und wenn sich in meinem Bewußtsein in diesem Augenblick noch der kleinste Funke von Widerstand gezeigt hätte, dann hätte er einfach weiter auf mich eingeschrien, bis mein Gehirn unter der Wucht seiner Gedanken zu Fetzen zerrissen worden wäre.
So aber lag ich schlaff vor Schmerz. Selbst die Kraft zum Schreien hatte ich verloren. Ich schloß die Augen, als das Gefühl der wirbelnden Bewegung von neuem einsetzte. Später würde ich diese meine Schwäche verfludhen. Ich hätte die Augen offenhalten sollen und beobachten, wie die Welt sich ringsum veränderte, während ich mich bewegte.
Mit einem sanften Ruck landete ich auf meinem Visco - Bett.
Der infernalische Gestank, den die Oberfläche des Ontoids ausströmte, war immer noch in meiner Nase. Eine Zeitlang lag ich ganz still, um die Übelkeit zu überwinden, die von mir Besitz ergreifen wollte. In meinem Schädel hämmerte und dröhnte es noch immer von der Nachwirkung der fremden Gedanken.
Ganz langsam nur kam ich zur Ruhe. Das Gefühl der Übelkeit legte sich, und das Getöse in meinem Gehirn ließ nach.
Ich stand vorsichtig auf. Mir war eine Warnung zuteil geworden.
Ich, die Wanze, hatte mich auf der Handfläche des übergeordneten Wesens befunden und seine Größe geschaut.
Und irgendwie in diesem Durcheinander, gepeinigt von höllischem Schmerz, hatte mein Bewußtsein es fertiggebracht, den Plan weiterzuentwickeln, von dem ich noch am vergangenen Abend nur die Anfänge gesehen hatte.
Der kritische Augenblick war gekommen. Wenn ich am Leben bleiben, wenn ich den Freunden helfenwollte, mußte ich Imperium-Alpha auf dem schnellsten Wege verlassen.
*
Kolpa Schreiber war sehr erstaunt, mich so bald wiederzusehen. Er nahm an, ich volle mich erneut nach dem Fortschritt unseres gemeipsamen Projektes erkundigen. Als er erfuhr, was mich in 'Wirklichkeit nach Quinto-Center gebracht hatte, nahm sein Staunen noch um einige 'Grade zu.
„Wir sind hier für eine Massenproduktion von Robotern' eigentlich nicht eingerichtet, Lordadmiral", hielt er mir entgegen.
„Es handelt sich um ganz einfache, geradezu primitive Gebilde", erwiderte ich: „Mit einer eng begrenzten Anzahl von Funktionen.."
„Hm. Um welche Funktionen handelt es sich denn, Sir?"
Ich sah, daß es ihm schwerfiel, sich für das Vorhaben zu begeistern. Er war Wissenschaftler reinsten Wassers. Ich dagegen hatte vor, ihn zum Produktionschef zu degradieren. Ich mußte ihm die Sache irgendwie schmackhaft machen. Er mußte das Gefühl haben, an einer wichtigen Entwicklung teilzunehmen, sonst war er nur mit halbem Herzen bei der Sache. Und ich brauchte Leute, die ganz dabei waren.
„Er muß eine vorgegebene Richtung einhalten können", beantwortete ich Schreibers Frage. „Er muß ein Gewebemuster erkennen und schießen können. Je nach Größe ist noch eine weitere Fähigkeit erforderlich, nämlich die eines Servomechanismus, und schließlich muß die ganze Bande noch abstellbar sein."
Er hatte Falten auf der Stirn. Die Sache kam ihm immer rätselhafter vor.
„Verschiedene Größen, Sir? Sie
Weitere Kostenlose Bücher