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0639 - Merlins Zauberwald

0639 - Merlins Zauberwald

Titel: 0639 - Merlins Zauberwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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als sei er zum Greifen nahe. Yaga hatte den Eindruck, sie brauche nur die Hand auszustrecken, um ihn zu berühren.
    Nur wenige Meter vor dem Beginn des Waldes blieb sie stehen.
    Ihre Kleidung fiel von ihr ab.
    Hoch hob sie ihre Arme, streckte und reckte ihren Körper dem Vollmond entgegen. Sie drehte sich im Licht der hellen Nacht, hinter dem die Pracht des Sternenzeltes sich zù verbergen schien, um nicht mit dem Mondlicht konkurrieren zu müssen.
    Yaga badete regelrecht im Licht des mächtigen Mondes. Einmal lachte sie leise auf und kicherte im Selbstgespräch: »Von Zeit zu Zeit müssen auch Hexen etwas für Ihre Schönheit tun. Frau bleibt ja nicht ewig jung…«
    Aber jetzt, sich im Mondlicht drehend, blieb sie auch nicht alt!
    Ihr Körper straffte sich!
    Die Haut verlor ihre Falten, wurde glatter, seidiger. Der leicht nach vom gekrümmte Rücken wurde gerader. Yaga schien zu wachsen, schien jünger zu werden.
    Sie lachte!
    Und kein Mensch sah sie.
    Er hätte gestaunt. Aus einer alten, gebeugten Frau wurde eine reife Schönheit. Und das innerhalb weniger Minuten. Sie war keine Baba mehr, keine Großmutter, sondern eine Frau in vollster Blüte ihrer jugendlichen Kraft.
    Sie genoß die Verjüngung, und doch wußte sie, daß das nur eine vorübergehende Erscheinung war.
    Schon bald würde ihr ursprüngliches Aussehen zurückkehren. Dann würde sie wieder so aussehen, wie jeder sie kannte, wie sie in den alten Geschichten beschrieben wurde.
    Doch für eine Weile konnte sie die Rückkehr der Jugend und der Schönheit genießen.
    Die vorübergehende Verjüngung gab ihr auch neue innere Kraft. Sie fühlte sich dynamischer.
    Unwillkürlich lächelte sie.
    Aber dann verhärtete sich ihr Lächeln, als sie die Sperre bemerkte, die immer noch über Broceliande lag.
    Hatte Merlin nicht versprochen, ihr den Zutritt zu gewähren?
    Sie rief ihn.
    Sie rief ihn mit all ihrer Macht zu sich. Und wie ein Dämon dem Höllenzwang des ihn beschwörenden Zauberers folgt, so mußte auch Merlin ihrem Ruf folgen…
    ***
    Die Tür des ›Zauberzimmers‹ wurde geöffnet. Nicole Duval kam herein.
    »Hast du gerufen?« fragte sie.
    Professor Zamorra sah auf. »Wie, bei der Knisterkralle der Panzerhornschrexe, kommst du denn darauf?«
    Sie küßte ihn auf die Wange, worauf er automatisch protestierte: »Ist das alles? Kommt da nicht noch etwas mehr?«
    Aber Nicole war schon wieder ein paar Schritte entfernt. »Next time«, versprach sie. »Du hast also nicht gerufen?«
    »Nein…«
    »Dann gibt's auch keinen richtigen Kuß, sondern nur diese Beta-Version«, verkündete sie munter. »Nur stellt sich mir jetzt die Frage, was ich gehört habe. Oder«, sie wurde nachdenklich, »habe ich das vielleicht gar nicht wirklich gehört?«
    »Erzähl mir einfach, was passiert ist«, bat der Parapsychologe.
    Er legte das Objekt, mit dem er gerade gearbeitet hatte, vor sich auf den Tisch. Merlins Stern, das zauberkräftige Amulett, das der Zauberer von Avalon vor fast einem Jahrtausend aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, nachdem er einen Stern vom Himmel holte. Eine handtellergroße Silberscheibe aus einem unbestimmbaren Material, in dessen Mitte sich ein stilisierter Drudenfuß befand, ein fünfzackiger Stern, der mit einem einzigen Strich gezogen wird, ohne den Stift auch nur einmal abzusetzen. Er wurde umgeben von den Symbolen der zwölf Tierkreiszeichen, und am äußeren Rand befand sich ein Ring mit eigenartigen Hieroglyphen, die bislang noch niemand hatte entziffern können.
    Zamorra wußte, daß diese leicht erhaben gearbeiteten Schriftsymbole sich mit leichtem Fingerdruck verschieben ließen. Dabei lösten sie bestimmte magische Funktionen aus, um augenblicklich an ihre Ausgangsposition zurückzugleiten und scheinbar unverrückbar auszusehen.
    Einige der Funktionen kannte Zamorra inzwischen - nachdem er bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten mit diesem Amulett arbeitete. Aber es erwies sich immer wieder als äußerst schwierig und zeitraubend, zu versuchen, Merlins Stern seine Geheimnisse zu entreißen. Dieses magische Instrument, Werkzeug und Waffe zugleich, blieb rätselhaft. Und sein Schöpfer selbst, der große Zauberer Merlin, behauptete, mit dem letzten Exemplar des Siebengestirns von Myrrian-ey-Llyrana etwas geschaffen zu haben, das zwar den absoluten Höhepunkt seines magischen Könnens darstellte, das er aber selbst nicht mehr bis in die letzte Konsequenz seiner Spezifikationen verstand - kurz gesagt, er weigerte sich,

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