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0640 - Hexentränen

0640 - Hexentränen

Titel: 0640 - Hexentränen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Broceliande tötet niemand einen anderen«, sagte das Para-Mädchen. »Und schon gar nicht mein Vater.«
    Yaga stöhnte auf.
    Die Bilder stimmten nicht! Sie gerieten durcheinander. Sie mußte sie sortieren, mußte sie wieder ordnen, so, wie sie einmal gewesen waren, wie sie hintereinander gehörten. Aber sie mußte auch von hier fort.
    Nein, das war falsch, es stimmte auch nicht: Richtig war - sie mußte AUFWACHEN!
    Und konnte immer noch nicht.
    Wieder wurde sie von etwas berührt. Wieder schrak sie zusammen.
    Was war das, was sie anstieß und aus ihrem Zustand zu reißen versuchte? Sie war doch noch nicht fertig mit dem Sortieren und Ordnen! Das ging doch nicht so schnell, sie brauchte Zeit.
    Etwas stieß sie immer heftiger. Rüttelte sie.
    Da fuhr sie mit einem gellenden Schrei auf.
    Riß die Augen auf. Sah sich um, sah den Wald um sie her, aber nicht mehr das blonde Mädchen und nicht mehr die Fabelwesen, mit denen Eva sich getummelt hatte.
    Die Wirklichkeit brach brutal über sie herein!
    ***
    Merlin sah…
    ... den Bach in die See strömen. Es spielte keine Rolle, welchen Weg das Wasser nahm. Ob es aus Broceliande kam, oder von der Burg des Pendragon, ob Britanniens Herz oder die Bretagne der Ursprung waren. Hier war alles miteinander verbunden. Denn hier war Merlins Reich.
    Doch es endete, wo der Weg nach Avalon begann.
    Die Feeninsel, die jenseits der Welt dahintrieb im Meer eines ungeheuren, fantastischen und unbegreiflichen Zaubers.
    Nach Avalon floß dies Wasser.
    Wo war Avalon?
    Es gab keinen geographischen Ort dafür. Avalon war in den Gedanken jener, die sich ihrer Magie zu bedienen vermochten.
    »Was willst du in Avalon?« fragte der mächtige Drache, aus dessen Nüstern Dampf schnob und dessen Schwingen den Himmel verdunkelten. »Kehre um, denn diese Welt ist nicht für dich geschaffen!«
    »Du darfst mir den Zugang nicht verwehren«, erwiderte das Mädchen mit dem hüftlangen goldenen Haar.
    »Du wirst sterben, wenn du Avalon erreichst.«
    Das Boot war winzig, wirklich winzig. Es reichte gerade aus, daß die Goldhaarige darin stehen und die Schwankungen ausbalancieren konnte, die die Wellen mit sich brachten. Sich hinzusetzen, fiel schwer. Die Goldhaarige stakte mit einer langen Stange vorwärts. Das Gewässer ging nicht tief, und die stakende Fortbewegung ging vielleicht einfacher, als zu rudern - wenn man diese Technik beherrschte.
    »Ich werde sterben, wenn ich Avalon nicht erreiche«, sagte das Mädchen.
    »Woher kommst du?« wollte der Drache wissen. Sein mächtiger Schädel pendelte an einem langen Hals bedächtig über dem Wasser hin und her. So weit das Auge sah, gab es über dem See nur diesen Drachen. Sein Körper verschwamm mit der Dunkelheit und den Nebelschwaden, die aus seinen Nüstern drangen und sich über das Wasser legten.
    »Ich weiß es nicht«, sagte die Goldhaarige. »Ich weiß nur, wohin ich gehe.«
    »Das ist erstaunlich«, erklärte der Drache. »Alle anderen, die hierher wollten, wußten nicht, wohin sie gehen, dafür aber sehr gut, woher sie kommen. Warum ist das bei dir anders?«
    »Weil ich nach Avalon muß.«
    »Was willst du in Avalon?« fragte der mächtige Drache. »Kehre um, denn diese…«
    »Du wiederholst dich.«
    »Alles wiederholt sich. Nichts ist wirklich neu. Aber nur Tote kommen nach Avalon.«
    »Wie Artos, der junge Bär, der von Mörderhand starb?«
    »Die Königin vom See holte ihn zu sich.«
    »Er lebt also wieder - auf Avalon?«
    »Denkst du, dort auf ihn zu treffen?«
    Die Goldhaarige schüttelte den Kopf. »Das ist nicht mein Begehr. Artos starb, lange bevor ich das Licht der Welt erblickte. Selbst wenn er auf der Feeninsel lebt, lebt er nicht in meiner Zeit.«
    »Du erstaunst mich abermals«, sagte der Drache. »Du willst wirklich, daß ich dir den Weg freigebe?«
    »Ja.«
    »Ich werde dich töten müssen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig.«
    »Aber du lebst. Nur Tote kommen nach Avalon. Solange du lebst, kannst du die Insel nicht betreten.«
    »Einer kann es!«
    »Merlin meinst du, den mächtigen Magier. Doch er geht andere Wege. Jener, den du nimmst, ist auch Merlin verschlossen, solange er lebt.«
    »Das ist nicht möglich!« entfuhr es der Goldhaarigen.
    »Dann wird er ihm verschlossen sein.«
    »Du redest Unsinn, Drache«, sagte sie. »Gib den Weg frei.«
    Der Drache sperrte sein riesiges Maul auf. Es reichte, um die Goldhaarige mitsamt ihrem kleinen Bötchen zu verschlingen. Er würde nur einmal schlucken müssen.
    »Nur Tote

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