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0639 - Merlins Zauberwald

0639 - Merlins Zauberwald

Titel: 0639 - Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Fitneßübungen textilfrei durchzuführen, sondern generell so weit wie möglich auf Kleidung zu verzichten. Speziell in den Sommertagen, die für eine Weile brütende Hitze über Europa ausgeschüttet hatten, um jetzt allmählich wieder der aus Regen und Kühle bestehenden Normalität zu weichen. Warm genug war es immer noch, aber Zamorra war der Ansicht, daß die über Europa ausgeschüttete Regenmenge dieses Jahres längst schon im Vorgriff für das komplette nächste Jahrzehnt reichte. Vor ein paar Wochen hatte er schon mal geprüft, ob ihm und anderen nicht bereits Schwimmhäute wuchsen, und ob es nicht effektiver wäre, anstelle eines Autos ein U-Boot zu kaufen…
    Während Europa in den letzten Jahren immer nasser und kühler wurde, um nur an wenigen Tagen durch Superhitze den Jahresdurchschnitt wieder zu erreichen, verglühten andere Landstriche in Dauerhitze und wurden zu sich bedrückend schnell ausbreitenden, lebensfeindlichen Zonen…
    Irgendwie war das nicht gerade günstig verteilt, fand er.
    »Mal im Ernst«, sagte er. »Ich habe an dich gedacht, aber solltest du das tatsächlich als eine Art Ruf wahrgenommen haben? Wenn ja, dann haben wir gerade eine neue Funktion des Amuletts entdeckt…«
    »Per Gedankenbefehl oder zu verschiebender Zeichen?« Sie glaubte ihm sofort. Merlins Stern mußte die Verbindung zwischen ihnen hergestellt und dabei Zamorras Vorstellung in einen Ruf umgesetzt haben!
    Konnte das sein, oder ging jetzt mit ihnen beiden die Phantasie durch?
    »Ich habe versucht, mit den Symbolen zu arbeiten…«
    »Und welche hast du dabei benutzt?« fragte Nicole. »Bewege sie noch einmal, denke dabei an jemand anderen hier im Château Montagne… und wenn derjenige gleich ebenfalls hier aufkreuzt, haben wir den Beweis, daß das Amulett auch als Rufübermittler funktioniert…«
    Zamorra streckte die Hand wieder nach dem Amulett aus, als Nicole eine Warnung hinzufügte: »Und denke jetzt bloß nicht an den Drachen…«
    Zamorra lachte leise. »Fooly wäre der letzte, den ich hier im ›Zauberzimmer‹ sehen möchte, aber durch deine Erwähnung machst du es mir jetzt schwer, nicht an ihn zu denken… Na gut, ich versuche mal, Lady Patricia herzuholen…«
    Nicole nickte.
    Dann wartete sie gespannt ab, was geschah.
    Hatten sie wirklich eine neue Funktion der magischen Silberscheibe entdeckt?
    ***
    Yaga hatte Merlin gerufen, und der Zauberer von Avalon hatte diesem Ruf Folge leisten müssen.
    Aus dem Nichts tauchte er vor ihr auf. Er starrte sie finster an, und sie starrte zurück.
    Registrierte er nicht, wie jung, wie schön sie geworden war durch das Bad im Licht des unwahrscheinlich hellen und großen Mondes?
    Merlin zeigte nicht die geringste Regung.
    Es konnte doch nicht sein, daß er seine Erinnerungen blockiert hatte? Sie zeigte sich ihm doch so, wie er sie vor langer Zeit schon einmal gesehen hatte! Dabei war das nicht einmal ihre Absicht gewesen, als sie sich dem Mondlicht preisgegeben hatte, sondern sie hatte es nur genießen wollen. Dennoch fragte sie sich jetzt stumm, weshalb die Veränderung, die der Mond an ihr vorgenommen hatte, auf Merlin nicht wirkte.
    Reagierte er deshalb nicht darauf, weil er wußte, daß diese Veränderung nur vorübergehend war?
    Er kannte sie doch so gut, seit damals… er, der sich niemals fest an eine andere Person hatte binden wollen, weil seine Aufgabe ihm wichtiger war, seine Verantwortung…
    Als Diener! Diener des Wächters der Schicksalswaage!
    Sie lachte ihn an.
    Empfand er es als Auslachen?
    Er zeigte sich abweisend und verschlossen.
    Ihr Lachen, ohnehin nicht so gedacht, wie Menschen oder vielleicht sogar Merlin es deuten mochten, schwand. Sie wurde ernst, begegnete Merlin jetzt mit der gleichen Gefühllosigkeit, die er ihr entgegenbrachte.
    »Lange ist es her«, sagte sie und deutete dabei auf den Wald.
    »Ja«, sagte er und wandte den Blick ab.
    »Du mußt mir den Zutritt gewähren. Oder bist du ehrlos geworden und willst dich nicht mehr an Verpflichtungen erinnern?«
    »Es ist keine Verpflichtung, Schwester«, sagte Merlin. »Es war nur ein Versprechen.«
    »Nur? Nur ein Versprechen, sagst du? Ist ein Versprechen dir weniger wert als selbst den Menschen?«
    »Ich erlaubte mir, dich auf den Unterschied hinzuweisen«, sagte er schroff. »Wäre es eine Verpflichtung, stünde dir Broceliande jederzeit offen. Doch ich sehe mich nicht in der Pflicht. Ich versprach dir, dich in den Zauberwald zu lassen. Aber dieses Versprechen erfolgte unter

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